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Enerige & Management > Stromnetz - 50 Hertz steigert Investitionen für stabile Netze
Unternehmensspitzen bei 50-Hertz-Jahrespressekonferenz. Quelle: E&M / Susanne Harmsen
STROMNETZ:
50 Hertz steigert Investitionen für stabile Netze
Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz investiert bis 2028 rund 23 Milliarden Euro in seine Infrastruktur. Der Finanzierungsplan sieht 60 Prozent Fremdkapital vor.
 
Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz, zuständig für die Stromnetze in Ostdeutschland, Berlin und Hamburg, sieht steigende Investitionsbedarfe für die Integration erneuerbarer Energien. Im vergangenen Jahr lag der Anteil von Wind-, Solar- und Biomasseenergie im Netzgebiet bei 73 Prozent. „Das ist eine gute Entwicklung, aber es entstehen Herausforderungen für Systemstabilität und Bezahlbarkeit“, sagte CEO Stefan Kapferer, auf der Jahrespressekonferenz in Berlin.

2024 war der Stromverbrauch im Netzgebiet mit 94 Milliarden kWh so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Während die Windenergie 44 Prozent des Bedarfs deckte, lag die Photovoltaik bei 15 Prozent und verzeichnete einen Zubau von fast 4.000 MW installierter Leistung. Aufgrund hoher Einspeisung bei geringer Nachfrage kam es zunehmend zu negativen Börsenstrompreisen von bis zu minus 13,5 Cent/kWh. Umgekehrt sorgte eine geringe Einspeisung aus Wind- und Solarenergie für hohe Preisspitzen von bis zu 94 Cent/kWh.

Neue Stromerzeuger netzdienlich ansiedeln

Kapferer fordert daher eine Anpassung der Rahmenbedingungen: „Das Prinzip einer maximalen Einspeisung muss durch einen netzdienlichen Ausbau ersetzt werden.“ Neue Kraftwerke und erneuerbare Anlagen sollten gezielt an Standorten errichtet werden, die zur Stabilität des Stromnetzes beitragen. Dieser netzdienliche Zubau könnte über einen Baukostenzuschuss als Regulierung der Ansiedlung erreicht werden, unterstützte er Entwürfe der Bundesnetzagentur.

„Insbesondere der weitere Ausbau der Photovoltaik sollte sich stärker an realistischen Annahmen zum erwarteten Stromverbrauch, am Ausbau der Stromnetzinfrastruktur und am netzdienlichen Aufbau von Speicherkapazitäten orientieren“, forderte Kapferer. Ineffizienzen im System machten die Stromversorgung unnötig teuer. Daher forderte er, den Smart Meter Rollout zu beschleunigen, damit der Stromverbrauch flexibler an die Erzeugung angepasst werden kann.

Kapferer unterstützte den Vorschlag des Kommunalverbandes VKU, bei Windkraft Offshore nicht 70.000, sondern nur 60.000 MW auszubauen. Freileitungen statt Erdkabel, sowie der rasche Zubau gesicherter Leistung von 20.000 MW bis 2030 seien der Schlüssel zur preisgünstigen Systemsicherheit. Das Papier der Sondierungsgespräche von Union und SPD lobte Kapferer in Bezug auf den geplanten Infrastrukturfonds, der auch genug privates Kapital einwerben könne.

Netzausbau kommt voran

Um den steigenden Anteil erneuerbarer Energien bewältigen zu können, beschleunigt 50 Hertz den Ausbau der Netzinfrastruktur. Der Übertragungsnetzbetreiber hat den Berliner Nordring sowie zwei Teilstücke der Uckermarkleitung in Betrieb genommen. Allein diese sparen rund 200 Millionen Euro Redisptachkosten jährlich ein, unterstrich der CEO. Derzeit befinden sich fast 900 Kilometer Freileitungen und Erdkabel im Bau, weitere 1.800 Kilometer durchlaufen Genehmigungsverfahren.

Besonders wichtig sei die Gleichstromverbindung Südostlink, sagte Kapferer. Sie soll künftig Windstrom von Nord- nach Süddeutschland transportieren. Für den südlichen Abschnitt liege bereits ein rechtskräftiger Planfeststellungsbeschluss vor und die Bauarbeiten haben begonnen. Auch Offshore-Netzanbindungen kommen planmäßig voran. So habe 50 Hertz das Projekt Ostwind 2 abgeschlossen, wodurch die Windparks Arcadis Ost 1 und Baltic Eagle an das Höchstspannungsnetz angeschlossen wurden.

Weitere Milliardeninvestitionen geplant

50 Hertz plant Investitionen von rund 23 Milliarden Euro bis 2028. Das ist fünfmal mehr als in der vorangegangenen fünfjährigen Regulierungsperiode. Der Finanzierungsplan sieht eine Mischung aus Fremdkapital (60 Prozent), Eigenkapital (20 Prozent) und operativem Cashflow (20 Prozent) vor. Marco Nix, Geschäftsführer für Netzausbauprojekte und Finanzen, betonte die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens: „Wir setzen unser Wachstum auf einer soliden finanziellen Grundlage fort.“ Dies sei mit der Unterstützung der Muttergesellschaft Elia Group möglich. 2024 erwirtschaftete 50 Hertz ein Jahresergebnis von 310 Millionen Euro.
 
Steigende Investitionen von 50 Hertz in den Netzausbau
(Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: 50 Hertz

Elia Group stärkt Eigenkapital

Die Muttergesellschaft Elia Group, die an der Brüsseler Börse notiert ist, unterstützt den Investitionskurs mit einer Eigenkapitalerhöhung von 2,2 Milliarden Euro (siehe auch separaten Beitrag). Davon stammen 850 Millionen Euro aus einer Privatplatzierung, an der sich vier Investoren beteiligen, Atlas Infrastructure, Publit Next Grid Holding, Black Rock Inc. und CCP Investments. Weitere 1,35 Milliarden Euro sollen durch eine Bezugsrechtskapitalerhöhung aufgebracht werden.

Elia-Group-CEO Bernard Gustin nannte die Stärkung der Eigenkapitalbasis die entscheidende Voraussetzung für die anstehenden Investitionen: „Diese Transaktion sichert das Wachstum der Gruppe in Belgien, Deutschland und auf internationalen Märkten.“ Bis 2028 wird die Elia Group noch weitere rund zwei Milliarden Euro an Eigenkapital benötigen. Mit den geplanten Investitionen soll die Netzstabilität erhöht und der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien abgesichert werden.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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