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Enerige & Management > Mobilität - 1.000 Ladestationen sind genug
Quelle: Pixabay / Larisa Koshkina
MOBILITÄT:
1.000 Ladestationen sind genug
Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs in Europa benötigt weniger Ladestationen als bislang gedacht, so eine aktuelle Studie. Doch noch gibt es eine große Herausforderung.
 
20.000 potentielle Standorte für Lkw-Ladestationen haben Forschende des Fraunhofer ISI in Kooperation mit Amazon analysiert. Das Ergebnis, das nun in der Studie „Optimized demand-based charging networks für long-haul trucking in Europe“ veröffentlicht wurde: Bereits 1.000 öffentliche Hochleistungs-Ladestationen könnten genügen, um den Bedarf von 91 Prozent des erwarteten Langstreckenverkehrs in Europa abzudecken.

Bislang sieht die EU-Verordnung AFIR (Verordnung über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe) vor, dass es für schwere E-Nutzfahrzeuge künftig pro 120 Kilometer mindestens einen Ladepunkt und zwei LKW-Ladestationen auf sicheren Parkplätzen im Transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V) geben soll, was den Forschenden zufolge bis 2030 allein für Deutschland insgesamt rund 300 Lkw-Ladestationen ergeben würde. Europaweit wären es demnach mehr als 2.000.

Allerdings gebe es bislang erst wenig Erkenntnisse über optimale Ladestandorte für den Lkw-Fernverkehr in Europa, heißt es in einer Mitteilung des Fraunhofer ISI. Daher habe man nun mit Hilfe des Open-Source-Tools „CHALET“ von Amazon auf Basis von Berechnungen des europäischen Lkw-Verkehrsaufkommens im Jahr 2030, öffentlich zugänglicher Standorte in Europa und existierender Lkw-Haltestellen ein optimiertes Lkw-Ladenetz entwickelt, das den erwarteten Ladebedarf mit einer Mindestanzahl an Ladestationen decken soll.

Konservative Berechnung

Berücksichtigt habe man dabei auch Kapazitätsbeschränkungen im Hinblick auf Platzverfügbarkeit sowie Netzanschluss. Auch seien die Berechnungen eher konservativ erfolgt: Man sei nicht von Depotladen ausgegangen und habe eine Praxisreichweite von nur 400 Kilometern zugrunde gelegt, die einige neue Batterie-Lkw-Modelle bereits heute überschreiten.

Wichtig für die Auswahl der optimalen Standorte für Lkw-Ladestationen sei, wie es in der Studie heißt, den Fokus auf stark befahrene Strecken an wichtigen Verkehrsknotenpunkten zu legen. Wenn das Ladenetz später ausgebaut werde, könnten sukzessive Standorte auf weniger stark befahrenen Strecken hinzukommen.

„Die Ergebnisse zeigen, dass sogar weniger Ladestandorte als von der Europäischen Union gefordert fast den gesamten europäischen E-Lkw-Verkehr abdecken würden“, kommentiert Patrick Plötz, Leiter des Geschäftsfelds Energiewirtschaft am Fraunhofer ISI und Studienautor die Ergebnisse: „Diese neuen Standorte müssen aber eine ausreichende Netzleistung haben, wobei einige eine Kapazität von bis zu 12 Megawatt benötigen werden, um bis zu 20 MCS-Anschlüsse versorgen zu können. Dies verdeutlicht die Herausforderungen beim Energiebedarf und der Netzinfrastruktur, den die Elektrifizierung des europäischen Lkw-Güterfernverkehrs mit sich bringt.“ MCS steht für „Megawatt Charging System“.

Entscheidend sei nun, so Plötz, dass Industrie und Politik die weitere Entwicklung und Einführung von Megawatt-Ladesystemen beschleunigen müssen. Das ermögliche etwa Logistikunternehmen, die keine Möglichkeit zum Depotladen haben, ihre Flotten zu elektrifizieren. Durch öffentliche MCS-Stationen könnten Herausforderungen etwa bei der Stromversorgung oder durch den Erwerb entsprechender Immobilien vermieden werden, die oft eine große Hürde für die Anschaffung von batteriebetriebenen Lkw seien.

Die Studie ist Teil des Projekts „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa), das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität mit insgesamt 12 Millionen Euro gefördert und als Technologie- und Erprobungsprojekt im Rahmen der Umsetzung des „Gesamtkonzepts Klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ durchgeführt wird. Fördermittel dafür werden auch im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) über die europäischen Aufbau- und Resilienzfazilitäten (ARF) im Programm Nextgeneration EU bereitgestellt. Die Förderrichtlinie wird von der Now GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.

Die vollständige Studie “Optimized damand-bades charging networks für long-haul trucking in Europe”  ist auf den Internetseiten des Fraunhofer ISI abrufbar.
 

Katia Meyer-Tien
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