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Enerige & Management > Wirtschaft - Windpark in Bayerns Chemiedreieck wieder wahrscheinlicher
Die Unternehmen im Chemiedreieck, wie hier in Burghausen, brauchen viel Strom. Quelle: E&M / Drewnitzky
WIRTSCHAFT:
Windpark in Bayerns Chemiedreieck wieder wahrscheinlicher
Die Bürger von Marktl in Oberbayern haben mehrheitlich nichts gegen Windräder auf ihrem Gemeindegebiet. Das ist das Ergebnis eines Bürgerentscheids.
 
Mit dem Bürgerentscheid von Marktl, bei dem es um vier Windräder auf dem Gemeindegebiet ging, wird der Bau eines großen Windparks Altötting zur Versorgung der Industrie im Chemiedreieck wahrscheinlicher. Er sollte ursprünglich 40 Windräder umfassen, 288 MW erzeugen, 400 Millionen Euro kosten und auf einer Fläche von 5.000 Hektar im Staatsforst entstehen. Das Nein der Bürger in der Gemeinde Mehring, auf deren Gebiet zehn Windräder aufgestellt werden sollten, bedeutete aber dann im Januar einen schweren Rückschlag für das Projekt.

Unter Beteiligung des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wurde danach ein abgespecktes Konzept entwickelt, das jetzt noch 27 Windturbinen umfasst. Aiwanger hatte sich auch nach dem negativen Bürgerentscheid in Mehring heftige Kritik anhören müssen. Der Vorwurf lautete, er habe sich im Vorfeld nicht darum gekümmert und lieber Bauerndemo-Hopping betrieben.

60,2 Prozent Zustimmung

Mit dem Ausgang des Bürgerentscheids von Marktl, bei dem es einen Zustimmungswert von 60,2 Prozent gab, 39,5 Prozent Nein-Stimmen und eine Wahlbeteiligung von 70 Prozent, zeigte sich der Wirtschaftsminister jetzt zufrieden. „Die deutliche Zustimmung der Bevölkerung von Marktl ist ein gutes Zeichen für die Energiewende im Freistaat. Man sieht hier, wenn man sich mit den Befürchtungen der Menschen vor Ort auseinandersetzt und mit ihnen in einen Dialog über die Bedeutung des Ausbaus der Windenergie geht, kann man auch für große Windprojekte im Freistaat eine Akzeptanz erreichen“, wird er in einer Mitteilung der Staatsregierung zitiert. Gleichzeitig dankte er den Bürgern und sprach von einem guten und tragfähigen Kompromiss, der die Menschen überzeugt habe.

Als zentrale Punkte der Umplanungen zusammen mit der deutsch-französischen Betreiberfirma Qair werden genannt:
  • Die Erhöhung des Abstands der Windräder zur geschlossenen Wohnbebauung auf 1.200 Meter,
  • die Vorgabe, dass Wohngebäude nicht in einem Radius von mehr als 180 Grad von Windrädern umfasst werden.
  • Zwei Windräder auf Neuöttinger Gemeindegebiet wurden gestrichen, um die besondere Situation des kleinen Marktler Ortsteils Schützing zu berücksichtigen.
Klar bekennt sich Aiwanger mittlerweile auch zur Notwendigkeit des Windkraftausbaus im Freistaat und im Landkreis Altötting: „Bayern braucht einen Ausbau aller erneuerbaren Energien. Im Mix mit Photovoltaik, Speichern und grundlastfähiger Wasserkraft erhöhen Windräder die regionale Versorgungssicherheit mit Strom. Das ist auch ein wesentlicher Faktor für die Zukunft des energieintensiven Chemiedreiecks.“

​Gigantischer Strombedarf

Das bayerische Chemiedreieck erstreckt sich über die südostbayerischen Landkreise Altötting, Mühldorf und Traunstein. Als wichtigste Produktionsstandorte gelten Burghausen (Wacker Chemie, OMV-Raffinerie), Trostberg (Alzchem, BASF), Waldkraiburg und Burgkirchen (Chemiepark Gendorf). 5 Milliarden kWh − 8 Prozent des gesamten Stromverbrauchs im Freistaat, 1 Prozent gerechnet auf ganz Deutschland − werden hier verbraucht. Strom aus erneuerbarer Energie (und nicht nur der) ist in Bayern aber Mangelware dank fehlender Windräder und unfertiger Stromtrassen, die ihn von der norddeutschen Küste in den Süden schaffen könnten.

Um die Unternehmen im Chemiedreieck besser zu versorgen, plant der Übertragungsnetzbetreiber Tennet − wie berichtet − zwei neue große Stromtrassen, das Bayernwerk den Bau von neuen Umspannwerken und Leitungen im Verteilnetz. Die Investitionen liegen im dreistelligen Millionenbereich.

In der Altöttinger Bürgerinitiative, die sich gegen die Windpark-Pläne stellt, gab es übrigens in den vergangenen Wochen mächtig Wirbel: Drei Mitglieder verließen „Gegenwind“ wegen zunehmendem Einfluss der AfD in der Gruppe. Auch ein Rechtsanwalt hatte aus dem Grund die Zusammenarbeit beendet.
 

Günter Drewnitzky
Redakteur
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