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Enerige & Management > Regenerative - Weltweiter Blick auf die deutsche Energiewende wird kritischer
Quelle: Fotoliastock / WERK
REGENERATIVE:
Weltweiter Blick auf die deutsche Energiewende wird kritischer
Die deutsche Energiepolitik wird von den europäischen Nachbarn skeptischer beurteilt, laut Umfrage des Weltenergierats stößt vor allem der Kernenergieausstieg auf Ablehnung.
 
Das internationale Interesse an der deutschen Energiepolitik ist nach wie vor hoch. Allerdings hat sich die Wahrnehmung verändert. Das zeigt das Ergebnis der aktuellen Befragung, die unter Teilnehmern am „Berlin Energy Transition Dialogue“ (BETD) sowie im Netzwerk des World Energy Council durchgeführt worden ist. Der BETD war vom Bundesverband Erneuerbare Energien und von der Deutschen Energie-Agentur (Dena), unterstützt durch die deutsche Bundesregierung, organisiert worden.

Die Initiative sollte dazu dienen, einen Überblick zu gewinnen, wie die deutsche Energiewende international beurteilt wird – angefangen von den Zielen über die erreichten Ergebnisse bis hin zu den Herausforderungen – und welche Rolle der in Deutschland verfolgte Ansatz in der international geführten Energiedebatte spielt. Eingegangen sind 107 belastbare Antworten aus nahezu 50 Staaten, verteilt über alle Kontinente, von Nord- und Südamerika, über Ost- und Südasien, Afrika, Ozeanien, Europa bis hin zum Mittleren Osten.
 
Deutsche Energiewende wird aufmerksam verfolgt

75 Prozent der Befragten erklärten, dass sie die deutsche Energiewende aufmerksam verfolgen und mit dem Konzept vertraut seien. Das ist eine Steigerung um vier Prozentpunkte gegenüber der zuletzt im Jahr 2021 durchgeführten Umfrage. Gleichzeitig hat sich der Einfluss der deutschen Energiewende auf die im Ausland verfolgte Politik vergrößert. Nach Aussage von 20 Prozent der Teilnehmer hat die deutsche Energiepolitik zu konkreten politischen Entscheidungen in ihren Ländern geführt, und von 24 Prozent der Befragten wurde geäußert, dass damit zumindest ein Beitrag zur nationalen Energiedebatte geleistet werde. 41 Prozent merkten an, dass von nationalen Entscheidungsträgern die Situation in Deutschland beobachtet werde, und nur 14 Prozent sagten aus, dass davon praktisch keine Notiz genommen werde. Im Vergleich zu diesen weltweiten Durchschnittswerten ist die Wahrnehmung in den EU-Staaten deutlich größer als außerhalb der EU.

Mit 49 Prozent äußerte sich fast die Hälfte der Expertinnen und Experten aus der EU negativer zur Energiepolitik in Deutschland als noch vor vier Jahren – gegenüber 38 Prozent aus dem Kreis der Nicht-EU-Staaten. Eine positivere Wahrnehmung stellten 17 Prozent der EU-Teilnehmer und 32 Prozent der Nicht-EU-Teilnehmer fest. Etwa ein Drittel sieht keine Veränderung. Ob die deutsche Energiepolitik eine Referenz für andere Staaten darstellen könnte, beantworteten 38 Prozent aller Befragten mit Ja. 45 Prozent sehen das so für Teile der Politik, und für 18 Prozent gilt das gar nicht.

Unter den EU-Staaten werden besonders die Beendigung der Kohleverstromung sowie Maßnahmen zur Flexibilisierung des Energieverbrauchs der Industrie als relevant für eine Anwendung im eigenen Land angesehen. In Nicht-EU-Staaten werden die CO2-Bepreisung und die Flexibilisierung des Energieverbrauchs im Haushaltssektor als nachahmenswerte Beispiele genannt. Der Flexibilisierung des Verbrauchs wird besondere Bedeutung für die Anpassung an das schwankende Angebot der erneuerbaren Energien beigemessen. Am wenigstens nachahmenswert sahen die Befragten den Ausstieg aus der Kernenergie. Unter den EU-Teilnehmern gab es dazu keine einzige Zustimmung. Außerhalb der EU konnten einer Beendigung der Nutzung der Kernenergie lediglich 5 Prozent der Befragten positive Aspekte auch für ihr Land abgewinnen.
 
Auch positive Aspekte der Energiewende benannt

Trotz des allgemeinen Pessimismus bezüglich der deutschen Energiewende-Bilanz wird erwartet, dass Deutschland unter verschiedenen Aspekten von der Energiewende profitieren wird. Dies gilt insbesondere für Innovationen, Forschung und Entwicklung sowie das Erreichen von Klimazielen. Auf den wirtschaftlichen Wohlstand dürfte sich die Energiewende nach Einschätzung der Befragten im Vergleich zu anderen Aspekten dagegen eher negativ als positiv auswirken. Trotz der grundsätzlich positiven Einschätzung der Befragten über die Auswirkungen der Energiewende auf die Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen bezweifeln zwei Drittel der Befragten, dass Deutschland die für 2030 gesetzten Klimaziele und die für 2045 angestrebte Treibhausgasneutralität erreichen wird. Dabei sehen die Teilnehmer aus EU-Staaten dies noch skeptischer als die Befragten aus Nicht-EU-Staaten.

Die Ergebnisse der Umfrage „Perspectives on the German Energy Transition“  sind auf der Internetseite des Weltenergierats Deutschland abrufbar.
 

Hans-Wilhelm Schiffer
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 30.06.2025, 15:40 Uhr

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