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Enerige & Management > Wasserstoff - Wasserstoffrat verlangt Kurswechsel
Quelle: Shutterstock / Audio und werbung
WASSERSTOFF:
Wasserstoffrat verlangt Kurswechsel
Der Nationale Wasserstoffrat fordert neue Prioritäten für den Markthochlauf von Wasserstoff – mit weniger Bürokratie, klaren Zielmodellen und international anschlussfähigen Regeln.
 
Der Nationale Wasserstoffrat − kurz NWR − mahnt zur kommenden Legislaturperiode eine umfassende Neuausrichtung der deutschen Wasserstoffpolitik an. In einer Stellungnahme vom 23. Juni stellt das Gremium acht Thesen auf, mit denen Deutschland seine industrie- und klimapolitischen Ziele effizienter erreichen könnte. die zentrale Forderung: Klimaschutz, Versorgungssicherheit und industrielle Wettbewerbsfähigkeit gemeinsam zu denken und regulatorisch konsequent zu unterstützen.

Hintergrund der Stellungnahme ist die Sorge, dass der Markthochlauf von Wasserstoff und seinen Derivaten durch überbordende Komplexität und zu enge regulatorische Vorgaben ausgebremst wird. In den Mittelpunkt stellt der Rat daher die Forderung nach einem flexibleren Rahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über den Transport und die Speicherung bis hin zur Anwendung.

Bürokratieabbau, Infrastruktur und Handel im Fokus

Kritisch sieht der Wasserstoffrat die aktuellen Vorgaben der EU für kohlenstoffarmen Wasserstoff, wie etwa blauen Wasserstoff auf Erdgasbasis. Übergangsregelungen und temporäre Erleichterungen könnten laut Stellungnahme helfen, unnötige Kostensteigerungen zu vermeiden und Investitionssicherheit zu schaffen.

Besonders kritisch bewertet das Gremium die Kriterien der Zusätzlichkeit sowie der zeitlichen und räumlichen Korrelation bei der Stromnutzung für Elektrolyseanlagen. Diese treiben laut Rat die Produktionskosten hoch, ohne den Klimaschutz messbar zu stärken.

Ein weiteres zentrales Thema ist laut dem Gremium der zügige Ausbau der Infrastruktur. Der Rat fordert, dass sowohl das Wasserstoff-Kernnetz als auch regionale Verteilnetze und Speicheranlagen konsequent entwickelt werden – im Gleichschritt mit dem wachsenden Bedarf. Auch Hafenterminals und internationale Importkorridore müssen aus Sicht des Rats frühzeitig aufgebaut und finanziert werden, um kostengünstigen Wasserstoff aus Drittstaaten nach Deutschland zu importieren.
 
Stellungnahme „Neue Legislaturperiode: Acht Thesen für einen neuen Ansatz in der Wasserstoffpolitik“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: Nationaler Wasserstoffrat

Um Wasserstoff als Handelsware etablieren zu können, brauche es funktionierende Märkte mit ausreichend Angebot und Nachfrage. Solche liquiden Märkte zeichnen sich dadurch aus, dass sich jederzeit große Mengen handeln lassen, ohne starke Preisschwankungen auszulösen. Dafür seien robuste Nachfrage- und Angebotsstrukturen sowie international anerkannte Zertifizierungssysteme notwendig. Nationale Sonderwege bei der Nachhaltigkeitsbewertung lehnt der Wasserstoffrat ausdrücklich ab.

Förderpolitik: Zielgerichtet statt kleinteilig

Kritisch sieht der Wasserstoffrat zudem das Nebeneinander unterschiedlicher Förderprogramme wie IPCEI (Important Project of Common European Interest) und H2 Global. Die gleichzeitige, aber unkoordinierte Förderung von Erzeugung und Anwendung führe zu Unsicherheiten im Markt, insbesondere durch widersprüchliche Anforderungen und fehlende Transparenz bei den Anreizstrukturen. Der Rat empfiehlt, die Förderlandschaft zu vereinfachen und gezielt auf wenige Instrumente zu setzen, die Erlös- und Mengenrisiken zuverlässig absichern. Auch der Mittelstand müsse künftig besseren Zugang zu den Programmen erhalten, heißt es in der Stellungnahme.
  Besonders wichtig sei es, verlässliche Finanzierungsmodelle zu etablieren – etwa über Differenzverträge (Contracts for Difference, CfD) oder Abnahmegarantien. Nur so ließen sich die bestehenden Preisrisiken entlang der Lieferketten abfedern und ausreichend privates Kapital mobilisieren.

Regionale Cluster als „lernende Systeme“

Ein zentrales Element der Empfehlungen sind regionale Wasserstoffcluster, die als „lernende Systeme“ gestaltet werden sollen. Diese könnten Innovationszentren für verschiedene Anwendungen sein – etwa in Industrie, Wärmeversorgung und Mobilität – und gleichzeitig als Testfelder für neue Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette dienen. Dabei betont der Rat auch die Rolle von Stromüberschüssen aus erneuerbaren Energien, die lokal in Wasserstoff umgewandelt werden können.

Da Deutschland langfristig auf Energieimporte angewiesen sein wird, bekräftigt der Rat seine Forderung nach einer stärkeren internationalen Verankerung der Wasserstoffstrategie. Energiepartnerschaften, besonders mit Ländern im Globalen Süden, müssten gezielt unterstützt und fair ausgestaltet werden. Zugleich solle Europa eine koordinierende Rolle übernehmen, etwa durch den Aufbau einer europäischen Wasserstoffallianz.

Die zwölfseitige Stellungnahme „Neue Legislaturperiode: Acht Thesen für einen neuen Ansatz in der Wasserstoffpolitik“  lässt sich über die Internetseite des Nationalen Wasserstoffrates abrufen. 
 

Davina Spohn
Redakteurin
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