
Das Bundeskanzleramt in Berlin. Quelle: Georg Eble
E&M VOR 20 JAHREN:
Wahlhilfe für Unentschlossene
Vor 20 Jahren stand eine Bundestagswahl an. Bei dieser trat Angela Merkel zum ersten Mal an.
Im Sommer 2005 waren die Parteien hierzulande im Wahlkampfmodus. Nachdem Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am 1. Juli 2005
die Vertrauensfrage gestellt, aber nicht das Vertrauen ausgesprochen bekommen hatte waren die Neuwahlen für den 18. September
terminiert.
Die ehemalige E&M-Korrespondentin in Berlin, Cerstin Gammelin, schrieb damals über ein Buch, in dem der Noch-Amtsinhaber mit seiner Gegenkandidaten Angela Merkel verglichen wurde. Es ging darin auch um die Energiepolitik.
Längst nötigen die wahlkämpfenden Parteien Berliner Passanten zu Blicken auf ihre grellbunten Wahlplakate. Und nicht selten provozieren die darauf lesbaren Slogans ein peinliches Wegschauen („Mehr Mut! Mehr FDP!“).
Schnelle Entscheidungshilfe für die Unentschlossenen im Wahlvolk verspricht dagegen das gerade erschienene 127-Seiten-Büchlein der emsigen Publizisten Manfred Bissinger und Hugo Müller-Vogg. In „Schröder oder Merkel“, publiziert von Hoffmann und Campe, liefern die beiden jeweils 50 Gründe, warum der Kanzler oder die Kandidatin gewählt werden sollte.
Tatsächlich haben sich die beiden Schöngeiste auch daran gemacht, die Energie- und Umweltpolitik volksnah zu analysieren. Dabei geht die Regierungskoalition zunächst als Sieger hervor. Auch, weil sich der Pro-Schröder schreibende Bissinger sachlicherer Argumente bedient. Grund Nummer 26, Schröder zu wählen, formuliert er so: „Weil er den Deutschen die Atom-Angst genommen und den Energieversorgern einen wirtschaftsverträglichen Ausstieg aus der Kernenergie abgehandelt hat.“ Während Edmund Stoiber zur Wahl 2002 schlicht vergessen habe, einen Verantwortlichen für Energie- und Umweltpolitik in seinem Kompetenzteam zu benennen, habe Rot-Grün eine bürgerfreundliche Energiepolitik vorangetrieben, schreibt Bissinger weiter. Dazu zählt er neben dem Atomausstieg den Ausbau der erneuerbaren Energien (Grund 47: „Weil er mit der Windkraft eine technologisch wertvolle Industrie mit über 100.000 Arbeitsplätzen schaffen konnte.“) und die Ökosteuer („Weniger Spritverbrauch ist gleich weniger CO2-Ausstoß“).
Müller-Vogg wendet diese energie- und umweltpolitischen Gründe quasi ins Gegenteil und argumentiert, warum Merkels Union die bessere Wahl wäre: Weil nämlich die Vorstellung, in jedem Vorgarten ein Windrad zu betreiben, ein „Horror“ für sie wäre, weil sie eine gute Umweltministerin gewesen sei und weil sie wisse, dass die Ökosteuer nur die Autofahrer abzocke, aber nicht der Umwelt helfe. Der Merkel-Biograf gesteht dann unerwartet den Grünen zu, sie hätten die „Menschen sensibler gemacht für Umwelt- und Naturschutz“. Die FDP – immerhin – bleibt unerwähnt.
„Gar nicht übel zu lesen“, fasste Laudator Heiner Geißler (CDU) das Büchlein zur schnellen Wahlhilfe zusammen. Fundierte Vorschläge für Wahlunentschlossene liefere es allerdings nicht. Vielmehr sei es „Zeitzeuge einer Politik, in der sich 14täglich die Lösungsvorschläge ändern“. Bis zum 18. September sei das noch mehrfach möglich. Vielleicht entscheide ja auch Pro-Merkel Grund Nummer 5 über das Votum des Wählers: „Weil sie nicht zum Gericht läuft, wenn jemand sagt oder schreibt, sie färbe ihre Haare.“
Die ehemalige E&M-Korrespondentin in Berlin, Cerstin Gammelin, schrieb damals über ein Buch, in dem der Noch-Amtsinhaber mit seiner Gegenkandidaten Angela Merkel verglichen wurde. Es ging darin auch um die Energiepolitik.
Längst nötigen die wahlkämpfenden Parteien Berliner Passanten zu Blicken auf ihre grellbunten Wahlplakate. Und nicht selten provozieren die darauf lesbaren Slogans ein peinliches Wegschauen („Mehr Mut! Mehr FDP!“).
Schnelle Entscheidungshilfe für die Unentschlossenen im Wahlvolk verspricht dagegen das gerade erschienene 127-Seiten-Büchlein der emsigen Publizisten Manfred Bissinger und Hugo Müller-Vogg. In „Schröder oder Merkel“, publiziert von Hoffmann und Campe, liefern die beiden jeweils 50 Gründe, warum der Kanzler oder die Kandidatin gewählt werden sollte.
Tatsächlich haben sich die beiden Schöngeiste auch daran gemacht, die Energie- und Umweltpolitik volksnah zu analysieren. Dabei geht die Regierungskoalition zunächst als Sieger hervor. Auch, weil sich der Pro-Schröder schreibende Bissinger sachlicherer Argumente bedient. Grund Nummer 26, Schröder zu wählen, formuliert er so: „Weil er den Deutschen die Atom-Angst genommen und den Energieversorgern einen wirtschaftsverträglichen Ausstieg aus der Kernenergie abgehandelt hat.“ Während Edmund Stoiber zur Wahl 2002 schlicht vergessen habe, einen Verantwortlichen für Energie- und Umweltpolitik in seinem Kompetenzteam zu benennen, habe Rot-Grün eine bürgerfreundliche Energiepolitik vorangetrieben, schreibt Bissinger weiter. Dazu zählt er neben dem Atomausstieg den Ausbau der erneuerbaren Energien (Grund 47: „Weil er mit der Windkraft eine technologisch wertvolle Industrie mit über 100.000 Arbeitsplätzen schaffen konnte.“) und die Ökosteuer („Weniger Spritverbrauch ist gleich weniger CO2-Ausstoß“).
Müller-Vogg wendet diese energie- und umweltpolitischen Gründe quasi ins Gegenteil und argumentiert, warum Merkels Union die bessere Wahl wäre: Weil nämlich die Vorstellung, in jedem Vorgarten ein Windrad zu betreiben, ein „Horror“ für sie wäre, weil sie eine gute Umweltministerin gewesen sei und weil sie wisse, dass die Ökosteuer nur die Autofahrer abzocke, aber nicht der Umwelt helfe. Der Merkel-Biograf gesteht dann unerwartet den Grünen zu, sie hätten die „Menschen sensibler gemacht für Umwelt- und Naturschutz“. Die FDP – immerhin – bleibt unerwähnt.
„Gar nicht übel zu lesen“, fasste Laudator Heiner Geißler (CDU) das Büchlein zur schnellen Wahlhilfe zusammen. Fundierte Vorschläge für Wahlunentschlossene liefere es allerdings nicht. Vielmehr sei es „Zeitzeuge einer Politik, in der sich 14täglich die Lösungsvorschläge ändern“. Bis zum 18. September sei das noch mehrfach möglich. Vielleicht entscheide ja auch Pro-Merkel Grund Nummer 5 über das Votum des Wählers: „Weil sie nicht zum Gericht läuft, wenn jemand sagt oder schreibt, sie färbe ihre Haare.“
Cerstin Gammelin
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Samstag, 09.08.2025, 10:33 Uhr
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