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Enerige & Management > Wärmenetz - Stadtwerke Gießen setzen auf iKWK
An der Lahn entstehen drei Wärmepumen. Quelle: Stadtwerke Gießen
WÄRMENETZ:
Stadtwerke Gießen setzen auf iKWK
Die Stadtwerke Gießen nutzen künftig auch drei Großwärmepumpen, die aus dem Fluss Lahn Wärme gewinnen. 
 
Bis zum Juni 2026 wollen die Stadtwerke Gießen (SWG) eine staatlich geförderte iKWK-Anlage mit dem Namen „PowerLahn“ ans Wärmenetz angeschlossen haben. Das Wasser der Lahn soll dabei mithilfe von drei Großwärmepumpen als eine Wärmequelle genutzt werden, teilte das Unternehmen mit. Die gesamte iKWK-Anlage besteht aus zwei BHKW, einem elektrischen Wärmekessel (P2H-Modul) und drei Wasser-Wasser-Wärmepumpen.

Bei einer iKWK-Ausschreibung habe das Unternehmen „mit der annähernd maximalen Förderung von 12 Cent pro Kilowattstunde Strom den Zuschlag bekommen“, sagte Jens Schmidt, kaufmännischer Vorstand der Stadtwerke. Zusätzlich konnte die SWG sich 40 Prozent des in dieser Ausschreibungsperiode bundesweit ausgeschütteten Etats sichern, da es nicht genügend Bewerber gab, um alle bereitstehenden Gelder zu verteilen, heißt es weiter.

In den nächsten Jahren steht bei den Stadtwerken die Modernisierung von Teilen des Anlagenparks an, einschließlich des Austauschs von zwei Gasturbinen und zwei Dampfkesseln. „So gesehen kam die Förderung für iKWK-Anlagen für uns genau zur rechten Zeit.“ Nun sei man dran, für die Einhaltung des straffen Zeitplans zu sorgen. „Weil wir Fördergeld in Anspruch nehmen, müssen wir die Anlagen zu einem fixen Termin in Betrieb nehmen“, so der Vorstand.

Kritischer Faktor: Genehmigungen

Dabei sei ein kritischer Faktor, die notwendigen Genehmigungen für alle Komponenten von „PowerLahn“ zu bekommen. Die Stadtwerke wie die zuständigen Behörden betreten mit der iKWK-Technologie Neuland. Zudem erfordere die Nutzung der Lahn als Bundeswasserstraße zusätzliche Genehmigungen. „Wir haben von Anfang an auf maximale Transparenz gesetzt, stehen mit allen Beteiligten in sehr engem Kontakt und tauschen Informationen schnellstmöglich aus“, so Schmidt.

Um die Förderkriterien zu erfüllen, muss das Power-to-Heat-Modul mindestens 30 Prozent der thermischen Leistung der BHKW bereitstellen. Zudem müssen die Wärmepumpen mindestens 35 Prozent der jährlich in den BHKW erzeugten Wärmemenge liefern. „Hier mussten unsere Ingenieure schon sehr genau rechnen. Sowohl was die Spezifikationen an sich als auch was den späteren Betrieb angeht“, sagt Matthias Funk, technischer Vorstand der SWG.

Konkret werden zwei BHKW mit je 4,5 MW elektrischer und 4,7 MW thermischer Leistung installiert. Das P2H-Modul steuert 2,7 MW Wärmeleistung bei und die drei Wärmepumpen liefern je 1,77 MW. Sie sollen jedoch nur von April bis September betrieben werden, wenn sie wegen der höheren Wassertemperaturen besonders effizient arbeiten.

Wärmepumpen kühlen im Sommer die Lahn

Der Betrieb der Wärmepumpen im Sommer trägt laut den Stadtwerken zudem zur Verbesserung der Lebensbedingungen vieler in der Lahn heimischer Tierarten bei. „Wegen des Klimawandels erwärmt sich das Wasser gerade im Sommer immer öfter und stärker. Was dem Wohlbefinden von Fischen, Schnecken und anderen Bewohnern nicht gerade zuträglich ist“, heißt es.

Höhere Wassertemperaturen führen zu einer geringeren Sauerstoffbindungskapazität des Wassers. Dieser Entwicklung wirken die Wärmepumpen entgegen, indem sie dem Fluss Wärmeenergie entziehen und so die Wassertemperatur senken. Dies erleichtert das Überleben der Flusstiere.

Ein weiteres wichtiges Kriterium für die staatliche Förderung war, dass alle Komponenten in dasselbe Wärmenetz einspeisen müssen. Da die SWG bereits große Teile Gießens mit entsprechenden Leitungen erschlossen haben, konnten die Ingenieure mit zwei Standorten planen. „Das spart Geld und jede Menge Genehmigungsaufwand“, erklärt Funk.

Tatsächlich muss nur ein Gebäude für die Wärmepumpen neu errichtet werden, unweit des SWG-Hauptsitzes auf der anderen Seite der Lahn. Im bestehenden Heizkraftwerk in zwei Kilometern Entfernung werden die beiden hocheffizienten BHWK und der Wärmekessel installiert. „Hier bieten bereits vorhandene Gebäude ausreichend Platz. Das vereinfacht vieles, spart Geld und macht das Projekt obendrein noch ein bisschen nachhaltiger“, so Funk.
 

Stefan Sagmeister
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