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WINDKRAFT OFFSHORE:
So funktioniert sie: Regelenergie aus Wind
RWE bietet seit kurzem Regelenergie aus Offshorewind an, als zweiter der bekannten Konzerne. Nils van Afferden von RWE Supply & Trading steht dazu dieser Redaktion Rede und Antwort.
RWE hatte diesen Monat die Vermarktung von negativer Sekundärreserve aus seinem 300-MW-Offshore-Windpark „Amrumbank West“
gemeldet. Sie soll noch im ersten Quartal beginnen. Diese Sekundärregelleistung, kurz SRL genannt, wird abgerufen, wenn die
Frequenz von 50 Hertz im Übertragungsnetz aufgrund von Lastschwankungen unzureichend gehalten werden kann. Die SRL muss innerhalb von fünf
Minuten erbracht und innerhalb des bezuschlagten Vier-Stunden-Zeitraums zwei Mal 15 Minuten lang gehalten werden können. Konkret würde der Übertragungsnetzbetreiber Tennet bei einem Abruf den RWE-Konzern anweisen, Windenergieanlagen
zu stoppen.
Der erste Anbieter von Sekundärreserve aus Offshore-Windparks ist RWE allerdings nicht: Seit 2022 vermarktet die dänische Orsted aus ihrem deutschen Windpark „Borkum Riffgrund 1“ über den Direktvermarkter und Virtuelles-Kraftwerk-Betreiber Energy 2 Market Sekundärregelleistung. E2M ist eine deutsche Konzerngesellschaft der französischen EDF (wir berichteten). Jetzt zieht RWE nach. Diese Redaktion befragte dazu Nils Afferden von RWE Supply & Trading.
Der RWE-Konzern zählt hierzulande zu den größten Direktvermarktern von Strom aus Offshore-Windenergieparks. Demnächst nutzt RWE diese Kraftwerke auf See auch, um negative Sekundärregelleistung anbieten. Warum?
van Afferden: Zwei Aspekte sind uns dabei wichtig: Im konventionellen Sektor gehen infolge des Ausstieges aus Kohle und Kernkraft immer mehr Kraftwerke außer Betrieb, die heute Systemdienstleistungen wie Regelenergie bereitstellen. Gleichzeitig nehmen mit dem weiteren Ausbau von Wind- und Solarenergie die damit verbundenen Prognosefehler und somit auch der Bedarf an Regelenergieleistung zu. Solche Prognosefehler sollen die erneuerbaren Energien, so unsere Überlegung, zumindest in einem gewissen Maß selbst ausregeln, indem sie Regelenergie zur Verfügung stellen.
Und was ist der zweite Aspekt?
van Afferden: Wir wollen unseren Kunden, deren Offshore-Windstrom wir vermarkten, einen zusätzlichen Mehrwert liefern. Viele der heutigen Offshore-Windparks fallen demnächst nach acht beziehungsweise zwölf Jahren aus der EEG-Vergütung. Neben der Direktvermarktung und Power Purchase Agreements kann die Bereitstellung von Regelleistung einen zusätzlichen Wertbeitrag liefern und ist daher interessant für die Betreiber.
Wann startet RWE Supply & Trading mit diesem neuen Angebot?
van Afferden: Bei uns laufen die Vorbereitungen mit Hochdruck. Die Anforderungen der Netzbetreiber sind hoch. Sekundärregelleistung zählt unseres Erachtens zu den komplexesten Produkten, die auf dem Markt sind.
Natürlich haben wir bei der Regelenergie bereits viel Erfahrung mit konventionellen Anlagen und Batterien. Bei den erneuerbaren Energien ist aber beispielsweise ein viel größerer individueller Austausch mit den Netzbetreibern erforderlich. Das liegt daran, dass das Thema auch für die Netzbetreiber neu ist und zum anderen daran, dass es für Erneuerbare spezifische Anforderungen an die Präqualifikation gibt.
Was sind die besonderen Hürden, die RWE Supply & Trading für dieses neue Produkt überwinden muss?
van Afferden: Ein wesentlicher Punkt ist die kontinuierliche Meldung der Referenzlinie für die Regelenergie-Erbringung. Bei konventionellen Kraftwerken oder Batteriespeichern gilt der fünf Minuten vorauseilende Arbeitspunkt auf Basis des vorgesehenen Fahrplans. Das ist bei erneuerbaren Energien nicht machbar, weil sich die Erzeugung mit fünf Minuten Vorlauf nicht adäquat so prognostizieren lässt, dass sie als sekündlicher Referenzwert für die Regelenergie dienen kann. Daher greift man bei Erneuerbaren auf die sogenannte mögliche Einspeisung als Referenzwert zurück. Dieser muss sekündlich berechnet und als Onlinewert dem Netzbetreiber zur Verfügung gestellt werden. Die Anforderungen der Netzbetreiber an die Güte dieses Datenpunkts sind sehr hoch und müssen im Rahmen der Präqualifikation nachgewiesen werden. Das macht die Präqualifikation und die Bereitstellung von Regelenergie sehr komplex.
Inwieweit lassen sich die Erfahrungen, die Sie für die Regelenergie-Erbringung mit Offshore-Windparks gewinnen, auch auf Windparks an Land übertragen?
van Afferden: Windenergieanlagen an Land verhalten sich anders als auf See. Auch die Zahl der Volllaststunden ist geringer. Grundsätzlich ist die Präqualifikation und die Erbringung von Regelleistung für Wind onshore sehr ähnlich zu Wind offshore. Wir gehen daher davon aus, dass wir den Großteil unserer Erfahrungen und unserer aufgebauten Kompetenz für Regelleistung aus Wind offshore auch für Wind onshore nutzen können und auch diese Anlagen in die Regelleistung bringen können.
Der erste Anbieter von Sekundärreserve aus Offshore-Windparks ist RWE allerdings nicht: Seit 2022 vermarktet die dänische Orsted aus ihrem deutschen Windpark „Borkum Riffgrund 1“ über den Direktvermarkter und Virtuelles-Kraftwerk-Betreiber Energy 2 Market Sekundärregelleistung. E2M ist eine deutsche Konzerngesellschaft der französischen EDF (wir berichteten). Jetzt zieht RWE nach. Diese Redaktion befragte dazu Nils Afferden von RWE Supply & Trading.
Der RWE-Konzern zählt hierzulande zu den größten Direktvermarktern von Strom aus Offshore-Windenergieparks. Demnächst nutzt RWE diese Kraftwerke auf See auch, um negative Sekundärregelleistung anbieten. Warum?

Nils van Afferden von RWE Supply and Trading
Quelle: RWE
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van Afferden: Zwei Aspekte sind uns dabei wichtig: Im konventionellen Sektor gehen infolge des Ausstieges aus Kohle und Kernkraft immer mehr Kraftwerke außer Betrieb, die heute Systemdienstleistungen wie Regelenergie bereitstellen. Gleichzeitig nehmen mit dem weiteren Ausbau von Wind- und Solarenergie die damit verbundenen Prognosefehler und somit auch der Bedarf an Regelenergieleistung zu. Solche Prognosefehler sollen die erneuerbaren Energien, so unsere Überlegung, zumindest in einem gewissen Maß selbst ausregeln, indem sie Regelenergie zur Verfügung stellen.
Und was ist der zweite Aspekt?
van Afferden: Wir wollen unseren Kunden, deren Offshore-Windstrom wir vermarkten, einen zusätzlichen Mehrwert liefern. Viele der heutigen Offshore-Windparks fallen demnächst nach acht beziehungsweise zwölf Jahren aus der EEG-Vergütung. Neben der Direktvermarktung und Power Purchase Agreements kann die Bereitstellung von Regelleistung einen zusätzlichen Wertbeitrag liefern und ist daher interessant für die Betreiber.
Wann startet RWE Supply & Trading mit diesem neuen Angebot?
van Afferden: Bei uns laufen die Vorbereitungen mit Hochdruck. Die Anforderungen der Netzbetreiber sind hoch. Sekundärregelleistung zählt unseres Erachtens zu den komplexesten Produkten, die auf dem Markt sind.
Natürlich haben wir bei der Regelenergie bereits viel Erfahrung mit konventionellen Anlagen und Batterien. Bei den erneuerbaren Energien ist aber beispielsweise ein viel größerer individueller Austausch mit den Netzbetreibern erforderlich. Das liegt daran, dass das Thema auch für die Netzbetreiber neu ist und zum anderen daran, dass es für Erneuerbare spezifische Anforderungen an die Präqualifikation gibt.
Was sind die besonderen Hürden, die RWE Supply & Trading für dieses neue Produkt überwinden muss?
van Afferden: Ein wesentlicher Punkt ist die kontinuierliche Meldung der Referenzlinie für die Regelenergie-Erbringung. Bei konventionellen Kraftwerken oder Batteriespeichern gilt der fünf Minuten vorauseilende Arbeitspunkt auf Basis des vorgesehenen Fahrplans. Das ist bei erneuerbaren Energien nicht machbar, weil sich die Erzeugung mit fünf Minuten Vorlauf nicht adäquat so prognostizieren lässt, dass sie als sekündlicher Referenzwert für die Regelenergie dienen kann. Daher greift man bei Erneuerbaren auf die sogenannte mögliche Einspeisung als Referenzwert zurück. Dieser muss sekündlich berechnet und als Onlinewert dem Netzbetreiber zur Verfügung gestellt werden. Die Anforderungen der Netzbetreiber an die Güte dieses Datenpunkts sind sehr hoch und müssen im Rahmen der Präqualifikation nachgewiesen werden. Das macht die Präqualifikation und die Bereitstellung von Regelenergie sehr komplex.
Inwieweit lassen sich die Erfahrungen, die Sie für die Regelenergie-Erbringung mit Offshore-Windparks gewinnen, auch auf Windparks an Land übertragen?
van Afferden: Windenergieanlagen an Land verhalten sich anders als auf See. Auch die Zahl der Volllaststunden ist geringer. Grundsätzlich ist die Präqualifikation und die Erbringung von Regelleistung für Wind onshore sehr ähnlich zu Wind offshore. Wir gehen daher davon aus, dass wir den Großteil unserer Erfahrungen und unserer aufgebauten Kompetenz für Regelleistung aus Wind offshore auch für Wind onshore nutzen können und auch diese Anlagen in die Regelleistung bringen können.
Ralf Köpke
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 17.02.2025, 09:36 Uhr
Montag, 17.02.2025, 09:36 Uhr
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