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E-WORLD 2025:
RWE schließt Rückkehr zur Braunkohle aus
EnBW und RWE setzen nicht auf eine Renaissance der Atomkraft – das bekräftigten deren Chefs auf einem Podium. RWE bekennt sich gegen die Braunkohle.
Selbst wenn sich die AfD nach der Bundestagswahl mit ihrer Forderung zum Bau von Small Modular Reactors (SMR) durchsetzen
könnte, hätte sie die Atomkonzerne RWE und EnBW nicht hinter sich. Das wurde auf einem Podium mit deren Chefs auf dem Führungstreffen
Energie am 10. Februar in Essen deutlich.
EnBW-Vorstandschef Georg Stamatelopoulos sagte, er und seine Kollegen müssten die Investition in ein neues AKW – auch im Ausland – allein schon aus „Klumpenrisiko-Erwägungen“ ablehnen, wenn man bedenke, dass das britische 3.200-MW-Projekt Hinkley Point C bei mittlerweile 53 Milliarden Euro steht. EnBW investiere bis 2030 maximal 50 Milliarden Euro, aber in allen Wertschöpfungsstufen. Stamatelopoulos bekannte sinngemäß: „Ich glaube nicht, dass Kernenergie hier noch eine Zukunft hätte.“
Die SMR-Technologie werde durchaus von EnBW beobachtet, nur sei sie eben in Deutschland mit dem Atomausstieg ebenfalls verboten. Ihr „Reiz“ bestehe aus der namengebenden Modularität, die eine standardisierte und damit günstigere Produktion von Komponenten ermögliche.
Auf die Frage, ob die EnBW das letzte von ihr abgeschaltete Kernkraftwerk Neckarwestheim II reaktivieren könnte, erwiderte Stamatelopoulos: „Die Option ist nicht gegeben.“ Er begründete dies damit, dass es selbst nach einer gesetzlichen Grundlage sieben Jahre dauern würde, die vier Dampferzeuger zu ersetzen, die EnBW als erstes dekontaminiert und damit für den Erzeugungsbetrieb unbrauchbar gemacht hat.
RWE-Chef Markus Krebber sekundierte seinem EnBW-Kollegen schmunzelnd mit den Worten: „Die Betreiber von Kernkraftwerken sind immer eng abgestimmt.“
Auf Nachfrage, ob RWE dereinst aus dem mit NRW vereinbarten Braunkohle-Ausstieg für 2030 aussteigen könnte, erwiderte Krebber, für die weitere Verstromung würde RWE neue Abbaurechte benötigen, und „unser Interesse an weiteren Umsiedlungen und Abrodungen ist auf null gesunken“.
„Kraftwerkssicherungsgesetz vereinfachen“
Einig war man auf dem Podium darüber, dass die Energiewende dann mit Gaskraftwerken fortgeführt werden muss, die bei Dunkelflaute aushelfen und entweder schon klimaneutral erzeugen – siehe Biogas – oder sich im größeren Industriemaßstab sukzessive dekarbonisieren. Die beiden Konzernchefs mahnten aber im Vergleich zum Ampel-Entwurf zum Kraftwerkssicherungsgesetz einen technologieneutralen, marktbasierten und stärker anreizenden Ansatz an.
Stamatelopoulos: „Wir haben die Erwartung an die nächste Bundesregierung, die Regelungen zu vereinfachen und die hohen Pönalen für nur geringe Verspätungen zu überdenken.“ Deutschland sei nicht allein auf der Welt, wenn die bezuschlagten Kraftwerksprojektierer dereinst dann die Gasturbinen bestellen.“
Krebber sekundierte, er glaube, 2030 wären 80 bis 100 Prozent grüner Wasserstoffanteil in den Ausschreibungs-Kraftwerken „möglich“, er sei aber gegen eine Vorgabe. Stamatelopoulos bestätigte das unter Berufung auf „mehrere“ Gasturbinen-Hersteller.
CCS gegen Biomasse und Speicher
RWE-Chef Krebber erinnerte zudem an die Logik des CO2-Handels: „Mit festen Vorgaben, wann ein Kraftwerk abzuschalten ist, ist in dem Rahmen keine einzige Tonne CO2 gespart.“ Auch die Abscheidung und Speicherung oder Verwendung von CO2 (CCS, CCU) müsse bei den Back-up-Kraftwerken als Dekarbonisierung anerkannt werden.
Dem entgegnete Simone Peter, die Chefin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), die Rentierlichkeit von Gas- und Wasserstoffkraftwerken oder von CCS sei unklar, während Biogas jetzt schon seinen Beitrag leisten könne. Sie sei zufrieden, dass sich der Bundestag noch im Februar für einen Ausbaupfad der Bioenergie und einen höheren Flexibilitätsbonus entschieden hat (wir berichteten). Dazu kämen Batterie- und ausdrücklich auch Pumpspeicher.
„Keine technologiespezifische Sonderförderung“
Dem hielt EnBW-Chef Stamatelopoulos entgegen, dass jene Technologien nicht reichten, um die historische Höchstlast in Deutschland von 80.000 MW abzudecken. Der konventionelle Kraftwerkspark hierzulande bestehe jetzt nur noch aus 35.000 MW Kohle und 30.000 MW Erdgas.
Bei Flaute speise der deutsche Windenergie-Park aber nach wie vor nur 200 MW ein, obwohl er von 25.000 MW auf 60.000 MW gewachsen ist: „Das ist auch europäisch nicht auszugleichen.“
Markus Krebber plädierte dafür, einfach dem günstigsten Bieter gesicherter Leistung den Zuschlag zu geben: „Wir brauchen keine technologiespezifische Sonderförderung, weil man an sie glaubt.“ Krebber verneinte Mitnahmeeffekte für RWE: „Bei der prognostizierten Auslastung von 10 Prozent kann man das am Markt nicht verdienen.“
Kerstin Andreae, Chefin des Branchenverbandes BDEW, hatte es eingangs der Diskussion mit ihrer Forderung nach höheren Investitionsanreizen, dessen sich die nächste Regierung in den ersten 100 Tagen annehmen müsse, so formuliert: „Bei der Feuerwehr zahlt man ja auch nicht nur das Löschwasser.“
EnBW-Vorstandschef Georg Stamatelopoulos sagte, er und seine Kollegen müssten die Investition in ein neues AKW – auch im Ausland – allein schon aus „Klumpenrisiko-Erwägungen“ ablehnen, wenn man bedenke, dass das britische 3.200-MW-Projekt Hinkley Point C bei mittlerweile 53 Milliarden Euro steht. EnBW investiere bis 2030 maximal 50 Milliarden Euro, aber in allen Wertschöpfungsstufen. Stamatelopoulos bekannte sinngemäß: „Ich glaube nicht, dass Kernenergie hier noch eine Zukunft hätte.“
Die SMR-Technologie werde durchaus von EnBW beobachtet, nur sei sie eben in Deutschland mit dem Atomausstieg ebenfalls verboten. Ihr „Reiz“ bestehe aus der namengebenden Modularität, die eine standardisierte und damit günstigere Produktion von Komponenten ermögliche.
Auf die Frage, ob die EnBW das letzte von ihr abgeschaltete Kernkraftwerk Neckarwestheim II reaktivieren könnte, erwiderte Stamatelopoulos: „Die Option ist nicht gegeben.“ Er begründete dies damit, dass es selbst nach einer gesetzlichen Grundlage sieben Jahre dauern würde, die vier Dampferzeuger zu ersetzen, die EnBW als erstes dekontaminiert und damit für den Erzeugungsbetrieb unbrauchbar gemacht hat.
RWE-Chef Markus Krebber sekundierte seinem EnBW-Kollegen schmunzelnd mit den Worten: „Die Betreiber von Kernkraftwerken sind immer eng abgestimmt.“
Auf Nachfrage, ob RWE dereinst aus dem mit NRW vereinbarten Braunkohle-Ausstieg für 2030 aussteigen könnte, erwiderte Krebber, für die weitere Verstromung würde RWE neue Abbaurechte benötigen, und „unser Interesse an weiteren Umsiedlungen und Abrodungen ist auf null gesunken“.
„Kraftwerkssicherungsgesetz vereinfachen“
Einig war man auf dem Podium darüber, dass die Energiewende dann mit Gaskraftwerken fortgeführt werden muss, die bei Dunkelflaute aushelfen und entweder schon klimaneutral erzeugen – siehe Biogas – oder sich im größeren Industriemaßstab sukzessive dekarbonisieren. Die beiden Konzernchefs mahnten aber im Vergleich zum Ampel-Entwurf zum Kraftwerkssicherungsgesetz einen technologieneutralen, marktbasierten und stärker anreizenden Ansatz an.
Stamatelopoulos: „Wir haben die Erwartung an die nächste Bundesregierung, die Regelungen zu vereinfachen und die hohen Pönalen für nur geringe Verspätungen zu überdenken.“ Deutschland sei nicht allein auf der Welt, wenn die bezuschlagten Kraftwerksprojektierer dereinst dann die Gasturbinen bestellen.“
Krebber sekundierte, er glaube, 2030 wären 80 bis 100 Prozent grüner Wasserstoffanteil in den Ausschreibungs-Kraftwerken „möglich“, er sei aber gegen eine Vorgabe. Stamatelopoulos bestätigte das unter Berufung auf „mehrere“ Gasturbinen-Hersteller.
CCS gegen Biomasse und Speicher
RWE-Chef Krebber erinnerte zudem an die Logik des CO2-Handels: „Mit festen Vorgaben, wann ein Kraftwerk abzuschalten ist, ist in dem Rahmen keine einzige Tonne CO2 gespart.“ Auch die Abscheidung und Speicherung oder Verwendung von CO2 (CCS, CCU) müsse bei den Back-up-Kraftwerken als Dekarbonisierung anerkannt werden.
Dem entgegnete Simone Peter, die Chefin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), die Rentierlichkeit von Gas- und Wasserstoffkraftwerken oder von CCS sei unklar, während Biogas jetzt schon seinen Beitrag leisten könne. Sie sei zufrieden, dass sich der Bundestag noch im Februar für einen Ausbaupfad der Bioenergie und einen höheren Flexibilitätsbonus entschieden hat (wir berichteten). Dazu kämen Batterie- und ausdrücklich auch Pumpspeicher.
„Keine technologiespezifische Sonderförderung“
Dem hielt EnBW-Chef Stamatelopoulos entgegen, dass jene Technologien nicht reichten, um die historische Höchstlast in Deutschland von 80.000 MW abzudecken. Der konventionelle Kraftwerkspark hierzulande bestehe jetzt nur noch aus 35.000 MW Kohle und 30.000 MW Erdgas.
Bei Flaute speise der deutsche Windenergie-Park aber nach wie vor nur 200 MW ein, obwohl er von 25.000 MW auf 60.000 MW gewachsen ist: „Das ist auch europäisch nicht auszugleichen.“
Markus Krebber plädierte dafür, einfach dem günstigsten Bieter gesicherter Leistung den Zuschlag zu geben: „Wir brauchen keine technologiespezifische Sonderförderung, weil man an sie glaubt.“ Krebber verneinte Mitnahmeeffekte für RWE: „Bei der prognostizierten Auslastung von 10 Prozent kann man das am Markt nicht verdienen.“
Kerstin Andreae, Chefin des Branchenverbandes BDEW, hatte es eingangs der Diskussion mit ihrer Forderung nach höheren Investitionsanreizen, dessen sich die nächste Regierung in den ersten 100 Tagen annehmen müsse, so formuliert: „Bei der Feuerwehr zahlt man ja auch nicht nur das Löschwasser.“

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Montag, 10.02.2025, 18:26 Uhr
Montag, 10.02.2025, 18:26 Uhr
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