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INSIDE EU ENERGIE:
Offene Fragen bei LNG, große Pläne für die Nordsee
Die EU-Energiepolitik droht in den von Donald Trump losgetretenen Handelskrieg zu geraten. Die EU-Kommission ringt daher mit Prioritäten zwischen Energie, Klima und Handel.
Die EU-Kommission wird ein verbindliches Klimaziel für 2040 voraussichtlich erst kurz vor der Sommerpause − statt im März −
vorschlagen. Er sei schwer enttäuscht von Klimakommissar Wopke Hoekstra, sagt der energiepolitische Sprecher der Grünen im
Europaparlament, Michael Bloss. Zumal Hoekstra offensichtlich nicht um jeden Preis an der Empfehlung der letzten Kommission
festhalten wolle, die Treibhausgase der EU bis 2040 um 90 Prozent zu reduzieren. Er verspiele damit „die Glaubwürdigkeit der
EU“. Ganz anders sieht das der EVP-Abgeordnete Peter Liese (CDU). 90 Prozent seien „extrem ehrgeizig“. Die EVP könne dieses
Ziel nur unterstützen, wenn es „flexibel“ umgesetzt werde. Liese denkt daran, dass auch Reduktionen von Treibhausgasen außerhalb
der EU auf die 90 Prozent angerechnet werden könnten.
In Brüssel hat man in dieser Woche allerdings andere Sorgen. Die Energiepolitik droht in den von Donald Trump losgetretenen Handelskrieg zu geraten. Der US-Präsident verlangt von den Europäern, mehr Flüssiggas in den USA zu kaufen, um die amerikanische Handelsbilanz zu verbessern. Die EU versucht allerdings gerade mit weniger Gas auszukommen.
In Brüssel wird darüber nachgedacht, die verbindlichen Zielwerte für das Befüllen der Speicher zu lockern. Die waren im Jahr 2022 festgelegt worden, um die Versorgungssicherheit auch ohne russisches Gas zu gewährleisten. Inzwischen erweisen sie sich jedoch vor allem als preistreibend. Deutschland, Frankreich, Österreich und andere Länder wollen die Speicher vor dem nächsten Winter nur noch mindestens zu 80 statt 90 Prozent befüllen. Die Unternehmen könnten dann auch zu günstigeren Preisen einkaufen, heißt es in Brüssel.
EU will sich von russischem Gas gänzlich befreien
Unabhängig davon dürfte der Bedarf der EU konjunkturbedingt eher zurückgehen, wenn die amerikanischen Zölle ihre Wirkung entfalten. Der Marktinformationsdienst ICIS geht davon aus, dass die Nachfrage nach Gas in diesem Jahr um 3,6 Prozent geringer ausfällt als 2024.
Den amerikanischen Wünschen entgegen kommt der Versuch der EU, sich von russischen Gaslieferungen gänzlich zu befreien. Im vergangenen Jahr importierte die EU noch 54 bcm aus Russland. Um diese Lieferungen zu ersetzen müssten die USA mehr als doppelt soviel LNG liefern wie 2024. Eine Strategie, wie das russische Gas bis 2027 ersetzt werden kann, ohne neue Abhängigkeiten zu begründen, wollte die Kommission ebenfalls im März vorlegen. Ein neues Datum dafür wird erst einmal nicht genannt.
Die Übertragungsnetzbetreiber (TSO) der Nordsee-Anrainer haben ihre Pläne präzisiert, wie sie sich den Ausbau der Nordsee zu einem „grünen Kraftwerk“ Europas vorstellen. Bereits vor zwei Jahren haben sie eine Arbeitsgemeinschaft (OTC: Off-Shore TSO Collaboration) zur Entwicklung der Infrastruktur in der Nordsee gegründet und jetzt eine Netzkarte mit den Projekten vorgelegt, die sie für vordringlich halten.
Nordsee soll „Powerhouse“ werden
Neben der direkten Anbindung der Windparks an das Festlandnetz der Anrainerstaates sind zwei hybride Interkonnektoren geplant, die Strom nicht nur an Land bringen, sondern auch zwischen den Anrainerstaaten transportieren sollen. Davon müssten mindestens zwei weitere gebaut werden. Noch einmal zwei weitere Projekte werden von der OTC noch untersucht. Die Netzkarte enthält auch zwei Demonstrationsanlagen zur Produktion von Wasserstoff.
Die Interkonnektoren seien eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Windparks Strom an jeden Anrainerstaat und in unterschiedliche Preiszonen liefern könnten. Nur dann bringe die Stromproduktion in der Nordsee für alle Beteiligten den größten Nutzen: mehr Flexibilität, niedrigere Preise, höhere Widerstandsfähigkeit gegen Störungen oder Cyberangriffe. Dafür müssten aber auch die regulatorischen Voraussetzungen geschaffen werden.
Die OTC geht davon aus, dass in der Nordsee 1.000 Gigawatt Strom produziert werden können. Das wären 40 Prozent des gesamten europäischen Bedarfs. Angesichts der großen Bedeutung der Nordsee für die Stromversorgung müssten die Länder Deutschland, Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Frankreich, Belgien und die Niederlande auch auf der Ebene der Regierungen und Behörden enger zusammenarbeiten.
Bevor aus der Nordsee ein Powerhouse wird, müssen noch viele Fragen beantwortet und Probleme gelöst werden. Dazu gehört zum Beispiel der Umgang der beteiligten EU-Staaten mit Großbritannien. Sinnvoll wäre es nach Ansicht der OTC, wenn das ETS der EU wieder mit dem britischen Emissionshandel verbunden würde.
Ungeklärt ist zum Beispiel, wie die Kosten für die Infrastruktur aufgeteilt werden. Die Netzkarte sei für die Verhandlungen der Regierungen eine gute Grundlage aber auch nicht mehr. Bei der Planung müssten auch die Schnittstellen zwischen der Strom- und der Wasserstoffwirtschaft berücksichtigt werden.
In Brüssel hat man in dieser Woche allerdings andere Sorgen. Die Energiepolitik droht in den von Donald Trump losgetretenen Handelskrieg zu geraten. Der US-Präsident verlangt von den Europäern, mehr Flüssiggas in den USA zu kaufen, um die amerikanische Handelsbilanz zu verbessern. Die EU versucht allerdings gerade mit weniger Gas auszukommen.
In Brüssel wird darüber nachgedacht, die verbindlichen Zielwerte für das Befüllen der Speicher zu lockern. Die waren im Jahr 2022 festgelegt worden, um die Versorgungssicherheit auch ohne russisches Gas zu gewährleisten. Inzwischen erweisen sie sich jedoch vor allem als preistreibend. Deutschland, Frankreich, Österreich und andere Länder wollen die Speicher vor dem nächsten Winter nur noch mindestens zu 80 statt 90 Prozent befüllen. Die Unternehmen könnten dann auch zu günstigeren Preisen einkaufen, heißt es in Brüssel.
EU will sich von russischem Gas gänzlich befreien
Unabhängig davon dürfte der Bedarf der EU konjunkturbedingt eher zurückgehen, wenn die amerikanischen Zölle ihre Wirkung entfalten. Der Marktinformationsdienst ICIS geht davon aus, dass die Nachfrage nach Gas in diesem Jahr um 3,6 Prozent geringer ausfällt als 2024.
Den amerikanischen Wünschen entgegen kommt der Versuch der EU, sich von russischen Gaslieferungen gänzlich zu befreien. Im vergangenen Jahr importierte die EU noch 54 bcm aus Russland. Um diese Lieferungen zu ersetzen müssten die USA mehr als doppelt soviel LNG liefern wie 2024. Eine Strategie, wie das russische Gas bis 2027 ersetzt werden kann, ohne neue Abhängigkeiten zu begründen, wollte die Kommission ebenfalls im März vorlegen. Ein neues Datum dafür wird erst einmal nicht genannt.
Die Übertragungsnetzbetreiber (TSO) der Nordsee-Anrainer haben ihre Pläne präzisiert, wie sie sich den Ausbau der Nordsee zu einem „grünen Kraftwerk“ Europas vorstellen. Bereits vor zwei Jahren haben sie eine Arbeitsgemeinschaft (OTC: Off-Shore TSO Collaboration) zur Entwicklung der Infrastruktur in der Nordsee gegründet und jetzt eine Netzkarte mit den Projekten vorgelegt, die sie für vordringlich halten.
Nordsee soll „Powerhouse“ werden
Neben der direkten Anbindung der Windparks an das Festlandnetz der Anrainerstaates sind zwei hybride Interkonnektoren geplant, die Strom nicht nur an Land bringen, sondern auch zwischen den Anrainerstaaten transportieren sollen. Davon müssten mindestens zwei weitere gebaut werden. Noch einmal zwei weitere Projekte werden von der OTC noch untersucht. Die Netzkarte enthält auch zwei Demonstrationsanlagen zur Produktion von Wasserstoff.
Die Interkonnektoren seien eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Windparks Strom an jeden Anrainerstaat und in unterschiedliche Preiszonen liefern könnten. Nur dann bringe die Stromproduktion in der Nordsee für alle Beteiligten den größten Nutzen: mehr Flexibilität, niedrigere Preise, höhere Widerstandsfähigkeit gegen Störungen oder Cyberangriffe. Dafür müssten aber auch die regulatorischen Voraussetzungen geschaffen werden.
Die OTC geht davon aus, dass in der Nordsee 1.000 Gigawatt Strom produziert werden können. Das wären 40 Prozent des gesamten europäischen Bedarfs. Angesichts der großen Bedeutung der Nordsee für die Stromversorgung müssten die Länder Deutschland, Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Frankreich, Belgien und die Niederlande auch auf der Ebene der Regierungen und Behörden enger zusammenarbeiten.
Bevor aus der Nordsee ein Powerhouse wird, müssen noch viele Fragen beantwortet und Probleme gelöst werden. Dazu gehört zum Beispiel der Umgang der beteiligten EU-Staaten mit Großbritannien. Sinnvoll wäre es nach Ansicht der OTC, wenn das ETS der EU wieder mit dem britischen Emissionshandel verbunden würde.
Ungeklärt ist zum Beispiel, wie die Kosten für die Infrastruktur aufgeteilt werden. Die Netzkarte sei für die Verhandlungen der Regierungen eine gute Grundlage aber auch nicht mehr. Bei der Planung müssten auch die Schnittstellen zwischen der Strom- und der Wasserstoffwirtschaft berücksichtigt werden.
Tom Weingärtner
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 10.04.2025, 10:39 Uhr
Donnerstag, 10.04.2025, 10:39 Uhr
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