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Enerige & Management > E&M Vor 20 Jahren - Milliarden für die Erneuerbaren in Aussicht
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
E&M VOR 20 JAHREN:
Milliarden für die Erneuerbaren in Aussicht
Mit einer Kampagne für den Ausbau der erneuerbaren Energien sorgten deren Vertreter 2005 für Aufsehen.
 
Vor 20 Jahren herrschte Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen. Im Energieland hatten Braun- und Steinkohle noch einflussreiche Unterstützer. Deshalb waren besondere Initiativen gefragt, um für den Ausbau der Erneuerbaren zu werben. Eine solche Initiative war die Kampagne „Deutschland hat unendlich viel Energie“. Cerstin Gammelin und Ralf Köpke berichteten 2005 von ihrem Auftakt in Essen.


 
Zeit und Ort hatten die Initiatoren bewusst gewählt. Mitten in den Landtagswahlkampf an Rhein und Ruhr hatten sie den Start ihrer bundesweiten Informationskampagne „Deutschland hat unendlich viel Energie“ terminiert. Ein deutliches Signal an (fast) alle Parteien in Düsseldorf, dass es im Energieland Nummer eins mehr gibt als (nur) Braun- und Steinkohle.

Symbolträchtig hatten die Vertreter der verschiedenen Ökoenergien-Lobbyverbände auch den Ort ihrer Auftaktveranstaltung gewählt: die ehemalige Steinkohle-Zeche Zollverein im Norden Essens. Für sie eine Energie von gestern, auch wenn eine andere Kampagne mit dem Slogan „400 Jahre ab heute“ zeitgleich für eine Renaissance des einstmals schwarzen Goldes wirbt.

Zum Auftakt der neuen Infokampagne, mit der in den nächsten drei Jahren gezielt für den Ausbau der erneuerbaren Energien geworben werden soll, zeigte die Ökobranche ihr gewachsenes Selbstbewusstsein. Die Branche der erneuerbaren Energien sei bereits eine Schlüsselindustrie: Innerhalb von weniger als 15 Jahren verdreifachte sich der regenerative Anteil an der Energieerzeugung. Im gleichen Zeitraum halbierten sich nicht nur die Erzeugungskosten, allen voran bei der Windenergie. Dank des kontinuierlichen Ausbaus von Sonne, Wind, Bioenergie und Geothermie können mittlerweile jährlich 3 Milliarden Euro an Energieimporten eingespart werden. Dafür gibt es ein Plus bei den Arbeitsplätzen: mittlerweile beschäftigt die Branche mehr als 130.000 Menschen, Tendenz steigend.

In 15 Jahren rund 200 Milliarden Euro an Investitionen

Bei diesen Zahlen ließ UN-Umweltdirektor Klaus Töpfer als Schirmherr der Kampagne eine vom Publikum viel belachte Bemerkung fallen: „Eigentlich sollte nicht der Umweltminister, sondern der Wirtschaftsminister hier sein.“ Wolfgang Clement wäre so Zeuge eines weit reichenden Versprechens geworden. Für die kommenden 15 Jahre kündigten Vertreter der verschiedenen Lobbyverbände hierzulande Investitionen von rund 200 Milliarden Euro auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien an. In diesem Zeitraum solle die Zahl der Arbeitsplätze auf über 500.000 ausgebaut werden.

Sowohl Bundesumweltminister Jürgen Trittin als auch sein Vor-Vorgänger Töpfer begrüßten diese in der so genannten „Essener Deklaration“ festgehaltene Ankündigung. „Dank einer Energie- und Umweltpolitik, die erneuerbare Energien fördert, hat sich in Deutschland ein neuer Industriezweig entwickelt, der nicht nur Arbeitsplätze geschaffen hat, sondern Deutschland auch eine Vorreiterrolle im internationalen Vergleich gesichert hat“, betonte Töpfer.

Profitiert hat hierzulande bislang vor allem die Windenergie, deren Ausbau in den vergangenen Monaten bei Politik, Bevölkerung und Medien an Zustimmung verloren hat. Eine Akzeptanzkampagne allein für die Windkraft, die in der Branche schon vor Jahren angedacht war, hält Peter Ahmels aber nicht für den richtigen Weg. Der Präsident des Bundesverbandes Wind Energie: „Ich gehe davon aus, dass die anderen erneuerbaren Energien in zwei, drei Jahren Gegenwind zu spüren bekommen.“

Für Verstimmung hat das in der Deklaration formulierte Ziel, den Anteil aller Ökoenergien am Primärenergieverbrauch auf „mindestens 20 Prozent“ bis zum Jahr 2020 auszubauen, beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) geführt. „Dieser Anteil ist nicht machbar ebenso wie die Ankündigung, dass die Kosten der erneuerbaren Energien im Mittel niedriger als die für herkömmliche Energien sind“, ärgert sich Thorsten Herdan, Geschäftsführer der VDMA-Fachgruppe Power Systems. Der VDMA, der die Kampagne mit 40.000 Euro unterstützt, erwägt nach Herdans Worten seine Unterstützung aufzukündigen.

Insgesamt beläuft sich das Budget der dreijährigen Kampagne auf 3 Millionen Euro. Mehr als 50 Prozent sollen von Unternehmen und Verbänden getragen werden. Das Verbraucherschutzministerium wird sich in der gleichen Höhe des Beitrags der Biogasverbände beteiligen. Die Biogasbranche befindet sich noch in der Abstimmung. Das Umweltministerium in Berlin hat bereits 400.000 Euro für 2005 auf das Konto der Kampagne eingezahlt.

Die Kampagne wird entgegen ursprünglicher Planungen keine Plakat- und Anzeigenaktionen starten. Im Mittelpunkt stehen vielmehr Medienarbeit, Veranstaltungen und Workshops rund um das Thema Ökoenergie. Für die Kampagne werden bis zu sechs Personen arbeiten, darunter zwei Redakteurinnen und zwei Rechercheure. Sitz der Kampagnenleitung ist das Berliner Energieforum.
 

Cerstin Gammelin und Ralf Köpke
© 2025 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 09.04.2025, 21:15 Uhr

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