• Gas schwimmt gegen den Strom
  • Energie senkt überraschend Herstellerpreise
  • Tschechien feiert zweite Unabhängigkeit vom Kreml
  • Klimabewegung verliert Wolf von Fabeck
  • Vattenfall verteuert Berliner Strom-Grundversorgung
  • Messstellenbetreiber darf seinen Zählerschrank verwenden
  • Erkrath verlässt Gründertrio der Neander Energie
  • Pannen-Park geht unter neuer Regie probeweise wieder ans Netz
  • Verspätete Abrechnung verstößt gegen Wettbewerbsrecht
  • Leine-Energie sichert Belieferung von Liegenschaften in Niedersachsen
Enerige & Management > Messstellenbetrieb - Metering-Marktdesign: Octopus-Chef greift Eon-Chef an
Quelle: Shutterstock / Proxima Studio
MESSSTELLENBETRIEB:
Metering-Marktdesign: Octopus-Chef greift Eon-Chef an
Eon-Chef Leonhard Birnbaum hat auf seiner Bilanzpressekonferenz die Abschaffung wettbewerblicher Messstellenbetreiber gefordert. Der Deutschlandchef von Octopus Energy keilt zurück.
 
Auf der Bilanzpressekonferenz des großen Energiekonzerns Eon hatte CEO Leonhard Birnbaum verschiedene Vorschläge gemacht, um die Energiepreise zu senken. So sollten in Zeiten negativer Strompreise PV- und Windkraftanlagen keine Vergütung mehr bekommen. Außerdem wandte er sich gegen den Wettbewerb beim Smart Meter Rollout. Dieser verläuft seit Jahren nur sehr schleppend, was die Nutzung von Flexibilität im Strommarkt behindert.

Der Deutschlandchef von Octopus Energy, Bastian Gierull, widerspricht dieser Forderung. „Eon fordert das Ende des Wettbewerbs – weil sie selbst nicht vorankommen“, mutmaßt Gierull. Wenn Eon den wettbewerblichen Messstellenbetrieb für Smart Meter abschaffen will, sei das in etwa so, „als hätte Nokia die Abschaffung von Apple und Google gefordert“, sagte er mit Blick auf den einstigen und die jetzigen Marktführer bei Handys.

Während die meisten Stadtwerke (beziehungsweise die grundzuständigen Messstellenbetreiber) noch nicht einmal mit dem Einbau von Smart Metern begonnen haben, seien es Unternehmen wie Octopus Energy, die den Smart-Meter-Rollout vorantreiben, die Kosten senken und echte Innovationen schaffen. Zwar habe Eon deutschlandweit die meisten Smart Meter verbaut, doch das sei beim mit Abstand größten Netzbetreiber zu erwarten.

So sieht der Rollout im Eon-Verteilnetz aus

Eine stichprobenartige Recherche dieser Redaktion ergibt: Die Eon-Verteilnetzbetreiber haben es im dritten Quartal 2024 der Bundesnetzagentur mehrheitlich verboten, ihren jeweiligen Fortschritt beim Rollout zu veröffentlichen: „Einverständnis zur Veröffentlichung nicht erteilt“, hieß es bei Edis Netz, Mitnetz Strom, Bayernwerk Netz und LEW Verteilnetz.

Es gibt aber offenbar keine konzernweite Anweisung, die Quoten bei den Pflichteinbau-Fällen geheimzuhalten, denn mindestens zwei Eon-Messstellenbetreiber veröffentlichten ihre - überdurchschnittlichen - Werte: Westnetz mit gut 22 Prozent und Schleswig-Holstein Netz mit 20,6 Prozent.

Bis Ende diesen Jahres müssen 20 Prozent der Pflichteinbau-Fälle erledigt sein. Die Netzagentur hatte kürzlich unter Berufung aufs dritte Quartal 2024 hunderten grundzuständigen Messstellenbetreibern blaue Briefe („Hinweise“) geschickt, 500 davon haben noch kein einziges intelligentes Messsystem verbaut. Warum die Netzagentur die im Januar abgeschlossene Umfrage zum vierten Quartal nicht herangezogen hatte, bleibt zunächst unklar.

Rollout durch Vereinfachung beschleunigen

„Im Grunde hinken sie genauso hinterher wie alle anderen“, meint Gierull. Statt jetzt die Abschaffung einer Marktrolle zu fordern, die Innovationen schaffe, fordert er Eon auf, sich für Innovation einzusetzen. „Ich stimme Leo Birnbaum 100 Prozent zu, dass der bisherige Smart Meter Rollout ein regulatorisches Problem ist“, so der Octopus-CEO.

Deshalb wolle sein Unternehmen in der Smart-Meter-Initiative (SMI) mit anderen eine radikale Vereinfachung der technischen Anforderungen des BSI erreichen. „Wir müssen dahin kommen, dass Smart Meter aus anderen europäischen Ländern auch in Deutschland verbaut werden dürfen“, forderte Gierull. Diesen „Smart Meter Lite“ solle auch Eon unterstützen, anstatt mehr Geld, einen lascheren Zeitplan und die Abschaffung der Konkurrenz zu fordern, so der Octopus-Vertreter.
 

Susanne Harmsen und Georg Eble
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 28.02.2025, 15:24 Uhr

Mehr zum Thema