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Enerige & Management > Geothermie - Im Süden von München wird wieder gebohrt
Grünwalds Erster Bürgermeister Jan Neusiedl auf der Baustelle in Laufzorn. Quelle Erdwärme Grünwald
GEOTHERMIE:
Im Süden von München wird wieder gebohrt
Das Geothermie-Projekt Laufzorn II südlich von München soll bis zum Winter 2027/28 fertiggestellt werden. Es soll zur komplett CO2-freien Wärmeversorgung von Grünwald beitragen.
 
Das Geothermieunternehmen Erdwärme Grünwald beginnt mit den Bohrarbeiten für das Geothermie-Projekt Laufzorn II. Es befindet sich südlich der bayerischen Landeshauptstadt München. Ausgelegt ist der Bohrplatz auf sechs Bohrungen, die jeweils in Tiefen von 3.600 bis 4.000 Metern führen. Fachleute gehen davon aus, dass sie auf Tiefenwasser mit einer Temperatur von rund 130 Grad Celsius stoßen. Rund 200 Liter Wasser pro Sekunde sollen gefördert und zur Energieerzeugung genutzt werden.

Mit 150 Gästen feierte die Gemeinde Grünwald und das Unternehmen Erdwärme Grünwald den Beginn der Bohrarbeiten am 24. Mai mit der „Meißelweihe“. Die Bedeutung dieser Zeremonie unterstrich Grünwalds Erster Bürgermeister Jan Neusiedl: „Der Bohrmeißel, den wir heute weihen, und die große Baustelle, die wir hier erleben, tragen dazu bei, dass unsere Gemeinde ihre Wärmeversorgung künftig komplett aus nachhaltiger, CO2-freier Geothermie beziehen kann.“ Gesegnet wurde der Meißel vom katholischen Pfarrer Albert Zott und dem evangelischen Geistlichen Christian Stalter.

Investitionssumme in Höhe von 150 Millionen Euro

Die Bohrung soll abschnittsweise mit unterschiedlichen Bohrmeißeln erfolgen, die auf das jeweilige Gestein abgestimmt sind. Hauptsächlich kommen sogenannte Rollenmeißel zum Einsatz, bei denen gezähnte Kegelräder das Gestein beim Drehen zerschneiden. Je nach geologischen Gegebenheiten, können ergänzend PDC-Meißel (polycristalline diamond cutter) oder Diamantmeißel eingesetzt werden.

Die Erdwärme Grünwald GmbH erweitert damit die bestehende Geothermieanlage Laufzorn. Die am Standort seit dem Jahr 2013 laufende Anlage wird den langfristigen Bedarf nicht mehr alleine decken können, teilte das Unternehmen im vergangenen Jahr mit (wir berichteten). Deshalb investiert die Gemeinde in die jetzt gestartete zweite Tiefenbohrung. Die Investitionssumme für die Erweiterung beziffert die Erdwärme Grünwald auf weitere 150 Millionen Euro. Davon sollen 61 Millionen Euro über das Förderprogramm für effiziente Wärmenetze (BEW) gefördert werden.

Das Geothermie-Projekt Laufzorn II soll bis zum Winter 2027/28 fertiggestellt werden. Nach dem Abschluss der letzten Bohrung und dem Abbau der Bohranlage kann voraussichtlich 2026 mit dem Bau des Heizwerks begonnen werden, teilte Erdwärme Grünwald weiter mit.

Die Erweiterung ist aufgrund der steigenden Nachfrage nötig, so das Geothermieunternehmen. Im Jahr 2022 war der Anschluss von 100 Haushalten geplant, tatsächlich wurden 423 neue Verträge abgeschlossen. Im Jahr 2023 schloss das Unternehmen nach eigenen Anagben weitere 170 Haushalte neu an. Im vergangenen Jahr waren es rund 150 neu gebaute Anschlüsse. Damit sind etwa 3.770 Grünwalder Wohn- und Gewerbeeinheiten an die Fernwärme durch Erdwärme abgeschlossen – vom Einfamilienhaus über gemeindliche Liegenschaften wie Schulen, Kindergärten und den Freizeitpark bis hin zu Großkunden wie zum Beispiel Bavaria Film, KGAL oder die Schlosspassage.

Bestehende Anlage läuft seit 2013

Das bestehende Geothermiekraftwerk Laufzorn I mit 40 MW ist wärmegeführt und ging 2013 in Betrieb. Die ORC (Organic-Rankine-Cycle)-Anlage produziert nachrangig Strom, um die Quelle optimal auszulasten. Die energetischen Anlagen umfassen bislang eine Produktions- und eine Injektionsbohrung, jeweils rund 4.000 Meter lang, die Tiefenpumpe in rund 780 Meter Tiefe, mit Reserve- und Spitzenlast-Ölkesseln. Eine Power-to-Heat-Anlage nimmt seit Ende 2017 überschüssigen Strom aus dem Netz und trägt dadurch zu dessen Stabilität bei. In der Leitwarte in Laufzorn wird das Geothermie-Heizwerk in der östlichen Nachbargemeinde Unterhaching mitüberwacht.

Seit dem Jahr 2013 existiert eine 5 Kilometer lange Fernwärme-Leitung zwischen dem Kraftwerk in Laufzorn und dem Geothermie-Heizwerk in Unterhaching. Im Jahr 2018 übernahm die Erdwärme Grünwald die benachbarte Geothermie Unterhaching Produktionsgesellschaft schließlich zu 95 Prozent. Parallel wurde damals entschieden, das Kalina-Stromkraftwerk in Unterhaching endgültig abzuschalten.
 

Heidi Roider
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