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E&M VOR 20 JAHREN:
Im Dreisprung nach Sibirien
Vor 20 Jahren war das deutsch-russische Verhältnis noch in Ordnung. Auf der Hannover Messe 2005 wurden bekannt, dass sich BASF und Gazprom über Förderlizenzen in Sibirien einigten.
 
Die deutsche BASF-Tochter Wintershall ist das erste ausländische Unternehmen, das der Gazprom-Konzern an einer Lizenz zur Erdgasförderung in Russland beteiligt. Bereits 2008 soll das erste Gas aus dem westsibirischen Feld Yushno Russkoje nach Deutschland strömen.
 
Im Beisein von Russlands Präsident Vladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder unterzeichneten die Unternehmensführungen von BASF und Gazprom am Rande der Hannover Messe Anfang April 2005 mehrere Verträge, die ihre gaswirtschaftliche Zusammenarbeit vertiefen sollen. Russland und Deutschland werden dadurch energiewirtschaftlich – wie vom Kanzler gewünscht – noch näher zueinander rücken. Putin hob hervor, dass es das erste Mal sei, „dass die Gazprom einen ausländischen Partner für die Erdgasförderung in Russland zulässt“. Schröder äußerte sich erfreut über „etwas historisch Neues“ und zuversichtlich, „dass dies eine wirklich wichtige und weitreichende Partnerschaft wird, die auch Schule machen soll“.

Davor hatten Gazprom-Chef Alexej Miller und Dr. Jürgen Hambrecht, Vorstandsvorsitzender der BASF AG, eine weit reichende Grundsatzvereinbarung unterzeichnet, die – quasi im Dreisprung - neben der Beteiligung am Gasfeld auch den gemeinsamen Bau der Transportpipeline durch die Ostsee und den Ausbau der Gazprom-Beteiligung am gemeinsamen Vermarktungsunternehmen Wingas vorsieht.

Gazprom und Wintershall werden das Feld Yushno Russkoje in Westsibirien gemeinsam entwickeln. „Die positiven Erfahrungen, die wir in unserem bestehenden Gemeinschaftsunternehmen Achimgaz sammeln, veranlassen uns, die Kooperation auf die wichtige Lagerstätte Yushno Russkoje auszudehnen“, sage Miller. Man rechne damit, im Feld Yushno Russkoje 500 Mrd. m3 Gas förden zu können, so Hambrecht. Die dafür erforderlichen Investitionen bezifferte er auf umgerechnet 1 Mrd. US-Dollar. Im Jahr 2008 soll das erste Gas aus dem Feld ins Gazprom-Transportsystem eingespeist werden, 2011 soll dann mit 25 Mrd. m3 pro Jahr die projektierte Förderleistung erreicht werden, erläuterte Miller in Hannover.

Der Einstieg von Eon in Yushno Russkoje ist allerdings nicht endgültig ausgeschlossen. Das Projekt könne zwar auf Basis der in Hannover getroffenen bilateralen Vereinbarung starten, sei jedoch immer noch offen für weitere Partner, stellte Miller klar. Die Eon platzierte in Hannover eine Mitteilung über ein Memorandum of Understanding mit Gazprom, wonach der deutsche Konzern „eine Beteiligung von 25 % am westsibirischen Gasfeld Yushno Russkoje übernehmen kann“.

Miller bestätigte weiteres Interesse an Gesprächen mit Eon in dieser Angelegenheit, stellte aber klar, das Gazprom auf jeden Fall die Mehrheit am Projekt Yushno Russkoje, also mindesten 50 Prozent und eine Aktie behalten werde. Hambrecht wiederum merkte an, wie er sich die Bedingungen für die von BASF-Anteilen durch einen weiteren Partner vorstellt: „Es muss passen und er muss einen Zusatznutzen bringen“. Genauer wollten sich die Beteiligten nicht äußern.

Über die Förderaktivitäten hinaus werden sich BASF und Gazprom gemeinsam am Bau der geplanten nordeuropäischen Pipeline NEGP durch die Ostsee beteiligen, mit der auch Erdgas aus dem Feld Yushno Russkoje nach Westeuropa transportiert werden soll. „Wir stellen fest, dass sehr viele Unternehmen an Kooperationen interessiert sind, sagte Miller. Hambrecht bezifferte das Investitionsvolumen für die Pipeline auf etwa 2 Mrd. US-Dollar. Der Pipelinebau soll im Herbst in Angriff genommen und bis 2010 vollendet werden.

Die dritte wesentliche Vereinbarung von Hannover betrifft die künftige Vertriebsaktivität von Gazprom aus dem zentraleuropäischen Gasmarkt. Der russische Konzern wird seinen Anteil an dem mit der BASF-Tochter Wintershall bestehenden Gemeinschaftsunternehmen Wingas aufstocken. Bislang hält Gazprom 35 Prozent der Anteile, die BASF-Tochter Wintershall 65 Prozent. Wintershall wird künftig mindestens 50 Prozent und eine Aktie an Wingas halten. „Wingas wird bei BASF konsolodierte“, stellte Hambrecht klar.

Dennoch soll das Vermarktungsunternehmen paritätisch geführt werden. Gazprom wird sich mit diesem Schritt noch stärker im europäischen Erdgasmarkt engagieren. Bereits seit 1990 sind die Partner im Handel mit Erdgas in Deutschland sowie anderen europäischen Ländern aktiv und haben seither rund drei Milliarden Euro in den Auf- und Ausbau der Infrastruktur investiert.
 

Peter Focht
Redakteur
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