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Enerige & Management > Bilanz - Gaskonzern Uniper sagt langsamere Energiewende voraus
Unipers CEO Michael Lewis bremst den eigenen Erneuerbaren-Ausbau. Quelle: Volker Stephan
BILANZ:
Gaskonzern Uniper sagt langsamere Energiewende voraus
Uniper behält 2025 wohl etwas mehr Geld in der Kasse, als noch im Februar vorausgesagt. Deutschlands größter Gasimporteur macht Abstriche bei Personal und der grünen Transformation.
 
Die Uniper-Vorstände Michael Lewis (CEO) und Jutta Dönges (CFO) haben in Düsseldorf die Halbjahreszahlen vorgestellt und dabei die wichtige Rolle des Energieträgers Gas für die Versorgungssicherheit hervorgehoben. Bei der Bilanzpräsentation am 7. August sagte Michael Lewis, Gas bleibe „für viele Jahre unverzichtbar“ und eine Brücke zur Energiewende.

Die Chefetage bestätigte im Wesentlichen die bereits Ende Juli veröffentlichten Zahlen. Mit einer Ausnahme: Die Korridore für das erwartete Jahresergebnis haben sich zum Positiven verschlankt, als Untergrenze für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gilt nun 1 Milliarde Euro (zuvor 900 Millionen Euro), für den bereinigten Nettogewinn nun 350 Millionen Euro (statt 250 Millionen Euro). An den möglichen Höchstwerten hat sich mit 1,3 Milliarden beziehungsweise 550 Millionen Euro nichts verändert.

Das erste Halbjahr 2025 konnte mit den Erfolgsjahren 2023 und 2024 erwartungsgemäß nicht mithalten. Bereinigtes Ebitda (379 Millionen Euro) und bereinigter Nettogewinn (135 Millionen Euro) liegen jeweils rund 1 Milliarde Euro unter den Vorjahreswerten (wir berichteten). Dennoch sieht Michael Lewis Uniper als „widerstandskräftig“ an. Es gehe nun darum, dem Unternehmen auch künftig eine wichtige Rolle im europäischen Energiesystem zu sichern.

Ausbau der eigenen Erneuerbaren-Anlagen gedrosselt

Uniper ist seit dem Ende des Gasbezugs aus Russland und der Beschaffungskrise im Besitz der Bundesrepublik. Das Unternehmen habe aber den „Turnaround geschafft“, sagte Finanzchefin Jutta Dönges, was sich in einer verbesserten Bewertung durch die Ratingagenturen niederschlage. Uniper sei „auf dem richtigen Weg“, der sich durch finanzielle Disziplin und Maßnahmen zur Kosteneffizienz auszeichne. 400 Stellen will Uniper im kommenden Jahr streichen. 
Kaum hat die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) den Zubau von Gaskraftwerken mit 20.000 MW Kapazität angekündigt, flaut das Interesse von Uniper am Ausbau eigener Erneuerbaren-Kraftwerke etwas ab. Vom ursprünglichen Ziel, bis 2030 insgesamt 2.900 MW an regenerativen Anlagen zubauen zu wollen, sind noch 2.000 MW übrig geblieben.

Michael Lewis wollte dieses Minus allerdings nicht als „drastische Reduzierung“ verstanden wissen. Die Ausbaumarke werde Uniper nur etwas später in den 30er-Jahren erreichen. Er ließ allerdings keinen Zweifel daran, „dass wir die Energiewende langsamer durchführen müssen“. Das sei angesichts der kommenden Gaskraftwerke zwangsläufig.

Für Uniper bedeutet dies konkret eine Abkehr vom Ziel, bis 2030 die Stromerzeugung zu 80 Prozent auf „grün“ zu stellen. Nun heißt es, 50 Prozent des Stroms bis dahin „kohlenstoffarm“ zu produzieren. „Wir haben durch die neue Kraftwerksstrategie der Bundesregierung mehr Gas im Portfolio als erwartet“, so Michael Lewis. Die neuen Gaskraftwerke, deren Anzahl und Standorte noch offen sind, seien erst nach 2030 mit klimafreundlichen Molekülen (Wasserstoff) zu betreiben. Auch das Abscheiden und Einlagern von Kohlendioxid (CCS) benötige noch Zeit.

Langfristiger Einkauf von LNG vereinbart

Je schneller Katherina Reiche die Details für die Kraftwerke festlege, „desto schneller können wir neue Kraftwerkskapazitäten aufbauen“, so Lewis. Ein Gasblock benötige vier bis fünf Jahre bis zur Inbetriebnahme. Reiches ausgegebenes Maximalziel von 20.000 MW bis 2030 sei „unwahrscheinlich“, 8.000 bis 10.000 MW wären aus Michael Lewis’ Sicht „gut“.

Verflüssigtes Erdgas (LNG), dessen Import Deutschland zuletzt stark vorangetrieben hatte, sei aus Sicht des CEO grundsätzlich eine sinnvolle Ergänzung zum Pipelinegas. Uniper habe zuletzt in langfristigen Verträgen mit Laufzeiten von bis zu 15 Jahren relevante LNG-Mengen für Deutschland und Europa gesichert, darunter 4,8 Millionen Tonnen (68 Milliarden kWh) über das kanadische Unternehmen Tourmaline Oil und 2 Millionen Tonnen (28 Milliarden kWh) jährlich über Woodside (Australien).

Einige Uniper-Themen sind aus Vorstandssicht vorrangig von der Bundesregierung anzugehen. Nach wie vor gibt es für die Aktionäre keine Dividende. Dazu ist noch unklar, wann Schwarz-Rot das Unternehmen wieder von der Leine lässt. 

Für den näher rückenden Winter hat Michael Lewis eine gute Nachricht parat. Die Zeit werde zwar „ein bisschen knapp“, aber die Gasspeicher sollten sich ausreichend füllen. Derzeit liegt der Stand in Deutschland bei durchschnittlich 63 Prozent, weniger als vor einem Jahr (85 Prozent). Unipers Lagerstätten sind im Vergleich derzeit höher befüllt (68 Prozent). Der CEO mahnte hier ein „komplett neues“ Vergütungsmodell für Speicher an. Andernfalls ziehe das Unternehmen die angekündigte Stilllegung des Porenspeichers im bayerischen Breitbrunn (1 Milliarde Kubikmeter Volumen) durch.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 07.08.2025, 16:02 Uhr

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