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Enerige & Management > Contracting - Einsatz fossiler Anlagentechnik alarmierend
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CONTRACTING:
Einsatz fossiler Anlagentechnik alarmierend
Die Contracting-Branche blickt verhalten optimistisch in die Zukunft. Allerdings ist am Markt eine große Abwartehaltung seitens der Kundschaft zu beobachten. Die Gründe sind vielfältig.
 
Die monatelangen Debatten um das Gebäudeenergiegesetz, die kommunale Wärmeplanung, die zu novellierende Wärmelieferverordnung oder auch Preissteigerungen bei der Anlagentechnik sowie die Energiekrise − die Contracting-Branche erlebt momentan eine „abwartende Haltung“ bei vielen Kunden. Der Markt für Contracting-Lösungen entwickelt sich insgesamt trotz zunehmend schwieriger Rahmenbedingungen jedoch weiterhin positiv. Das geht aus aktuellen Marktzahlen für 2023 des Verbands für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting (Vedec) hervor, die am 4. September vorgestellt worden sind.

„Die Branche wächst stabil weiter“, sagte Tobias Dworschak, Vorstandsvorsitzender des Vedec, bei der Vorstellung der Zahlen. Um allerdings die Klimaziele der Bundesregierung erreichen zu können, müssten es deutlich mehr an umgesetzten Contracting-Projekten sein. Für dieses Jahr zeigen sich die Contracting-Unternehmen etwas optimistischer als bei der Erhebung im vergangenen Herbst.

Unsichere Marktlage hemmt Einsatz von Erneuerbaren

Sowohl bei der Anzahl der geschlossenen Verträge als auch beim Umsatz gab es leichte Zuwächse − wenn auch nicht mehr so hoch wie im Jahr 2022. Insgesamt gab es bei den Verträgen unter den befragten Mitgliedsunternehmen des Vedec, die etwa die Hälfte des gesamten Marktes repräsentieren, einen leichten Anstieg um 5,1 Prozent auf 82.568 Verträge, im Jahr 2022 lag die Zahl bei 78.562. Damit sinkt der Zuwachs leicht ab, was laut dem Vedec auf eine weiterhin unsichere politische Lage zurückzuführen ist. Insbesondere wechselnde Rahmenbedingungen beim Gebäudeenergiegesetz wirken sich negativ auf die Contracting-Branche aus.

Als größte Hindernisse für den Contracting-Markt identifizieren die Contracting-Unternehmen die Energiepreiskrise, die in der Wärmelieferverordnung verankerte Kostenneutralität und Preissteigerungen bei der Anlagentechnik. Die unklare Gesetzeslage erschwere außerdem eine langfristige Planung, auf die Contracting-Anbieter angewiesen sind. 

Trotz der Hemmnisse konnte ein Umsatzanstieg von rund 8 Prozent von 4,59 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 4,95 Milliarden Euro im vergangenen Jahr verzeichnet werden. Mit rund 83 Prozent (2022: 74 Prozent) ist das Energieliefercontracting die mit Abstand stärkste Contractingart, die am Markt nachgefragt wird. Dahinter kommt das Energiesparcontracting mit 14 Prozent (2022: 19 Prozent).

Es wird nach wie vor von den Contractoren überwiegend Wärme geliefert. Eine Zunahme ist bei Strom zu erkennen. Das liegt insbesondere auch am vermehrten Einsatz von erneuerbaren Technologien, sprich Wärmepumpen sowie Photovoltaik. Lag die gelieferte Energieart „Strom“ im Jahr 2022 bei 8 Prozent, erhöhte sich diese im Jahr 2023 auf 12 Prozent. „Das wird sich auch so fortsetzen“, prognostizierte Dworschak bei der Vorstellung der Marktzahlen.

Contracting-Branche fordert praktikable Gesetzgebung

Die meisten Auftraggeber kommen mit 64 Prozent aus der Wohnungswirtschaft, gefolgt vom Gewerbe (6 Prozent), Kommunen (6 Prozent), der Quartiersversorgung mit 5 Prozent sowie der Industrie mit ebenfalls einem Anteil von 5 Prozent. Auch wenn bei den Energieträgern die Erneuerbaren stetig zunehmen, ist der dominante Energieträger in der Contractingbranche immer noch Erdgas mit einem Anteil von 66 Prozent (2022: 71 Prozent). Die erneuerbaren Energien liegen für das Jahr 2023 bei 27 Prozent, ein Jahr zuvor waren es 23 Prozent.

Obwohl die Contracting-Unternehmen seitens der Kunden eine vermehrte Nachfrage nach klimaneutralen Lösungen erleben, stellen Marktteilnehmer zugleich fest, dass Kunden lieber nochmals bestehende Verträge verlängern und erst einmal noch abwarten, wie sich der Markt sowie die Gesetzeslage entwickeln. Das führe zu einer paradoxen Situation am Markt und sollte seitens der Bundesregierung ernst genommen werden. Die Branche setzt verstärkt auf Erneuerbare, zugleich ist eine gestiegene Nachfrage nach Erdgaskesseln zu verzeichnen.

„Der vermehrte Einsatz fossiler Anlagentechnik ist alarmierend. Zusätzlich zur schwierigen Ausgangslage erschwert sie perspektivisch das Umstellen auf erneuerbare Energieträger und damit die Umsetzung der Wärmewende. Wir stehen vor einer Wärmepreis-Problematik, die hinlänglich bekannt ist: Der Preis der Wärmewende ist hoch, erneuerbare Energieträger sind kostenintensiv, doch Wohnungswirtschaft sowie die Mieterinnen und Mieter dürfen nicht überfordert werden. Umso wichtiger ist die Unterstützung der Bundesregierung, Hemmnisse abzubauen und eine für alle Seiten praktikable Gesetzgebung zu verabschieden“, forderte Vorstandsvorsitzender Dworschak.
 

Heidi Roider
Redakteurin und Chefin vom Dienst
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