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Enerige & Management > Windkraft Offshore - BMWE nach geplatzter Offshorewind-Auktion unter Druck
Quelle: Shutterstock / Thampapon
WINDKRAFT OFFSHORE:
BMWE nach geplatzter Offshorewind-Auktion unter Druck
Jetzt ist auch in Deutschland eine Vergabe von Meeresflächen für Windkraft gescheitert. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche reagierte bereits auf die Auktion ohne Bieter.
 
Die Vergabe von Flächen in der deutschen Nordsee für insgesamt 2.500 MW Windkraft ist am 1. August ohne Bieter geblieben und bringt damit den nationalen Ausbaupfad der Offshore-Windkraft durcheinander. Organisationen der Offshore-Branche sehen sich in ihrer jahrealten, jüngst mehrfach wiederholten Kritik am Ausschreibungsdesign bestätigt. Sie üben jetzt umso mehr Druck auf Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) aus, dieses noch im laufenden Jahr in einer Novelle des Windenergie-auf-See-Gesetzes zu ändern.

Reiche verwies in einem Videostatement laut Zusammenfassung des BMWE darauf, dass Großbritannien nach einer ebenfalls geplatzten Verauktionierung von Seeflächen sein Ausschreibungsdesign nachgeschärft habe. Das BMWE schaue sich die Ursachen dafür, dass kein Bieter eine der beiden angebotenen Flächen für lau haben wollte, genau an und werde mit den Akteuren reden. 

Als mögliche „Perspektiven“ nannte sie, dass die Flächen N-10.1 und N-10.2 womöglich geologisch gar nicht für Windkraft geeignet gewesen seien. Dabei waren sie vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) „zentral voruntersucht“. Bei den Flächen in den Juni-Ausschreibungen muss der erfolgreiche Bieter dagegen diese Untersuchungen selbst auf eigene Kosten beauftragen. Typischerweise werden aber für jene Kategorie vom BSH aber Flächen herangezogen, deren Eignung wahrscheinlich ist.
 
Karte der zum 1. August 2025 erfolglos ausgeschriebenen Windkraft-Flächen in der Nordsee
für Vollbild bitte auf die Grafik klicken
Quelle: BSH / BWO

Die untersuchte Fläche N-9.4 war im Juni noch für 180 Millionen Euro an den Ölkonzern Total vergeben worden (wir berichteten). Das BSH hatte zuvor die auszuschreibende Leistung überraschend auf 1.000 MW halbiert, dennoch muss Total die Fläche mit 1.200 MW „überbauen“ - einer der Kritikpunkte der Offshore-Branche ist diese starre Überbauungsregel, die seit diesem Jahr in Kraft ist.
 
Der Verschattungseffekt in einer Simulation auf den noch nicht ausgeschriebenen Flächen N-21 bis N-26 und Doggerbank macht teilweise 30 Prozent aus
Quelle BSH

In diesem Jahr finden keine Offshorewind-Ausschreibungen mehr statt. Die nächsten sind nicht untersuchte Flächen am 1. Juni 2026. Dann soll auch die geplatzte Ausschreibung der untersuchten Flächen noch einmal angegangen werden, kündigte die Bundesnetzagentur unter Verweis auf das bisherige Windenergie-auf-See-Gesetz an. Schon jetzt ist klar: Deutschland verfehlt das Vergabevolumen aus diesem Gesetz für dieses Jahr von 3.500 bis 5.000 MW auch mit der Überbauungsregel weit - für Windparks, die im vierten Quartal 2030 und im dritten Quartal 2031 fertig geworden wären.

BDEW: Marktbasiertes Modell ungenügend

Der Energieverband BDEW erklärte, das seit 2023 geltende, „rein marktbasierte Ausbau-Modell auf Basis von Power Purchase Agreements (PPA)“ werde aufgrund gestiegener Projektierungs- und Vermarktungsrisiken und -kosten nicht mehr reichen, um die Ausbauziele für Offshore-Wind in den kommenden Jahren vollständig zu erreichen und gleichzeitig die Investitionssicherheit und Akteursvielfalt zu erhalten.

Er fordert daher erneut, den Investitionsrahmen und das Ausschreibungsdesign - nach dem Vorbild Dänemarks und Großbritanniens, die nach geplatzten Auktionen zu Subventionsregimen zurückgekehrt sind oder dies angekündigt haben - auf zweiseitige Contracts for Difference (CfDs) umzustellen. Freilich solle die Möglichkeit der PPA-Finanzierung „nicht gänzlich“ ausgeschlossen werden.

Auch sollten bei einer WindSeeG-Reform die zunehmenden Abschattungseffekte zwischen und innerhalb von Offshore-Windparks aufgrund der dichten Bebauung in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) adressiert werden. Der BDEW spricht sich unter anderem für die Reduktion der Leistungsdichte in der deutschen AWZ auf unter 10 MW pro Quadratkilometer aus.

VDMA und Stiftung Offshore

Für die Komponentenhersteller kommentierte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des Fachverbandes VDMA Power Systems, es hätten sich nach Dänemark und Großbritannien auch in Deutschland keine Bieter mehr gefunden, „die bereit sind, ungedeckelt negativ zu bieten und zusätzlich zweifelhafte und teure Nichtpreiskriterien zu erfüllen. Wie in Dänemark muss das dynamische Gebotsverfahren nun auch in Deutschland beerdigt werden.“

Auch der VDMA Power Systems forderte erneut von Berlin CfD ohne Verzicht auf PPA, industriepolitische Maßnahmen in Umsetzung des EU-Net-Zero Industry Act sowie mindestens eine Verdopplung der bisher sechsmonatigen Frist für den Nachweis der technischen Betriebsbereitschaft neuer Offshore-Windparks nach Netzanschluss.

Die Stiftung Offshore-Windenergie bekräftigte im Wesentlichen ähnliche Kernforderungen. Geschäftsführerin Karina Würtz erklärte: „Das laute Schweigen des Marktes ist ein klares Zeichen gegen das aktuelle Ausschreibungsdesign. Ein ‚Weiter so‘ ist damit vom Tisch.“
 

Georg Eble
Redakteur
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Mittwoch, 06.08.2025, 17:57 Uhr

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