
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Auf der Aufholjagd
Es gibt Fortschritte beim Smart-Meter-Rollout, aber immer noch zahlreiche Nachzügler, denen Konsequenzen der Bundesnetzagentur drohen.
Den grundzuständigen Messstellenbetreibern – der Gesetzgeber hat den Verteilnetzbetreibern diese Rolle zugeschrieben – sitzt
eine Frist im Nacken. Bis Ende 2025 müssen sie 20 Prozent der gesetzlichen Pflichteinbaufälle bei intelligenten Messsystemen
abgearbeitet haben. Relevant sind die Verbraucher mit jährlich 6.000 kWh bis 100.000 kWh sowie die steuerbaren Verbrauchseinrichtungen
nach §14a EnWG.
Seit etwa einem Jahr führt die Bundesnetzagentur quartalsweise Buch. Die ersten Ergebnisse präsentierte Klaus Müller bei den Metering Days im vergangenen November. Die Erhebung erfolge trotz einiger Proteste, erklärte der Präsident der Behörde. Und Müller – nie um einen Spruch verlegen – gab dem grummelnden Auditorium noch mit auf den Weg: „Und wenn Sie das als Druck verstanden haben, dann war das auch genauso gemeint.“ Schließlich seien die intelligenten Messsysteme letztlich eine wesentliche Voraussetzung für das Smart Grid und damit für die Netzstabilität.
Die Bundesnetzagentur wolle nicht auf den Daten sitzen bleiben, sondern sie transparent machen. „Wir wollen Klarheit schaffen, damit die Politik auf Grundlagen von Fakten entscheiden kann“, betonte Müller, der die 20-Prozent-Vorgabe als „durchaus ehrgeizig“ bezeichnete. Nach den Erkenntnissen der Behörde zu dieser Zeit hatten etwa 500 kleine Messstellenbetreiber weniger als 3 Prozent erreicht. Nach den aktuellen Zahlen, die im Juli veröffentlicht wurden und den Stand zum 31. März 2025 widerspiegeln, liegen 578 aus dieser Gruppe mit weniger als 30.000 Messlokationen bei durchschnittlich 4,6 Prozent.
Mittlerweile ist viel Wasser an der Bonner Behörde vorbei den Rhein hinuntergeflossen. Doch die jüngsten Zahlen geben noch keinen Anlass zum Jubeln. Demnach lag die Ausstattungsquote bei den gesetzlich geregelten Pflichteinbaufällen auf Verbraucherseite über alle Messstellenbetreiber bei 15,1 Prozent. Dies entspricht 700.624 installierten intelligenten Messsystemen. Am 31. Dezember war die Quote bei 639.189 intelligenten Messsystemen mit 13,91 Prozent ermittelt worden. Nach dem 31. März sind weitere Geräte installiert worden. Trotzdem laufen zahlreiche Unternehmen Gefahr, die 20-Prozent-Marke zu verfehlen. Nachzügler geben sich dennoch optimistisch.
Die Stadtwerke im oberbayerischen Freising, die ein gut 300 Kilometer langes Niederspannungsnetz mit 29.500 Entnahmestellen betreiben, haben der Quartalserhebung zum 31.März knapp 3 Prozent ihrer Pflichteinbaufälle abgearbeitet. Dass es nicht mehr waren, habe nicht am Haus gelegen. „Die Lieferzeiten von Zählern und Gateways sind ein wesentliches Problem“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Dominik Schwegler. Die Zähler, die man im vergangenen Jahr bestellt habe, seien erst im Frühjahr gekommen. Und erheblichen Zeitaufwand verursachten die Regularien für das Versenden von Smart Meter Gateways, berichtet er.
Mit diesem Argument ist Schwegler nicht allein. Die sogenannte Sichere Lieferkette (Silke) für Smart Meter Gateways und der damit verbundene bürokratische und logistische Aufwand hatte so manchen Lieferanten und Messstellenbetreiber zur Verzweiflung getrieben. Ein intensiver Dialog der Branche mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat mittlerweile jedoch zu erheblichen Vereinfachungen geführt.
Ungeachtet der Momentaufnahme der Bundesnetzagentur sehen die Freisinger dem 31. Dezember zuversichtlich entgegen. „Jetzt, da wir die Geräte haben, werden wir das schaffen“, sagt Schwegler und verweist auf den aktuellen Fortschritt auf 6 Prozent bis zu diesem Juli.
Auch N-Ergie aus Nürnberg – die Netzgesellschaft des Versorgers hat nach eigenen Angaben insgesamt 61.700 Pflichteinbaufälle bei Verbrauchern und den sogenannten §14a-Fällen – hat mit 4,36 Prozent noch eine geringe Rollout-Quote. Der Grund dafür: Das Unternehmen musste 2024 die Strategie für die Kommunikationsanbindung der Smart Meter Gateways ändern. Mit der zunächst vorgesehenen Mobilfunkanbindung der Smart Meter Gateways habe die Erreichbarkeit lediglich bei 50 bis 70 Prozent gelegen.
Tests mit Breitband-Powerline hätten dagegen eine Erreichbarkeit von 95 Prozent ergeben. „Deshalb haben wir uns entschieden, den Rollout 2025 und 2026 in definierten Netzgebieten auf der Basis einer Breitband-Powerline-Kommunikationsinfrastruktur durchzuführen“, berichtet ein Sprecher. Das entsprechende Netz wird aufgebaut. „Damit kommen wir gut voran, konnten aber erst Ende Mai mit dem nachgelagerten Rollout der Smart Meter starten“, so der Sprecher.
Nach eigenen Angaben hat die N-Ergie-Netzgesellschaft das 20-Prozent-Ziel erreicht, wenn 12.340 intelligente Messsysteme installiert sind. „Das werden wir voraussichtlich schaffen“, betont der Sprecher. Laut dem aktuellen Rollout-Pfad sollen bis Ende 2025 sogar 18.000 intelligente Messsysteme im Feld sein.
Wesentliche Hürden abgebaut
Man dürfe nicht übersehen, dass der Smart Meter Rollout in Deutschland unter schwierigen Bedingungen gestartet sei, heißt es von Seiten des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Erst mit der Novelle des Messstellenbetriebsgesetzes Mitte 2023 seien wesentliche Hürden abgebaut worden. „Entscheidend ist jetzt, dass die Politik die praktische Umsetzbarkeit im Blick behält und die Unternehmen nicht durch zusätzliche Anforderungen ausbremst“, so eine VKU-Sprecherin.
Ob die Rollout-Quote bis Ende 2025 flächendeckend erreicht wird, hänge maßgeblich von den weiteren Rahmenbedingungen ab – auch von regulatorischen Vorgaben und deren Fristen in anderen Bereichen, die insbesondere kleinere Stadtwerke mit geringen Ressourcen stark fordern.
Die Bundesnetzagentur verweist darauf, dass gerade solchen Stadtwerken eine Kooperation mit anderen kommunalen Unternehmen oder Dienstleistern helfen könne, die Ausstattungsverpflichtung zu erfüllen. Wer dennoch die 20-Prozent-Marke bis Ende des Jahres verfehle, müsse mit „Aufsichtsmaßnahmen“ rechnen, erklärt ein Sprecher der Bundesnetzagentur. „Ein gesetzeskonformes Verhalten kann mit Zwangsgeldern durchgesetzt werden“, betont er. Sie könnten sogar wiederholt verhängt werden. Allerdings kommt im einschlägigen §76 des Messstellenbetriebsgesetzes das Wort „kann“ insgesamt fünf Mal vor.
Einen Blauen Brief der Behörde hat die Rhein Netz GmbH in Köln, mit ihren nach aktuellem Stand 99.447 Pflichteinbaufällen bei Verbrauchern ab 6.000 kWh nicht zu befürchten. Ihre Quote liegt derzeit bei 24,13 Prozent. Sehr gute Prozesse, eine gute Auswahl der entsprechenden Technik und das hohe Engagement der Belegschaft haben dieses Ergebnis ermöglicht, heißt es von Seiten des Unternehmens.
Ebenfalls im Grünen Bereich ist die Netzgesellschaft der Stadtwerke Saarbrücken, die rund 7.200 Pflichteinbaufälle verbrauchsseitig abzuarbeiten hat. Ende März kam das Unternehmen auf eine Quote von 19,27 Prozent. Der Erfolg habe viele Gründe, vor allem die gute Planung und frühzeitige Tests. Mit dem Metering-Dienstleister „co.met“ im eigenen Konzern war zudem der „Generalübernehmer für sämtliche Prozesse und Aktivitäten“, wie es von Seiten des Unternehmens heißt, rund um das intelligente Messsystem im eigenen Haus.
Die Stadtwerke Münster sehen sich ebenfalls auf einem guten Weg und gehen davon aus, die 20-Prozent-Marke bereits im dritten Quartal 2025 zu erreichen. Zum 30. Juni waren nach eigenen Angaben 16 Prozent der Pflichteinbaufälle abgearbeitet. Drei Monate zuvor war die Stadtnetze Münster allerdings noch mit 8,84 Prozent in der behördlichen Übersicht geführt worden. Damals hatten die Mitarbeiter gerade mit der Umsetzung des 24-Stunden-Lieferantenwechsels alle Hände voll zu tun. Der bis Anfang Juli erreichte Rollout-Fortschritt deutet an, wie schnell die Aufholjagd verlaufen kann, wenn solche anderweitigen Belastungen wegfallen.

Seit etwa einem Jahr führt die Bundesnetzagentur quartalsweise Buch. Die ersten Ergebnisse präsentierte Klaus Müller bei den Metering Days im vergangenen November. Die Erhebung erfolge trotz einiger Proteste, erklärte der Präsident der Behörde. Und Müller – nie um einen Spruch verlegen – gab dem grummelnden Auditorium noch mit auf den Weg: „Und wenn Sie das als Druck verstanden haben, dann war das auch genauso gemeint.“ Schließlich seien die intelligenten Messsysteme letztlich eine wesentliche Voraussetzung für das Smart Grid und damit für die Netzstabilität.
Die Bundesnetzagentur wolle nicht auf den Daten sitzen bleiben, sondern sie transparent machen. „Wir wollen Klarheit schaffen, damit die Politik auf Grundlagen von Fakten entscheiden kann“, betonte Müller, der die 20-Prozent-Vorgabe als „durchaus ehrgeizig“ bezeichnete. Nach den Erkenntnissen der Behörde zu dieser Zeit hatten etwa 500 kleine Messstellenbetreiber weniger als 3 Prozent erreicht. Nach den aktuellen Zahlen, die im Juli veröffentlicht wurden und den Stand zum 31. März 2025 widerspiegeln, liegen 578 aus dieser Gruppe mit weniger als 30.000 Messlokationen bei durchschnittlich 4,6 Prozent.
Mittlerweile ist viel Wasser an der Bonner Behörde vorbei den Rhein hinuntergeflossen. Doch die jüngsten Zahlen geben noch keinen Anlass zum Jubeln. Demnach lag die Ausstattungsquote bei den gesetzlich geregelten Pflichteinbaufällen auf Verbraucherseite über alle Messstellenbetreiber bei 15,1 Prozent. Dies entspricht 700.624 installierten intelligenten Messsystemen. Am 31. Dezember war die Quote bei 639.189 intelligenten Messsystemen mit 13,91 Prozent ermittelt worden. Nach dem 31. März sind weitere Geräte installiert worden. Trotzdem laufen zahlreiche Unternehmen Gefahr, die 20-Prozent-Marke zu verfehlen. Nachzügler geben sich dennoch optimistisch.
Die Stadtwerke im oberbayerischen Freising, die ein gut 300 Kilometer langes Niederspannungsnetz mit 29.500 Entnahmestellen betreiben, haben der Quartalserhebung zum 31.März knapp 3 Prozent ihrer Pflichteinbaufälle abgearbeitet. Dass es nicht mehr waren, habe nicht am Haus gelegen. „Die Lieferzeiten von Zählern und Gateways sind ein wesentliches Problem“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Dominik Schwegler. Die Zähler, die man im vergangenen Jahr bestellt habe, seien erst im Frühjahr gekommen. Und erheblichen Zeitaufwand verursachten die Regularien für das Versenden von Smart Meter Gateways, berichtet er.
Mit diesem Argument ist Schwegler nicht allein. Die sogenannte Sichere Lieferkette (Silke) für Smart Meter Gateways und der damit verbundene bürokratische und logistische Aufwand hatte so manchen Lieferanten und Messstellenbetreiber zur Verzweiflung getrieben. Ein intensiver Dialog der Branche mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat mittlerweile jedoch zu erheblichen Vereinfachungen geführt.
Ungeachtet der Momentaufnahme der Bundesnetzagentur sehen die Freisinger dem 31. Dezember zuversichtlich entgegen. „Jetzt, da wir die Geräte haben, werden wir das schaffen“, sagt Schwegler und verweist auf den aktuellen Fortschritt auf 6 Prozent bis zu diesem Juli.
Auch N-Ergie aus Nürnberg – die Netzgesellschaft des Versorgers hat nach eigenen Angaben insgesamt 61.700 Pflichteinbaufälle bei Verbrauchern und den sogenannten §14a-Fällen – hat mit 4,36 Prozent noch eine geringe Rollout-Quote. Der Grund dafür: Das Unternehmen musste 2024 die Strategie für die Kommunikationsanbindung der Smart Meter Gateways ändern. Mit der zunächst vorgesehenen Mobilfunkanbindung der Smart Meter Gateways habe die Erreichbarkeit lediglich bei 50 bis 70 Prozent gelegen.
Tests mit Breitband-Powerline hätten dagegen eine Erreichbarkeit von 95 Prozent ergeben. „Deshalb haben wir uns entschieden, den Rollout 2025 und 2026 in definierten Netzgebieten auf der Basis einer Breitband-Powerline-Kommunikationsinfrastruktur durchzuführen“, berichtet ein Sprecher. Das entsprechende Netz wird aufgebaut. „Damit kommen wir gut voran, konnten aber erst Ende Mai mit dem nachgelagerten Rollout der Smart Meter starten“, so der Sprecher.
Nach eigenen Angaben hat die N-Ergie-Netzgesellschaft das 20-Prozent-Ziel erreicht, wenn 12.340 intelligente Messsysteme installiert sind. „Das werden wir voraussichtlich schaffen“, betont der Sprecher. Laut dem aktuellen Rollout-Pfad sollen bis Ende 2025 sogar 18.000 intelligente Messsysteme im Feld sein.
Wesentliche Hürden abgebaut
Man dürfe nicht übersehen, dass der Smart Meter Rollout in Deutschland unter schwierigen Bedingungen gestartet sei, heißt es von Seiten des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Erst mit der Novelle des Messstellenbetriebsgesetzes Mitte 2023 seien wesentliche Hürden abgebaut worden. „Entscheidend ist jetzt, dass die Politik die praktische Umsetzbarkeit im Blick behält und die Unternehmen nicht durch zusätzliche Anforderungen ausbremst“, so eine VKU-Sprecherin.
Ob die Rollout-Quote bis Ende 2025 flächendeckend erreicht wird, hänge maßgeblich von den weiteren Rahmenbedingungen ab – auch von regulatorischen Vorgaben und deren Fristen in anderen Bereichen, die insbesondere kleinere Stadtwerke mit geringen Ressourcen stark fordern.
Die Bundesnetzagentur verweist darauf, dass gerade solchen Stadtwerken eine Kooperation mit anderen kommunalen Unternehmen oder Dienstleistern helfen könne, die Ausstattungsverpflichtung zu erfüllen. Wer dennoch die 20-Prozent-Marke bis Ende des Jahres verfehle, müsse mit „Aufsichtsmaßnahmen“ rechnen, erklärt ein Sprecher der Bundesnetzagentur. „Ein gesetzeskonformes Verhalten kann mit Zwangsgeldern durchgesetzt werden“, betont er. Sie könnten sogar wiederholt verhängt werden. Allerdings kommt im einschlägigen §76 des Messstellenbetriebsgesetzes das Wort „kann“ insgesamt fünf Mal vor.
Einen Blauen Brief der Behörde hat die Rhein Netz GmbH in Köln, mit ihren nach aktuellem Stand 99.447 Pflichteinbaufällen bei Verbrauchern ab 6.000 kWh nicht zu befürchten. Ihre Quote liegt derzeit bei 24,13 Prozent. Sehr gute Prozesse, eine gute Auswahl der entsprechenden Technik und das hohe Engagement der Belegschaft haben dieses Ergebnis ermöglicht, heißt es von Seiten des Unternehmens.
Ebenfalls im Grünen Bereich ist die Netzgesellschaft der Stadtwerke Saarbrücken, die rund 7.200 Pflichteinbaufälle verbrauchsseitig abzuarbeiten hat. Ende März kam das Unternehmen auf eine Quote von 19,27 Prozent. Der Erfolg habe viele Gründe, vor allem die gute Planung und frühzeitige Tests. Mit dem Metering-Dienstleister „co.met“ im eigenen Konzern war zudem der „Generalübernehmer für sämtliche Prozesse und Aktivitäten“, wie es von Seiten des Unternehmens heißt, rund um das intelligente Messsystem im eigenen Haus.
Die Stadtwerke Münster sehen sich ebenfalls auf einem guten Weg und gehen davon aus, die 20-Prozent-Marke bereits im dritten Quartal 2025 zu erreichen. Zum 30. Juni waren nach eigenen Angaben 16 Prozent der Pflichteinbaufälle abgearbeitet. Drei Monate zuvor war die Stadtnetze Münster allerdings noch mit 8,84 Prozent in der behördlichen Übersicht geführt worden. Damals hatten die Mitarbeiter gerade mit der Umsetzung des 24-Stunden-Lieferantenwechsels alle Hände voll zu tun. Der bis Anfang Juli erreichte Rollout-Fortschritt deutet an, wie schnell die Aufholjagd verlaufen kann, wenn solche anderweitigen Belastungen wegfallen.

Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Fritz Wilhelm und Manfred Fischer
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Dienstag, 05.08.2025, 08:50 Uhr
Dienstag, 05.08.2025, 08:50 Uhr
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