
Stefan Kapferer bei den Metering Days in Fulda. Quelle: Fritz Wilhelm / E&M
STROMNETZ:
Allein im Osten Anfragen für 80.000 MW Speicher
Die diesjährigen Metering Days in Fulda, die elfte Ausgabe des vom ZVEI getragenen Branchentreffens, standen im Zeichen der aktuellen politischen Situation.
Effizienz müsse der Maßstab für die Transformation des Energiesystems sein, betonte Wolfgang Weber, Geschäftsführer des Verbands
der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI, vor den etwa 1.000 Teilnehmern der Metering Days. Wenn die Energiewende eine Effizienzwende
sein solle, müsse man auf die Elektrifizierung setzen. „Effizienz ist elektrisch“, sagte Weber. Effizienz eröffne auch Potenziale,
die Stromkosten für Haushalte und Industrie zu senken. Als Ansatzpunkte nannte Weber die Kosten des Netzes und des Smart Meter
Rollouts, aber auch die Verzahnung der verschiedenen Marktrollen mit ihren Daten und die Notwendigkeit, diese im System auszutauschen.
Auch Stefan Kapferer ist die Effizienz ein großes Anliegen. „Die Energiewende muss effizient sein, sonst verlieren wir die Unterstützung der Bevölkerung“, warnte der CEO des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz. Effizienz hat für ihn eine Reihe von Facetten. Eine ist die Nutzung von Flexibilitätspotenzialen. Kapferer machte deutlich, dass diese durchaus vorhanden sind, etwa in Form von Speichern. Allein bei 50 Hertz, deren Netz Ostdeutschland und Hamburg umfasst, liegen derzeit Anschlussanfragen für Großspeicher über 80.000 MW vor, was etwa dem Peakload in Deutschland entspreche.
Und welche Potenziale der Haushalte nutzen wir?, fragte er rhetorisch. Wärmepumpen, Wallboxen, Heimspeicher – hier sei noch viel Luft nach oben. Für eine erfolgreiche Transformation sei eine Orchestrierung aller Prozesse notwendig, wofür letztlich der Smart Meter Rollout eine Voraussetzung sei. Denn zum einen müssten Preissignale für Anlagen möglich sein. Zum anderen müssen Netzbetreiber steuernd eingreifen können. Sonst wachse die Gefahr, Netzstränge temporär abschalten zu müssen. „Dies kann niemand in Deutschland wollen“, so Kapferer.
Kapferer rechnet mit monatelangen Gesetzesverzögerungen
Vor diesem Hintergrund würde er sich wünschen, dass die von der Bundesregierung nun verabschiedeten Energierechts-Änderungen (wir berichteten) noch vor der Wahl im Februar den Bundestag passieren. Man müsse aber damit rechnen, dass sie erst Monate später in Kraft treten werden, so Kapferer, der unter Philipp Rösler (FDP) Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium war.
Dass Eile geboten ist, zeige ein Blick auf die Netzkosten. In den Netzentgelten spiegele sich der hohe Investitionsbedarf für Erhalt und Ausbau wider. Noch mehr koste allerdings der Redispatch. Dies unterstreiche, wie wichtig es sei, Flexibilitätspotenziale zu heben.
Zuvor hatte ZVEI-Geschäftsführer Weber auf eine gemeinsame Studie mit BDEW und Uni Wuppertal verwiesen, in der der Technologiebedarf in den deutschen Verteilnetzen quantifiziert wird. Alleine an Betriebsmitteln für Sanierung und Erweiterung veranschlagen die Verfasser bis 2045 rund 525.000 Kilometer Niederspannungskabel, mehr als 260.000 Kilometer Mittelspannungskabel, fast 35.000 Kilometer Hochspannungsleitungen, knapp 5.500 Trafos für die Hoch- zur Mittelspannungsebene und fast 500.000 Trafos für die Mittel- zur Niederspannung.
Auch wenn die Betriebsmittel zum Teil einfach das Ende ihrer Lebenszeit erreichen und deshalb ersetzt werden müssen, ist die kommende Belastung der Netze durch die zunehmende Einspeisung dezentraler Erzeugungsanlagen und die steigende Elektrifizierung des Energieverbrauchs ein wesentlicher Treiber der Investitionen.
ZVEI und BDEW hatten diesen Oktober bei der Vorstellung der Studie gefordert, dass der Netzausbau jetzt beginnen müsse, auch wenn Deutschlands „erst“ im Jahr 2045 klimaneutral sein soll. Nur so bleibe die Stromversorgung jederzeit sicher.
Der „gute“ Saidi ist ein Wert aus der Vergangenheit
Was sichere Stromversorgung bedeutet, lässt sich am Saidi (System Average Interruption Duration Index) ablesen, den die Bundesnetzagentur jährlich veröffentlicht. Der Wert gibt die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenen Letztverbraucher innerhalb eines Kalenderjahres an. Für Deutschland waren es 2023 in der Mittel- und Niederspannung zusammengenommen 12,8 Minuten.
Kapferer sieht darin einen guten Wert und ein Indiz für ein stabiles System, gab aber zu bedenken, dass es sich um einen Wert aus der Vergangenheit handelt. „Die Zahl der Eingriffe der Netzbetreiber ins System nimmt zu“, so der CEO von 50 Hertz. Angesichts des Zubaus von bundesweit 14.000 MW an Photovoltaik-Leistung entstehe zusätzlicher Ausregelungsbedarf.
Im Osten gut jede fünfte Stunde mit Stromüberschuss
Im Netz der 50 Hertz selbst seien im vergangenen Jahr in 22 Prozent der Stunden mehr Erneuerbare im Netz gewesen, als zur Deckung der Nachfrage notwendig gewesen wären. Eine solche Situation werde im Stromsystem der Zukunft häufiger vorkommen, prophezeite er. „Wir sind aber darauf noch nicht vorbereitet“, sagte Kapferer mit Blick auf die gesamte Branche.
Auch Stefan Kapferer ist die Effizienz ein großes Anliegen. „Die Energiewende muss effizient sein, sonst verlieren wir die Unterstützung der Bevölkerung“, warnte der CEO des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz. Effizienz hat für ihn eine Reihe von Facetten. Eine ist die Nutzung von Flexibilitätspotenzialen. Kapferer machte deutlich, dass diese durchaus vorhanden sind, etwa in Form von Speichern. Allein bei 50 Hertz, deren Netz Ostdeutschland und Hamburg umfasst, liegen derzeit Anschlussanfragen für Großspeicher über 80.000 MW vor, was etwa dem Peakload in Deutschland entspreche.
Und welche Potenziale der Haushalte nutzen wir?, fragte er rhetorisch. Wärmepumpen, Wallboxen, Heimspeicher – hier sei noch viel Luft nach oben. Für eine erfolgreiche Transformation sei eine Orchestrierung aller Prozesse notwendig, wofür letztlich der Smart Meter Rollout eine Voraussetzung sei. Denn zum einen müssten Preissignale für Anlagen möglich sein. Zum anderen müssen Netzbetreiber steuernd eingreifen können. Sonst wachse die Gefahr, Netzstränge temporär abschalten zu müssen. „Dies kann niemand in Deutschland wollen“, so Kapferer.
Kapferer rechnet mit monatelangen Gesetzesverzögerungen
Vor diesem Hintergrund würde er sich wünschen, dass die von der Bundesregierung nun verabschiedeten Energierechts-Änderungen (wir berichteten) noch vor der Wahl im Februar den Bundestag passieren. Man müsse aber damit rechnen, dass sie erst Monate später in Kraft treten werden, so Kapferer, der unter Philipp Rösler (FDP) Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium war.
Dass Eile geboten ist, zeige ein Blick auf die Netzkosten. In den Netzentgelten spiegele sich der hohe Investitionsbedarf für Erhalt und Ausbau wider. Noch mehr koste allerdings der Redispatch. Dies unterstreiche, wie wichtig es sei, Flexibilitätspotenziale zu heben.
Zuvor hatte ZVEI-Geschäftsführer Weber auf eine gemeinsame Studie mit BDEW und Uni Wuppertal verwiesen, in der der Technologiebedarf in den deutschen Verteilnetzen quantifiziert wird. Alleine an Betriebsmitteln für Sanierung und Erweiterung veranschlagen die Verfasser bis 2045 rund 525.000 Kilometer Niederspannungskabel, mehr als 260.000 Kilometer Mittelspannungskabel, fast 35.000 Kilometer Hochspannungsleitungen, knapp 5.500 Trafos für die Hoch- zur Mittelspannungsebene und fast 500.000 Trafos für die Mittel- zur Niederspannung.
Auch wenn die Betriebsmittel zum Teil einfach das Ende ihrer Lebenszeit erreichen und deshalb ersetzt werden müssen, ist die kommende Belastung der Netze durch die zunehmende Einspeisung dezentraler Erzeugungsanlagen und die steigende Elektrifizierung des Energieverbrauchs ein wesentlicher Treiber der Investitionen.
ZVEI und BDEW hatten diesen Oktober bei der Vorstellung der Studie gefordert, dass der Netzausbau jetzt beginnen müsse, auch wenn Deutschlands „erst“ im Jahr 2045 klimaneutral sein soll. Nur so bleibe die Stromversorgung jederzeit sicher.
Der „gute“ Saidi ist ein Wert aus der Vergangenheit
Was sichere Stromversorgung bedeutet, lässt sich am Saidi (System Average Interruption Duration Index) ablesen, den die Bundesnetzagentur jährlich veröffentlicht. Der Wert gibt die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenen Letztverbraucher innerhalb eines Kalenderjahres an. Für Deutschland waren es 2023 in der Mittel- und Niederspannung zusammengenommen 12,8 Minuten.
Kapferer sieht darin einen guten Wert und ein Indiz für ein stabiles System, gab aber zu bedenken, dass es sich um einen Wert aus der Vergangenheit handelt. „Die Zahl der Eingriffe der Netzbetreiber ins System nimmt zu“, so der CEO von 50 Hertz. Angesichts des Zubaus von bundesweit 14.000 MW an Photovoltaik-Leistung entstehe zusätzlicher Ausregelungsbedarf.
Im Osten gut jede fünfte Stunde mit Stromüberschuss
Im Netz der 50 Hertz selbst seien im vergangenen Jahr in 22 Prozent der Stunden mehr Erneuerbare im Netz gewesen, als zur Deckung der Nachfrage notwendig gewesen wären. Eine solche Situation werde im Stromsystem der Zukunft häufiger vorkommen, prophezeite er. „Wir sind aber darauf noch nicht vorbereitet“, sagte Kapferer mit Blick auf die gesamte Branche.

© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 21.11.2024, 14:32 Uhr
Donnerstag, 21.11.2024, 14:32 Uhr
Mehr zum Thema