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INSIDE EU ENERGIE:
Acer: Die europäische Gaswirtschaft ist gut aufgestellt
Unser Brüsseler Korrespondent Tom Weingärtner kommentiert in seiner Kolumne „Inside EU Energie“ energiepolitische Themen aus dem EU-Parlament, der EU-Kommission und den Verbänden.
Glaubt man dem jüngsten Bericht der europäischen Regulierungsbehörde Acer, so sind im Erdgas-Großhandel wieder normale Verhältnisse
eingekehrt: „Höhere Importe, ein stabiler Verbrauch und eine geordnete Befüllung der Speicher haben den Markt weiter stabilisiert.“
Erkennbar sei das vor allem an bei Preisen: Sie gingen tendenziell zurück und schwankten weniger. Am wichtigsten Handelsplatz TTF wurde Erdgas im ersten Quartal 2025 noch mit 48 Euro/MWh gehandelt, im dritten Quartal musste man im Durchschnitt nur noch 34 Euro bezahlen. 2019 bewegten sich die Notierungen noch zwischen 20 und 25 Euro/MWh - obwohl der Verbrauch im gleichen Zeitraum um rund ein Fünftel zurückgegangen ist.
Nach dem Aus des billigen Russengases müssen sich die Europäer jetzt auf dem Weltmarkt mit Flüssigerdgas (LNG) eindecken, das deutlich teurer ist. Die LNG-Importe legten in diesem Jahr um 38 Prozent zu. 2021 machten die Lieferungen aus Russland per Pipeline noch 40 Prozent der Importe aus, inzwischen sind es nur noch 6 Prozent, Tendenz: fallend. Ein Drittel des europäischen Bedarfs wurde im vergangenen Jahr durch LNG gedeckt, Tendenz: noch steigend.
Das Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (IEEFA) geht allerdings davon aus, dass der Gasverbrauch in der EU bis 2030 um weitere 20 Prozent zurückgeht und dass dieser Rückgang vor allem zulasten der LNG-Importe gehen dürfte. Der Ausbau der LNG-Terminals habe sich verlangsamt und einzelne Projekte würde wohl nicht mehr realisiert, heißt es in einer Mitteilung des IEEFA. Das sei ein Hinweis darauf, dass die Europäer den Bedarf überschätzt hätten.
Tatsächlich ist die Auslastung der Anlagen gering.2024 wurden die Kapazitäten EU-weit nur zu 36 Prozent genutzt, in diesem Jahr nur zu 46 Prozent. Auch Deutschland könnte mehr LNG importieren, im dritten Quartal waren die deutschen Terminals nur zu 38 Prozent ausgelastet, obwohl die Anlage in Mukran inzwischen nicht mehr im Betrieb ist. Auch im französischen Le Havre hat ein LNG-Terminal den Betrieb eingestellt, nachdem er mehr als ein Jahr nicht genutzt wurde.
Der EU ist mit der Umstellung von russischem Leitungs- auf Flüssigerdgas unterschiedlichster Provenienz eine durchaus bemerkenswerte Diversifizierung gelungen. Vom russischen Gas ist sie inzwischen weitgehend unabhängig. Sie importiert zwar noch russisches Flüssigerdgas, aber nur in kleinen Mengen und spätestens 2027 soll auch damit Schluss sein. Mehr als die Hälfte der LNG-Importe kommen in diesem Jahr aus den Vereinigten Staaten. Gemessen am Gesamtverbrauch sind das rund 16 Prozent, die sich auf dem globalen LNG-Markt leicht ersetzen lassen. Dort wird in den nächsten Jahren mit einem steigenden Angebot gerechnet.
Davon dürften die Europäer profitieren, sowohl im Hinblick auf ihre Versorgungssicherheit als auch bei den Preisen. Der europäische Binnenmarkt für Erdgas ist unter dem Eindruck der Krise, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurde, enger zusammengewachsen und flexibler geworden. Während Gas vor 2022 überwiegend von Ost nach West transportiert wurde, fließt es inzwischen mit der gleichen Selbstverständlichkeit von West nach Ost. 40 Prozent der Interkonnektoren an den Staatsgrenzen mussten seit 2021 die Transportrichtung ändern.
Deutschland hat seine Rolle als Transitland weiter ausgebaut, vor allem beim Transport von Flüssigerdgas aus Belgien und den Niederlanden nach Osteuropa. Allerdings ist die Umstellung auf die neuen Verhältnisse noch nicht abgeschlossen. Im europäischen Übertragungsnetz gibt es weiter Engpässe. Darauf weisen die zum Teil beträchtlichen Preisunterschiede zwischen den EU-Staaten hin. Im dritten Quartal betrug der Unterschied zwischen der Region mit dem höchsten und dem geringesten Preis im Durchschnitt 4,90 Euro/MWh, das sind fast 15 Prozent, innerhalb von Westeuropa waren es nur 1,40 Euro/MWh.
Zur Normalisierung auf dem Gasmarkt hat auch die Entspannung im Umgang mit den Speichern beigetragen. Nachdem die EU den Handlungsspielraum der Versorger erweitert und die Fahrpläne zur Befüllung der Speicher flexibilisiert hat, haben die Spekulanten das Interesse offenbar ein Stück weit verloren. Im Unterschied zum Vorjahr sind die Preise über den Sommer gefallen, so dass die Unternehmen die Speicher wieder auffüllen konnten in der Hoffnung, das eingelagerte Gas später zu einem höheren Preis zu verkaufen.
Weil die EU mit wesentlich geringeren Reserven aus dem letzten Winter herausgekommen ist, sind die Speicher allerdings mit 82 Prozent zu Beginn der neuen Heizperiode nicht so gut gefüllt wie vor einem Jahr. In den nächsten Monaten muss deswegen mehr importiert werden, aber dafür ist die Gaswirtschaft gut aufgestellt.

Erkennbar sei das vor allem an bei Preisen: Sie gingen tendenziell zurück und schwankten weniger. Am wichtigsten Handelsplatz TTF wurde Erdgas im ersten Quartal 2025 noch mit 48 Euro/MWh gehandelt, im dritten Quartal musste man im Durchschnitt nur noch 34 Euro bezahlen. 2019 bewegten sich die Notierungen noch zwischen 20 und 25 Euro/MWh - obwohl der Verbrauch im gleichen Zeitraum um rund ein Fünftel zurückgegangen ist.
Nach dem Aus des billigen Russengases müssen sich die Europäer jetzt auf dem Weltmarkt mit Flüssigerdgas (LNG) eindecken, das deutlich teurer ist. Die LNG-Importe legten in diesem Jahr um 38 Prozent zu. 2021 machten die Lieferungen aus Russland per Pipeline noch 40 Prozent der Importe aus, inzwischen sind es nur noch 6 Prozent, Tendenz: fallend. Ein Drittel des europäischen Bedarfs wurde im vergangenen Jahr durch LNG gedeckt, Tendenz: noch steigend.
Das Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (IEEFA) geht allerdings davon aus, dass der Gasverbrauch in der EU bis 2030 um weitere 20 Prozent zurückgeht und dass dieser Rückgang vor allem zulasten der LNG-Importe gehen dürfte. Der Ausbau der LNG-Terminals habe sich verlangsamt und einzelne Projekte würde wohl nicht mehr realisiert, heißt es in einer Mitteilung des IEEFA. Das sei ein Hinweis darauf, dass die Europäer den Bedarf überschätzt hätten.
Tatsächlich ist die Auslastung der Anlagen gering.2024 wurden die Kapazitäten EU-weit nur zu 36 Prozent genutzt, in diesem Jahr nur zu 46 Prozent. Auch Deutschland könnte mehr LNG importieren, im dritten Quartal waren die deutschen Terminals nur zu 38 Prozent ausgelastet, obwohl die Anlage in Mukran inzwischen nicht mehr im Betrieb ist. Auch im französischen Le Havre hat ein LNG-Terminal den Betrieb eingestellt, nachdem er mehr als ein Jahr nicht genutzt wurde.
Der EU ist mit der Umstellung von russischem Leitungs- auf Flüssigerdgas unterschiedlichster Provenienz eine durchaus bemerkenswerte Diversifizierung gelungen. Vom russischen Gas ist sie inzwischen weitgehend unabhängig. Sie importiert zwar noch russisches Flüssigerdgas, aber nur in kleinen Mengen und spätestens 2027 soll auch damit Schluss sein. Mehr als die Hälfte der LNG-Importe kommen in diesem Jahr aus den Vereinigten Staaten. Gemessen am Gesamtverbrauch sind das rund 16 Prozent, die sich auf dem globalen LNG-Markt leicht ersetzen lassen. Dort wird in den nächsten Jahren mit einem steigenden Angebot gerechnet.
Davon dürften die Europäer profitieren, sowohl im Hinblick auf ihre Versorgungssicherheit als auch bei den Preisen. Der europäische Binnenmarkt für Erdgas ist unter dem Eindruck der Krise, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöst wurde, enger zusammengewachsen und flexibler geworden. Während Gas vor 2022 überwiegend von Ost nach West transportiert wurde, fließt es inzwischen mit der gleichen Selbstverständlichkeit von West nach Ost. 40 Prozent der Interkonnektoren an den Staatsgrenzen mussten seit 2021 die Transportrichtung ändern.
Deutschland hat seine Rolle als Transitland weiter ausgebaut, vor allem beim Transport von Flüssigerdgas aus Belgien und den Niederlanden nach Osteuropa. Allerdings ist die Umstellung auf die neuen Verhältnisse noch nicht abgeschlossen. Im europäischen Übertragungsnetz gibt es weiter Engpässe. Darauf weisen die zum Teil beträchtlichen Preisunterschiede zwischen den EU-Staaten hin. Im dritten Quartal betrug der Unterschied zwischen der Region mit dem höchsten und dem geringesten Preis im Durchschnitt 4,90 Euro/MWh, das sind fast 15 Prozent, innerhalb von Westeuropa waren es nur 1,40 Euro/MWh.
Zur Normalisierung auf dem Gasmarkt hat auch die Entspannung im Umgang mit den Speichern beigetragen. Nachdem die EU den Handlungsspielraum der Versorger erweitert und die Fahrpläne zur Befüllung der Speicher flexibilisiert hat, haben die Spekulanten das Interesse offenbar ein Stück weit verloren. Im Unterschied zum Vorjahr sind die Preise über den Sommer gefallen, so dass die Unternehmen die Speicher wieder auffüllen konnten in der Hoffnung, das eingelagerte Gas später zu einem höheren Preis zu verkaufen.
Weil die EU mit wesentlich geringeren Reserven aus dem letzten Winter herausgekommen ist, sind die Speicher allerdings mit 82 Prozent zu Beginn der neuen Heizperiode nicht so gut gefüllt wie vor einem Jahr. In den nächsten Monaten muss deswegen mehr importiert werden, aber dafür ist die Gaswirtschaft gut aufgestellt.

Tom Weingärtner
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Tom Weingärtner
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 30.10.2025, 13:00 Uhr
Donnerstag, 30.10.2025, 13:00 Uhr
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