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Enerige & Management > Bilanz - 3 Milliarden für den Netzausbau und die Erneuerbaren
Quelle: Fotolia / Eisenhans
BILANZ:
3 Milliarden für den Netzausbau und die Erneuerbaren
Seine Investitionen in den Ausbau der Energieinfrastruktur will der ostdeutsche Unternehmensverbund Envia Mitteldeutsche Energie („EnviaM“) 2024 noch einmal um 10 Prozent steigern. 
 
Bis 2028 sieht der mittelfristige Investitionsplan Envia-M-Gruppe mit Sitz in Chemnitz rund 3 Milliarden Euro für den Ausbau von Stromnetzen und erneuerbaren Energien vor. Vorstandsvorsitzender Stephan Lowis erklärte bei der Vorlage der Bilanzzahlen am 14. Mai: „Der Anschluss erneuerbarer Energien, die Kraftwerksstrategie, die Integration dezentraler Energielösungen oder die Wärmeplanung funktionieren nur mit stabilen und leistungsfähigen Stromnetzen.“ Da der Versorger in vier Bundesländern aktiv ist, sprach sich Lowis für länderübergreifende Standardisierungen bei Fristen, Regelungen und Datenschnittstellen aus.

Im aktuell laufenden Geschäftsjahr seien rund 426 Millionen Euro für Maßnahmen wie die Erweiterung, Digitalisierung und Steuerbarkeit der Netze sowie intelligente Netzlösungen vorgesehen, wie die 100-prozentige Tochter der Unternehmensgruppe, Mitnetz Strom, im April verkündet hatte. „Wir wachsen im Netz, das schlägt sich dann auch im Ergebnis wieder“, so Lowis am 14. Mai.

Im Bereich der erneuerbaren Energieerzeugung stieg die erzeugte Leistung im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf rund 406 Millionen kWh. Der Anteil der Erneuerbaren an der Gesamtstromerzeugung des Unternehmens stieg auf über 70 Prozent. Stark gewachsen sei auch die Anzahl der jährlichen Anschlussanfragen seitens der Kunden von jährlich 35.000 auf 60.000. Mit einer Verdreifachung dieser Anfragen rechnet man bei Envia M bis 2030. Für 2024 will das Unternehmen 26 Millionen Euro in den weiteren Ausbau eigener Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen investieren.

Der Versorger verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rückgang beim Stromabsatz: Während er 2022 noch bei 9,8 Milliarden kWh lag, sank er im Jahr 2023 auf knapp 8,6 Milliarden kWh. Eine ähnliche Entwicklung zeigt der Gasabsatz: 2023 lag er bei 7,3 Milliarden kWh, im Vorjahr war er noch rund 1 Milliarde kWh höher. Die Umsatzerlöse steigerten sich auf 3,49 Milliarden Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einem Zuwachs von rund 340 Millionen Euro entspricht.

Envia M begründet den Rückgang beim Strom- und Gasabsatz mit dem preisgetriebenen Wechsel von Privatkunden. „Es herrscht ein starker Preiswettbewerb unter den Anbietern“, wie Patrick Kather, EnviaM-Vorstand für Erzeugung und Vertrieb, erklärte. Zudem sank der Verbrauch gegenüber dem Mittel der Vorjahre generell, nicht nur aus Spargründen, sondern auch aufgrund der milderen Witterungsverhältnisse.

Das bereinigte operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) steigerte sich im vergangenen Jahr auf 453,5 Millionen (2022: 334,5 Millionen Euro).
 
Geschäftszahlen der EnviaM-Gruppe 2023
  2023 2022
Stromabgabe (in Milliarden kWh) 8,58 9,81
Gasabgabe (in Milliarden kWh) 7,29 8,29
Umsatzerlöse (in Millionen Euro) 3.492,8 3.151,8
Kundenzahl (in Millionen) 1,2 1,3
Investitionen (in Millionen Euro) 358,7 257,0
Ebit (in Millionen Euro) 453,5 334,5
Quelle: EnviaM-Gruppe
 

Kommunale Wärmeplanung im Visier

2023 hat die Unternehmensgruppe über 200 ostdeutsche Städte und Gemeinden mit über 1,7 Millionen Einwohnern zum Wärmeplanungsgesetz informiert und beraten. Um die Dekarbonisierung seiner Fernwärmeerzeugung voranzutreiben, plant der Energieversorger die Umstellung von sieben bestehenden konventionellen Anlagen auf nachhaltigere Brennstoffe. Davon betroffen ist etwa das Heizwerk Vetschau. Ab Herbst 2024 soll der dortige Braunkohlestaubkessel ausgetauscht werden, um durch Holzresteverwertung den Ausstoß von CO2 einzusparen.

Zudem arbeitet Envia M an der Nutzung der Abwärme von Datacentern und Industriebetrieben. Diese soll Städte im Versorgungsgebiet wie Taucha, Falkenstein und Penig mit Nahwärme versorgen. Für derartige Projekte hält die Gruppe in den kommenden Jahren 50 Millionen Euro bereit.

Anreiz zum Stromsparen

Neu im Portfolio hat die Unternehmensgruppe einen dynamischen Stromtarif. Dieser ist an den aktuellen Börsenpreis gekoppelt. Die aktuell rund 2.200 Kunden können mithilfe eines intelligenten Messsystems damit ihren Verbrauch auf Tageszeiten mit niedrigen Preisen verlegen.

Der Unternehmensverbund Envia M versorgt eigenen Angaben nach rund 1,2 Millionen Kunden mit Strom, Gas, Wärme und Energiedienstleistungen. Zur Unternehmensgruppe mit rund 3.800 Beschäftigten gehören die „envia Mitteldeutsche Energie AG (Envia M)“ sowie weitere Gesellschaften, an denen Envia M mehrheitlich beteiligt ist. Anteilseigner von EnviaM sind mehrheitlich Eon sowie rund 650 ostdeutsche Kommunen, die direkt oder über Beteiligungsgesellschaften an Envia M beteiligt sind.
 

Davina Spohn
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