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Enerige & Management > Windkraft Onshore - Zwischen Bonn und Köln droht ein Phantom-Windpark
Quelle: Pixabay / Simon
WINDKRAFT ONSHORE:
Zwischen Bonn und Köln droht ein Phantom-Windpark
Genehmigt, Zuschlag in der Ausschreibung – und doch bloß Makulatur? Die Windenergie in Bornheim kommt nur stockend in Gang. Die Projektierer von 15 Anlagen auf einem Höhenzug warten ab.
 
Die Tücken des Windkraft-Ausbaus erlebt gerade die Rhein-Sieg-Kommune Bornheim. Sie hat 15 Windenergieanlagen auf dem Höhenzug Ville genehmigt, auch der Zuschlag durch die Bundesnetzagentur liegt zum Teil bereits vor. Doch weder das Dürener Unternehmen REA GmbH noch der Aachener Versorger Stawag sehen sich in der Lage, die Turbinen auch zu bauen.

Die zwischen Bonn und Köln gelegene Stadt teilt mit, dass die REA ihre Pläne derzeit nicht umsetzen könne. Die Dürener können laut Projektleiter Hendrik Heyder keinen „wirtschaftlichen Betrieb darstellen“. Die Stawag wiederum habe ebenfalls „Schwierigkeiten bei der Projektrealisierung“ ihrer sechs genehmigten Anlagen signalisiert.

Das Problem auf dem etwa 200 Meter hohen Ville-Höhenzug ist ein rund 20 Kilometer entfernter Flugplatz. Der militärisch genutzte Fliegerhorst Nörvenich belegt alle neuen Bauwerke in der Umgebung mit einer Höhenbeschränkung. Für die Windenergieanlagen gilt, dass keine mehr als 150 Meter in die Höhe ragen darf.

REA aus Düren sieht Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben

Das ist keine Überraschung, könnte man meinen, und war bei den beantragten Genehmigungen entsprechend zu beachten. Exakt dies ist auch der Fall, gleichwohl hätten sich laut REA die Bedingungen für den Anlagenbau inzwischen erheblich verschlechtert. Die Ertragsprognosen seien „sehr gering“, die EEG-Vergütung nehme ab und die Preise für die höhenbeschränkten Turbinen, die kaum ein Anlagenhersteller noch baue, schnellten in die Höhe. Nicht zuletzt seien die Netzanschlusskosten sehr hoch. 
In Summe sei es REA nicht möglich, den vorgesehenen Windpark wirtschaftlich zu betreiben. Auch sei er unter den Vorgaben der Banken aktuell nicht zu finanzieren, so Hendrik Heyder. Komplett aufgeben wolle das Unternehmen den Windpark allerdings noch nicht. „Sollten sich die Rahmenbedingungen wieder signifikant verbessern, sind wir in der Lage, auf dem Ville-Rücken sofort in die Umsetzung zu gehen“, so der Projektleiter. Geplant hatte das Unternehmen, neun Enercon-Anlagen mit einer Leistung von 3,5 bis 4,5 MW zu errichten.

Während die REA ihre Genehmigung erst sehr frisch in Händen hat, sie stammt vom 12. Juni, zögert die Stawag bei ihrem Projekt schon etwas länger. Bornheim hatte die Anlagen – sechs Vestas V-136 mit jeweils 4,2 MW – bereits im März durchgewinkt. Allerdings liegen die Stawag-Anlagen innerhalb der Konzentrationszone offenbar so weit auseinander, dass die Aachener die hohen Erschließungskosten scheuen.

Bewegung in die Sache könnte eine Beteiligung von Partnern bringen, also das Teilen des wirtschaftlichen Risikos. Wen die Stawag dafür ins Auge fasst, wollte eine Sprecherin der Aachener auf Anfrage dieser Redaktion nicht sagen. Aktuell prüfe das Unternehmen „intensiv“ die Rahmenbedingungen.

Die Probleme auf der Ville sind ein Sinnbild für die Windkraft-Planungen in Bornheim, mit denen die Kommune ihrer Flächenverpflichtung durch das Wind-an-Land-Gesetz nachkommen will. Die zuständige Bezirksregierung Köln sieht in ihrem Regionalplan das Potenzial anders als die Stadt. Köln will noch mehr Areale des Höhenzugs ausweisen und zugleich eine von der Stadt präferierte Fläche in der Rheinebene nicht auf den nötigen Flächenwert anrechnen lassen.

Die Rheinebene zählt nicht für Bornheims Flächenpflicht

In der Rheinebene hat Bornheim ebenfalls eine Windvorrangzone ausgewiesen. Auch dort ist die REA GmbH zum Zuge gekommen. Weil die Anlagen dort nicht störend auf den Fliegerhorst wirken, gibt es auch keine Höhenbeschränkung. Die REA ist nach dem Zuschlag für sechs Enercon E-160 mit je 5,5 MW und 246 Metern Gesamthöhe bereits in den Bauvorbereitungen. Drei Anlagen wollen die Dürener später selbst betreiben, die anderen sind eine Kooperation mit dem von Enercon und EWE gegründeten Joint Venture Alterric.

Im Falle der etwa 100 Meter tiefer als die Ville gelegenen Rheinebene hadert nun die Stadt Bornheim mit der Bezirksregierung. Diese will Areale in der Nähe der Brühler Schlösser Augustusburg und Falkenlust, beides Weltkulturerbestätten, nicht in ihre Flächenkulisse aufnehmen. Damit zählen die Turbinen in der Rheinebene nicht auf das Bornheimer Flächenziel ein. Dafür sollen im Ergebnis noch mehr Flächen auf der Ville möglich sein, was Landschafts- und Artenschützer auf die Palme bringt.

Unter der Einschränkung, dass die Ville kaum wirtschaftliche Windenergieanlagen zulässt und damit Pläne trotz Genehmigungen in der Schublade bleiben könnten, steckt Bornheim aktuell in einem Dilemma mit offenem Ausgang. Gegen die Flächenfestlegung durch den Regionalplan behält die Stadt sich rechtliche Schritte vor. Der Kölner Plan soll erst gegen Jahresende vorliegen.
 

Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 17.06.2025, 15:03 Uhr

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