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WINDKRAFT OFFSHORE:
Windpark-Betreiber: Entwurf führt Repowering ad absurdum
Der Gesetzentwurf nimmt jeden Anreiz für den Ersatz alter Offshore-Windräder durch neue. Das meint der Syndikus von Ocean Breeze und sieht sich darin auch mit der Trianel einig.
Die Bundesregierung will auf See das Repowering einführen, das an Land in engen Grenzen möglich ist. In Nord- und Ostsee werden
noch keine alten Windräder durch neue ersetzt
Doch bleibt der ganze Paragraf so, dann rechnet Christian Simonis nicht nur damit, dass kein einziger Betreiber alte durch neue Anlagen ersetzt, sondern auch mit einer Benachteiligung aller Altbetreiber zumindest im Nordsee-Cluster 2 nördlich von Borkum, so namentlich von "Bard Offshore 1" und von "Trianel Borkum". Simonis ist Syndikus von Ocean Breeze Energy, dem Betreiber von "Bard", der wiederum der Macquarie-Bank gehört. Auf der Windforce Conference in Bremerhaven sagte er, die Trianel teile seine Kritik an dem Repowering-Entwurf.
Neues Windrad auf altem Fundament
Simonis stört, dass die Errichtung neuer Fundamente nicht als Repowering gilt und damit die Betriebsgenehmigung immer noch nach 20 Jahren auslaufen würde: "Das ist kein echtes Repowering", sagte er in Bremerhaven. Denn ohne neue Fundamente keine neuen Windenergieanlagen. Eine Mühle aus der Pionierzeit hat zum Beispiel einen Rotordurchmesser von 126 m und leistet, wie die 80 Anlagen von "Bard Offshore 1", nur 5 MW. Heutige Rotoren für die See sind annähernd doppelt so lang, um 14 bis 16 MW zu erreichen. Daher bedürfen sie einer stärkeren Fundierung. "Eine Windturbine der ersten Generation liefert 15 bis 20 Prozent weniger Volllaststunden", weiß Simonis. Und: Die gibt es am Markt nicht mehr neu.
Der Jurist forderte den Einbezug neuer Fundamente. Darüber hinaus solle sich die Betriebsgenehmigung ab Inbetriebnahme neuer Anlagen um 20 Jahre verlängern, damit sich die Investion in sie lohne. Dies müsse auch für die Umspannplattformen (OSS) gelten. Im Entwurf verlängert Repowering gar nichts. Man könne das Repowering ja auf die ersten 15 Genehmigungsjahre beschränken, so Simonis.
Antizyklische Repowering-Wertschöpfungskette
Der Charme einer solchen Regelung liege
Wenn es sich aber für "Bard" auch künftig noch nicht lohnt, zu repowern, aber die noch freien Windpark-Flächen drumherum nach und nach mit großen Turbinen bebaut werden, dann fürchtet Simonis Abschattungseffekte. Die nähmen "Bard" buchstäblich Wind weg.
Das BSH nimmt die Sorgen offenbar ernst: Die Behörde hat laut Simonis bereits das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (Iwes) beauftragt, den Abschattungseffekt abzuschätzen. Simonis sieht ihn bei 10 bis 15 Prozent. Die Untersuchung läuft noch. Das BSH fürchtet in seinem Flächennutzungsplan zudem bis 2040 eine "signifkante" Rückbau-Welle, die Druck ausübe, neue Flächen auszuschreiben, vor allem im Cluster 2 vor Borkum.
Die Windparkbetreiber im Sylter Cluster dagegen müssten die Abschattung nicht befürchten, weil ein Naturschutzgebiet im Wesentlichen den Zubau in direkter Nachbarschaft verhindere.
Strukturpolitik
Bleibt die Frage: Wer ist gegen diesen Vorschlag? "Projektentwickler, die sich auf die Fläche bewerben möchten", klärte Simonis auf. Wie auf der Windforce zu hören war, handelt es sich dabei im Wesentlichen um Energiekonzerne, die sich nicht für Repowering interessieren und lieber neu bauen. Höhere Leistungsdichte also, erkauft mit mehrjährigen Brachen und geringerer Anbietervielfalt.
Simonis äußert sich pessimistisch, ob der Bundestag den Passus im Juli noch ändern wird. Repowering sei derzeit unter dem Radar der aktuellen Energiepolitik. Aber je näher die ersten Offshore-Turbinen ihrem technischen Lebensende kämen, umso aufmerksamer könnte der Bund werden.
- weil sie technisch wohl noch bis Ende der 2030er-Jahre laufen
- und weil es bisher keine rechtliche Grundlage dafür gab: Eine Offshore-Windparkfläche ist nach 20 Jahren Betrieb an die Bundesrepublik zurückzugeben, und zwar besenrein nach Rückbau aller Anlagen. Danach wird die Fläche neu ausgeschrieben.
Doch bleibt der ganze Paragraf so, dann rechnet Christian Simonis nicht nur damit, dass kein einziger Betreiber alte durch neue Anlagen ersetzt, sondern auch mit einer Benachteiligung aller Altbetreiber zumindest im Nordsee-Cluster 2 nördlich von Borkum, so namentlich von "Bard Offshore 1" und von "Trianel Borkum". Simonis ist Syndikus von Ocean Breeze Energy, dem Betreiber von "Bard", der wiederum der Macquarie-Bank gehört. Auf der Windforce Conference in Bremerhaven sagte er, die Trianel teile seine Kritik an dem Repowering-Entwurf.
Neues Windrad auf altem Fundament
Simonis stört, dass die Errichtung neuer Fundamente nicht als Repowering gilt und damit die Betriebsgenehmigung immer noch nach 20 Jahren auslaufen würde: "Das ist kein echtes Repowering", sagte er in Bremerhaven. Denn ohne neue Fundamente keine neuen Windenergieanlagen. Eine Mühle aus der Pionierzeit hat zum Beispiel einen Rotordurchmesser von 126 m und leistet, wie die 80 Anlagen von "Bard Offshore 1", nur 5 MW. Heutige Rotoren für die See sind annähernd doppelt so lang, um 14 bis 16 MW zu erreichen. Daher bedürfen sie einer stärkeren Fundierung. "Eine Windturbine der ersten Generation liefert 15 bis 20 Prozent weniger Volllaststunden", weiß Simonis. Und: Die gibt es am Markt nicht mehr neu.
Der Jurist forderte den Einbezug neuer Fundamente. Darüber hinaus solle sich die Betriebsgenehmigung ab Inbetriebnahme neuer Anlagen um 20 Jahre verlängern, damit sich die Investion in sie lohne. Dies müsse auch für die Umspannplattformen (OSS) gelten. Im Entwurf verlängert Repowering gar nichts. Man könne das Repowering ja auf die ersten 15 Genehmigungsjahre beschränken, so Simonis.
Antizyklische Repowering-Wertschöpfungskette
Der Charme einer solchen Regelung liege
- in einer höheren Flächen-Energieausbeute statt eines absehbaren "signifikanten" Knicks Ende der 2030er-Jahre,
- in der Vermeidung von Brachzeiten, die zwischen Rückbau, Neuausschreibung und Wiederinbetriebnahme "voraussichtlich" zwei bis drei Jahre dauerten,
- in einem vermiedenen Netzausbau, da die elektrische Gesamtleistung eines Alt-Windparks gleich bleibe,
- und dem vermiedenen Vergabe- und Genehmigungsaufwand.
- Zudem entwickle sich eine neue Repowering-Wertschöpfungskette, die antizyklisch laufe statt in einer "Boom-and-Bust-Dynamik", wie sie der Primärmarkt in den Zehner-Jahren erlebte.
Wenn es sich aber für "Bard" auch künftig noch nicht lohnt, zu repowern, aber die noch freien Windpark-Flächen drumherum nach und nach mit großen Turbinen bebaut werden, dann fürchtet Simonis Abschattungseffekte. Die nähmen "Bard" buchstäblich Wind weg.
Das BSH nimmt die Sorgen offenbar ernst: Die Behörde hat laut Simonis bereits das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (Iwes) beauftragt, den Abschattungseffekt abzuschätzen. Simonis sieht ihn bei 10 bis 15 Prozent. Die Untersuchung läuft noch. Das BSH fürchtet in seinem Flächennutzungsplan zudem bis 2040 eine "signifkante" Rückbau-Welle, die Druck ausübe, neue Flächen auszuschreiben, vor allem im Cluster 2 vor Borkum.
Die Windparkbetreiber im Sylter Cluster dagegen müssten die Abschattung nicht befürchten, weil ein Naturschutzgebiet im Wesentlichen den Zubau in direkter Nachbarschaft verhindere.
Strukturpolitik
Bleibt die Frage: Wer ist gegen diesen Vorschlag? "Projektentwickler, die sich auf die Fläche bewerben möchten", klärte Simonis auf. Wie auf der Windforce zu hören war, handelt es sich dabei im Wesentlichen um Energiekonzerne, die sich nicht für Repowering interessieren und lieber neu bauen. Höhere Leistungsdichte also, erkauft mit mehrjährigen Brachen und geringerer Anbietervielfalt.
Simonis äußert sich pessimistisch, ob der Bundestag den Passus im Juli noch ändern wird. Repowering sei derzeit unter dem Radar der aktuellen Energiepolitik. Aber je näher die ersten Offshore-Turbinen ihrem technischen Lebensende kämen, umso aufmerksamer könnte der Bund werden.
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Mittwoch, 22.06.2022, 13:44 Uhr
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