Wer erneuerbare Energien fördert, ist erfahrungsgemäß auch an umweltfreundlichen internen Prozessen interessiert. So wie Enercon,
ein Hersteller von Windenergieanlagen aus Ostfriesland. Die Verwaltung und Steuerung von Arbeitsvorgängen und Gewerken, auch
auf den Baustellen, lief bis vor Kurzem vollständig über Papier. Pro Windenergieanlage wurden etwa 50 Protokolle zu Vorgehen, Montage und Abnahme handschriftlich per Zettel geführt.
Mit dem Ergebnis, dass es laufend zu Medien- und Prozessbrüchen kam. Durch die inkonsistenten Prozesse und die fehlende Übersichtlichkeit
wurden Informationen zwischen den Mitarbeitenden in der Planungsabteilung und denen im operativen Geschäft falsch übermittelt
oder gingen verloren. Was wiederum dazu führte, dass Risiken unerkannt blieben, Fehler bei der Montage nicht rechtzeitig kommuniziert
wurden und die Kommunikationswege insgesamt zu lang und kompliziert waren.
Im Zuge einiger Digitalisierungsprojekte entschied das Unternehmen daher, auch die Zettelwirtschaft durch mobile Lösungen
zu ersetzen. Dadurch sollten
- durchgängige Prozesse bei der Abnahme und Freigabe der einzelnen Vorgänge geschaffen,
- eine hohe Stammdatenqualität, etwa bei den Stücklisten und dem Equipment der Anlage, erreicht
- sowie Echtzeit-Informationen für die Baustellenteams zur Verfügung gestellt werden.
Mit der Umsetzung beauftragte Enercon den IT-Full-Service-Provider Nagarro, der vorherige Projekte erfolgreich geleitet hatte.
Apps für den Einsatz auf den Baustellen
Die Konzeptionsphase begann im August 2020 mit dem Ziel, bis Ende 2021 den Go-Live und bis Ende 2022 den internationalen Roll-out
umzusetzen. Die Leistung von Nagarro umfasste die Entwicklung und Implementierung von sieben verschiedenen Apps für den Einsatz
auf den Baustellen. Diese sind technisch in die SAP-Cloud-Plattform NEO und in SAP ECC beziehungsweise S/4HANA eingebunden.
Jede Rolle hat eine Offline- und eine Web-App zur Verfügung. Über die Apps können Mitarbeitende unter anderem
- Aufträge planen und Aufgaben steuern,
- den Status einzelner Arbeitsschritte in Echtzeit einsehen,
- Arbeitszeiten managen,
- Ersatzteile bestellen,
- das Berichtswesen steuern
- sowie Gesundheits- und Sicherheitsvorgaben abrufen.
- Auch die Inbetriebnahme und Übergabe an den Kunden
- sowie die Kommunikation intern und mit Geschäftspartnern laufen über die Apps.
Enercon führte bei den Teams Produktschulungen direkt auf den Baustellen durch. „Die Entwicklung der Apps hat sich von Beginn
an sehr an den Anforderungen der Mitarbeitenden im Arbeitsalltag orientiert. Dadurch haben die Teams die Apps schnell an-
und in Betrieb genommen“, sagt Britta Burmeister, Projektmanagerin bei Enercon.
Alle Ressourcen effizienter nutzen
Durch die Umstellung auf digitale Lösungen nutzt Enercon alle Ressourcen effizienter. Die Stammdaten sind harmonisiert und
werden nur noch über ein zentrales System gepflegt. Das bedeutet eine deutliche Reduzierung manueller Eingaben – für die einzelnen
Fachbereiche wie für das Berichtswesen –, einhergehend mit vereinfachten, transparenten Geschäftsprozessen. So lassen sich
über die Apps einheitliche Stück- und Produktlisten führen. Der Mengen- und Wertefluss ist integriert. Außerdem stehen die
Daten von sofort an in Echtzeit zur Verfügung. Ein Mitarbeitender benötigt mindestens zwei bis vier Stunden weniger für eine
Aufgabe.
Hinzu kommt: Durch die Apps können die Teams die Risiken im Baustellenbetrieb, zum Beispiel Verzüge bei der Materialbeschaffung
oder wetterbedingte Einschränkungen, besser vorhersehen und schneller reagieren. Das wiederum führt dazu, dass die Kunden
zufriedener sind. Da Mails und Ausdrucke der Vergangenheit angehören, verbessert sich zudem der Fußabdruck des Unternehmens.
"Themen wie Internet of Things und Industrie 4.0 spielen für unser Unternehmen eine große Rolle. Die neuen Apps sind ein wichtiger Baustein, um für die Digitalisierung
gerüstet zu sein“, so Burmeister.
* Seema Naserry ist Projektleiterin beim IT-Dienstleister Nagarro SE mit Sitz in München
Freitag, 07.10.2022, 12:21 Uhr