• Energiepreise überwiegend fester, wenn auch wenig spektakulär
  • FEED-Studie für 600-MW-Elektrolyseur
  • Die MAN-Großmotoren heißen jetzt anders
  • Gazprom beerdigt stillschweigend Pläne in der Türkei
  • EU plant offenbar flexibles Klimaziel für 2040
  • Finanzminister: Investitionsfonds noch im Juni im Kabinett
  • Bund will Monitoring des gesamten Energiesystems
  • Milliardenförderung durch Klimaschutzverträge
  • Gericht verpflichtet Senec zu Austausch bei PV-Speicher
  • Urteil: Mainova-Rechenzentrum müsste eigentlich privat sein
Enerige & Management > Stromnetz - Westphal: Die alte Energiewelt ist abgerissen
Arbeiten an einer Hochspannungsleitung des Bayernwerks. Quelle: Bayernwerk
STROMNETZ:
Westphal: Die alte Energiewelt ist abgerissen
Als alternativlos bezeichnete Bayernwerk-Vorstand Leo Westphal die Energiewende. Bei der Jahrespressekonferenz skizzierte er auch, wie sich 1.000 neue Windräder integrieren lassen. 
 
Nach der Entfesselung der erneuerbaren Energien und der Entfesselung der Netze gehe es jetzt um die Entfesselung des Energiesystems, so Westphal in Regensburg am 8. April auf einer Pressekonferenz. Wie das gehen soll, erläuterte der für das Ressort Technik zuständige Vorstandsvorsitzende zusammen Daniela Groher (Finanzen) und Albert Zettl (Markt und Personal). Auch konnten sie beeindruckende Zahlen nennen: Investitionen von 1,8 Milliarden Euro, die in erster Linie in den Netzausbau fließen, werden 2025 investiert, 2026 sollen es 2 Milliarden Euro sein. Die Gruppe beschäftigt rund 4.500 Mitarbeiter, 1.500 mehr als vor zwei Jahren. Und: 800.000 Anlagen produzieren im Freistaat Strom aus erneuerbarer Energie. So viele, wie in keinem anderen Bundesland.

Westphals logische Schlussfolgerung: „Die Energiewende ist sichtbar und spürbar, die Transformation des Energiesystems ist alternativlos. Die alte Energiewelt ist abgerissen, eine neue muss gebaut werden.“ Bei der weiteren Gestaltung der Energiewende setzt der Verteilnetzbetreiber auf Digitalisierung, netzdienliche Speicherlösungen, das sinnvolle Zusammenführen von Erzeugungs- und Netzkapazitäten sowie Sektorenkopplung. Als Beispiel im Bereich Digitalisierung führte Westphal neben dem Aufbau moderner Ortsnetzstationen KI-Messkugeln für Hochspannungsleitungen an, die jetzt in großem Stil beschafft werden. Sie liefern genaue Lastwerte unter Berücksichtigung von Wetterdaten

Auch zum Thema Bündelung von Erzeugungsanlagen gibt es konkrete Projekte. Dabei sollen Umspannwerke speziell dafür errichtet werden, um Strom aus erneuerbarer Produktion aufzunehmen. Ein erstes Vorhaben dieser Art entsteht aktuell in Niederbayern. Vorteil solcher „Einspeisesteckdosen“: Die Erzeugungsanlagen entstehen dort, wo sie gebraucht und angeschlossen werden können. 

Eine weitere Möglichkeit, Erzeuger ohne weiteren Leitungsausbau ans Netz zu bringen, ist die sogenannte Überbauung. Dabei wird der Umstand genutzt, dass Windräder und Solarflächen zeitversetzt Energie produzieren. Das neue Einspeisespitzengesetz macht es möglich, sie zusammen an einen Netzknoten anzuschließen. Damit können Netzkapazitäten genutzt werden, die oft brachliegen, weil etwa nachts gar keine PV-Einspeisung erfolgt. Ein Pilotprojekt in Neumarkt in der Oberpfalz, so hieß es am 8. April in Regensburg, habe beachtliche Ergebnisse geliefert: „Obwohl sich PV und Wind den gleichen Netzverknüpfungspunkt teilen, bleibt die Erzeugungsmenge der Einzelanlagen nahezu stabil und sinkt nur marginal: 1,5 Prozent bei Wind und 3,5 Prozent bei PV.“
 
Präsentierten bei der Pressekonferenz in Regensburg Zahlen und Konzepte (von links): Daniela Groher, Leo Westphal und Albert Zettl
Quelle: E&M / Günter Drewnitzky

„Überbauung“ macht Kapazität für 1.000 Windräder frei

Dieser erstaunliche Umstand führt Westphal dann auch in ganz andere Dimensionen und ihn von einem „Mega-Potenzial“ sprechen. 1.000 Windräder oder 5.000 ​MW könnten auf diese Weise ins Bayernwerk-Netz eingebunden werden, ohne dass es groß ausgebaut werden müsste. Das entspreche exakt dem Ausbauziel der Bayerischen Staatsregierung bis 2030. 

Schließlich ging der Bayernwerk-Vorstandsvorsitzende das Management der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien ein. Im vergangenen Jahr habe man bilanziell erstmals mehr Strom aus dem eigenen Netz exportiert, bilanziell versorge sich der Freistaat zu 96 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. Da könne man sehr wohl von einer Wende sprechen: „Es ist gar nicht lange her, da haben wir nur Strom importiert.“ Entsprechend anspruchsvoll sei auch der Netzbetrieb. Für 2025 rechne man mit zwei Millionen Redispatch-Maßnahmen, bei denen Erzeugungsanlagen abgeregelt werden können.

„Erneuerbare müssen dorthin, wo sie passend sind“

Als letztes Mittel sehe das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) auch eine vorübergehende Abschaltung von Netzen vor. Allerdings zeigte sich Westphal zuversichtlich, dass so etwas nicht passieren wird. Bisher habe man alle Situationen sehr gut im normalen Netzbetrieb meistern können. Er betonte aber auch, dass es für das Gelingen der Energiewende gesellschaftliche Akzeptanz brauche. Unter anderem sei hier die Frage der Finanzierbarkeit ausschlaggebend. In dem Zusammenhang kritisierte er viel zu lange Planungszeiten „in den politischen und theoretischen Korridoren“.

Bei Erneuerbaren-Anlagen müsse es einen Stopp des wahllosen Zubaus geben und einen entschädigungsfreien Einspeise-Stopp, wenn die Energie nicht benötigt wird. Westphal: „Erneuerbare und alle Komponenten im Netz müssen dorthin, wo es für das System passend ist.“ 
 

Günter Drewnitzky
Redakteur
+49 (0) 8152 9311 15
eMail
facebook
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 08.04.2025, 16:27 Uhr

Mehr zum Thema