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Enerige & Management > Windkraft - Westfalenwind und Lackmann gehen im Dissens auseinander
Quelle: Pixabay / Sebastian Ganso
WINDKRAFT:
Westfalenwind und Lackmann gehen im Dissens auseinander
Der Paderborner Projektentwickler Westfalenwind und Gründungsgesellschafter Johannes Lackmann gehen getrennte Wege. Misstöne begleiten das Ende der 15-jährigen Beziehung.
 
Einen Schreibtisch von Johannes Lackmann sucht man an der Firmenadresse von Westfalenwind an der Vattmannstraße in Paderborn neuerdings vergeblich. Das prominente Gesicht der Erneuerbaren-Szene und das (auch) von ihm ins Leben gerufene ostwestfälische Unternehmen haben miteinander gebrochen. Die unterschiedlichen Standpunkte führten dazu, dass eine Gesellschafterversammlung dem 73-Jährigen den Stuhl vor die Tür setzte.

Dieser Stuhl steht nun 100 Meter weiter, immer noch in einem Gebäude an der Vattmannstraße, allerdings nun mit der Hausnummer 3 statt 6. Aus dem Miteinander ist ein Nebeneinander geworden: Johannes Lackmann ist mit seiner Uralt-Gesellschaft Lackmann Phymetric ein paar Häuser weiter gezogen. Und mit ihm einige Beschäftigte, seine Söhne Jan und Steffen sowie mit Michael Flocke ein weiterer ehemaliger Westfalenwind-Geschäftsführer.
 
Geht keiner Diskussion aus dem Weg: Johannes Lackmann (l.), hier bei einem Termin 2023 mit NRW-Ministerin Mona Neubaur (2.v.r.) in Münster.
Quelle: Volker Stephan

Dass die Trennung im März im Unfrieden erfolgte, erscheint nicht sonderlich überraschend. Johannes Lackmann ist in der Energiewirtschaft als streitbarer Kopf bekannt. Schon beim Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) schied er nach etlichen Jahren ehrenamtlicher Präsidentschaft aufgrund unterschiedlicher Positionen aus.

Nun stellte er seine Überzeugungen über den Betriebsfrieden. Unbeliebt machte er sich mit Kommentaren zu einem vermeintlich überteuerten Anbau an die Westfalenwind-Zentrale, der Höhe von Strompreisen und angeblichen Abwesenheiten von Geschäftsführer-Kollegen.

Auch künftig Verfechter eines günstigen Industrie-Strompreises

Zu unserer Redaktion sagte Johannes Lackmann, aufgrund einiger Auseinandersetzungen habe sich die Entwicklung schon länger abgezeichnet. Aus der Stamm-Gesellschaft Westfalenwind GmbH habe er sich bereits 2023 zurückgezogen. Nun erfolgte der Rauswurf aus der jüngeren Einheit Westfalenwind Plus. „Die Trennung war ein notwendiger und logischer Schritt“, so Johannes Lackmann.

Die Westfalenwind-Gruppe, 2009 im Zuge vieler neuer Erneuerbaren-Projekte entstanden, bedauert laut einer Mitteilung die Trennung. Wie in so mancher Ehe habe man sich auseinandergelebt, so Friedbert Agethen, Geschäftsführer und langjähriger Partner von Johannes Lackmann. Als Gründe nannte Westfalenwind „unterschiedliche Ansichten zur Unternehmenskultur, zum Führungsstil und zur organisatorischen Ausrichtung“.

Neben Agethen bleibt Michael Obst von der ursprünglichen Führungsebene erhalten, die aufgrund diverser Einzelgesellschaften in der Zwischenzeit über einige weitere Geschäftsführer verfügt. Dazu zählt auch Daniel Saage, Geschäftsführer für Personal, Kommunikation und den Windkraft-Service. Der Neffe von Johannes Lackmann bleibt bei Westfalenwind, das mit 150 Beschäftigten ungefähr viermal so groß ist wie Phymetric.

Friedbert Agethen sieht Westfalenwind auch ohne Johannes Lackmann „für die Zukunft bestens aufgestellt“, zumal der Ex-Geschäftsführer seit geraumer Zeit nicht mehr Teil des operativen Geschäfts, sondern vor allem für die politische Kommunikation zuständig gewesen sei.

Johannes Lackmann kümmert sich nun wieder ausschließlich um die Geschäfte der Kern-Gesellschaft Phymetric, die sich selbst zu den „Windkraft-Pionieren“ zählt. In ihr entstanden seit den 1990er-Jahren auch die ersten und bis heute existierenden Windkraft-Parks und -Gesellschaften wie die Asselner und Buker Windkraft. Sohn Steffen Lackmann hatte jüngst mit Hellweg-Wind eine neue Firma gegründet, die Johannes Lackmann zwar „formal als Mitwettbewerber“ für Westfalenwind bezeichnet. „Das Potenzial für Windenergie ist aber groß genug für alle“, sagt er.

In anderen Bereichen der Westfalenwind-Gruppe werde Phymetric nicht tätig, so Johannes Lackmann. Etwa das Geschäft mit Solarenergie sei durch ausreichend Entwickler und Handwerksbetriebe gekennzeichnet. Auch IT-Themen wie die von ihm initiierten Rechenzentren in Windenergieanlagen wolle Johannes Lackmann im eigenen Rahmen nicht weiter verfolgen.

Dagegen werde er Windkraft weiter „integrativ denken“: mit Wärmeversorgung und Stromdirektlieferungen für Betriebe. Das interne Streiten mit den ehemaligen Verbündeten hat Johannes Lackmann eingestellt, den Kampf für günstigen Industriestrom will er nun erst richtig beginnen.
 

Volker Stephan
© 2024 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 21.08.2024, 15:34 Uhr

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