
Quelle: Fotolia / Andrey Popov
BILANZ:
Westfalen-Gruppe will Rekordergebnis 2024 wiederholen
Bestes Ergebnis der Unternehmensgeschichte: Die Westfalen-Gruppe hat ihr Ebit zum zweiten Mal in Folge gesteigert und verbucht für 2023 den Rekordwert von 73,5 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr feierte die Westfalen-Gruppe den 100. Geburtstag. Das schönste Geschenk bereiteten die Münsteraner sich selbst: Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) wuchs
auf 73,5 Millionen Euro und bedeutet einen Rekord in der Unternehmensgeschichte.
Der Anbieter von Technischen und Medizinischen Gasen, Kälte-, Wärme- und Mobilitätslösungen sowie Tankstellen steigerte das Vorjahresresultat, das mit 70 Millionen Euro bereits einen Bestwert darstellte, um 3,5 Millionen Euro. Und dies, obwohl der Umsatz leicht um 50 Millionen Euro auf 2,25 Milliarden Euro zurückging. Für 2024 rechnet Westfalen damit, die guten Zahlen annähernd bestätigen zu können.
Finanz- und Personalchef Jesko von Stechow erklärte die Entwicklung während der Bilanz-Pressekonferenz, die am 1. Juli am Unternehmenssitz in Münster stattfand, mit einem Auftragsrückgang vor allem im vierten Quartal und dem geringeren Gas- und Wärmeabsatz durch weniger kalte Winter. Der größere Gewinn gehe auf Wachstum in wichtigen Feldern und eine konsequente Ausgabendisziplin zurück.
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Trotz des Rekordergebnisses hadert die Westfalen-Gruppe mit den Bedingungen vor allem im Kernmarkt Deutschland. Der Vorstand des mittelständischen Unternehmens, das etwa 2.200 Beschäftigte hat, wird gerade bei seinem Zukunftsthema, dem Hochlauf grünen Wasserstoffs, zunehmend ungeduldig mit den regulatorischen Rahmenbedingungen hierzulande. Die Folge: Der erste Elektrolyseur der Westfalen-Gruppe entsteht im Nordosten Frankreichs (wir berichteten).
Für den langjährigen Partner „ArcelorMittal“ (Luxemburg) baut Westfalen in Florange den Elektrolyseur, der das dortige Stahlwerk ab Januar 2026 mit grüner Energie versorgen soll und überschüssige Mengen für weitere Abnehmer vorhält. Vorstandsvorsitzender Thomas Perkmann lobt die flexibleren Regelwerke bei den Nachbarn, die auch weniger streng bei der Farbenlehre des Wasserstoffs seien.
Atomstrom macht die Wasserstoff-Produktion in Frankreich „grün“, in Deutschland muss der Strom dagegen zwingend aus erneuerbaren Energiequellen stammen, um alle Förderkriterien zu erfüllen. Vorstandskollegin Meike Schäffler hält es dagegen „für sinnvoll und logisch“, grünen Wasserstoff mit dem selben Strommix herstellen zu können, der auch beim Laden von E-Autos zum Einsatz kommt und dort als emissionsfrei gilt.
Sobald der regulatorische Rahmen flexibler gesetzt sei und größere Planungssicherheit erlaube, „sind wir auch bereit, das unternehmerische Risiko einzugehen und mehr in Deutschland zu investieren“, so Thomas Perkmann. Die Auslandsaktivitäten wolle Westfalen derweil stark ausbauen. Bislang macht es ein Viertel der Geschäftstätigkeit aus. Der nächste Elektrolyseur kündigt sich bereits an, für ihn suchen die Münsteraner Partner in den Niederlanden, um dort die H2-Mobilität anzukurbeln. Auch im Bereich Industriegase investiert Westfalen jenseits der Grenze: In Österreich entsteht ein neues Abfüllwerk, in der Schweiz verdoppelt das Unternehmen die Kapazität einer Anlage.
Pläne für fünf Wasserstoff-Tankstellen liegen auf Eis
Etwas ernüchtert blickt auch Vorstandskollegin Meike Schäffler auf den Wasserstoff-Hochlauf in Deutschland. Die Verantwortliche für Erzeugung beklagt, dass Westfalen ausgearbeitete Pläne für fünf neue Wasserstoff-Tankstellen in der Schublade lassen musste. Der Bund habe nach einem vorläufigen Förderbescheid bis Jahresende 2023 nichts mehr von sich hören lassen. Weil das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zwischenzeitlich den Haushalt der Ampelkoalition einkassiert hatte, wartete Westfalen vergeblich auf die endgültige Mittelzusage. Weil damit 40 bis 50 Prozent der Investitionssumme fehlten, legte das Unternehmen die Pläne notgedrungen auf Eis. Meike Schäffler rechnet auch 2024 nicht mit einer neuen Förderrunde.
Meike Schäffler kritisierte die Forderung Berlins, die vorhandenen Tankstellen mit einer Ladesäule für Stromfahrzeuge auszurüsten. Es sei volkswirtschaftlich nicht zu vertreten, an „jeder Dorftankstelle“ einen 400.000 Euro teuren Schnellladepunkt einzurichten. Die Unternehmen müssten selbst entscheiden können, wo sich mit Ladepunkten Geld verdienen lässt. Zumal nach einer aktuellen Shell-Studie rund 70 Prozent der Ladevorgänge am Arbeitsplatz und zu Hause stattfänden.
Westfalen verfügte Ende 2023 über 360 E-Ladepunkte, inzwischen sind es über 400. Im laufenden Jahr kommen 32 Schnelllader dazu. Westfalen hält das Ziel der Bundesregierung, 2030 auf 15 Millionen E-Autos in Deutschland zu kommen, inzwischen nur noch für Wunschdenken. Angesichts der Absatzflaute seien maximal 8 Millionen Stromer zu erwarten, so Thomas Perkmann. Eine Folge: Tankstellen mit fossilen Kraftstoffen „betreiben wir so lange, wie sie sich rechnen“. Dennoch halte Westfalen die Elektromobilität im Personenverkehr nach wie vor für die Fortbewegungsart der Zukunft.
Der Anbieter von Technischen und Medizinischen Gasen, Kälte-, Wärme- und Mobilitätslösungen sowie Tankstellen steigerte das Vorjahresresultat, das mit 70 Millionen Euro bereits einen Bestwert darstellte, um 3,5 Millionen Euro. Und dies, obwohl der Umsatz leicht um 50 Millionen Euro auf 2,25 Milliarden Euro zurückging. Für 2024 rechnet Westfalen damit, die guten Zahlen annähernd bestätigen zu können.
Finanz- und Personalchef Jesko von Stechow erklärte die Entwicklung während der Bilanz-Pressekonferenz, die am 1. Juli am Unternehmenssitz in Münster stattfand, mit einem Auftragsrückgang vor allem im vierten Quartal und dem geringeren Gas- und Wärmeabsatz durch weniger kalte Winter. Der größere Gewinn gehe auf Wachstum in wichtigen Feldern und eine konsequente Ausgabendisziplin zurück.
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Der Vorstand der Westfalen-Gruppe präsentiert die Bilanz mit Rekordergebnis (von links): Jesko von Stechow, Meike Schäffler
und Thomas Perkmann.
Quelle: E&M / Volker Stephan
Quelle: E&M / Volker Stephan
Trotz des Rekordergebnisses hadert die Westfalen-Gruppe mit den Bedingungen vor allem im Kernmarkt Deutschland. Der Vorstand des mittelständischen Unternehmens, das etwa 2.200 Beschäftigte hat, wird gerade bei seinem Zukunftsthema, dem Hochlauf grünen Wasserstoffs, zunehmend ungeduldig mit den regulatorischen Rahmenbedingungen hierzulande. Die Folge: Der erste Elektrolyseur der Westfalen-Gruppe entsteht im Nordosten Frankreichs (wir berichteten).
Für den langjährigen Partner „ArcelorMittal“ (Luxemburg) baut Westfalen in Florange den Elektrolyseur, der das dortige Stahlwerk ab Januar 2026 mit grüner Energie versorgen soll und überschüssige Mengen für weitere Abnehmer vorhält. Vorstandsvorsitzender Thomas Perkmann lobt die flexibleren Regelwerke bei den Nachbarn, die auch weniger streng bei der Farbenlehre des Wasserstoffs seien.
Atomstrom macht die Wasserstoff-Produktion in Frankreich „grün“, in Deutschland muss der Strom dagegen zwingend aus erneuerbaren Energiequellen stammen, um alle Förderkriterien zu erfüllen. Vorstandskollegin Meike Schäffler hält es dagegen „für sinnvoll und logisch“, grünen Wasserstoff mit dem selben Strommix herstellen zu können, der auch beim Laden von E-Autos zum Einsatz kommt und dort als emissionsfrei gilt.
Sobald der regulatorische Rahmen flexibler gesetzt sei und größere Planungssicherheit erlaube, „sind wir auch bereit, das unternehmerische Risiko einzugehen und mehr in Deutschland zu investieren“, so Thomas Perkmann. Die Auslandsaktivitäten wolle Westfalen derweil stark ausbauen. Bislang macht es ein Viertel der Geschäftstätigkeit aus. Der nächste Elektrolyseur kündigt sich bereits an, für ihn suchen die Münsteraner Partner in den Niederlanden, um dort die H2-Mobilität anzukurbeln. Auch im Bereich Industriegase investiert Westfalen jenseits der Grenze: In Österreich entsteht ein neues Abfüllwerk, in der Schweiz verdoppelt das Unternehmen die Kapazität einer Anlage.
Pläne für fünf Wasserstoff-Tankstellen liegen auf Eis
Etwas ernüchtert blickt auch Vorstandskollegin Meike Schäffler auf den Wasserstoff-Hochlauf in Deutschland. Die Verantwortliche für Erzeugung beklagt, dass Westfalen ausgearbeitete Pläne für fünf neue Wasserstoff-Tankstellen in der Schublade lassen musste. Der Bund habe nach einem vorläufigen Förderbescheid bis Jahresende 2023 nichts mehr von sich hören lassen. Weil das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zwischenzeitlich den Haushalt der Ampelkoalition einkassiert hatte, wartete Westfalen vergeblich auf die endgültige Mittelzusage. Weil damit 40 bis 50 Prozent der Investitionssumme fehlten, legte das Unternehmen die Pläne notgedrungen auf Eis. Meike Schäffler rechnet auch 2024 nicht mit einer neuen Förderrunde.
Meike Schäffler kritisierte die Forderung Berlins, die vorhandenen Tankstellen mit einer Ladesäule für Stromfahrzeuge auszurüsten. Es sei volkswirtschaftlich nicht zu vertreten, an „jeder Dorftankstelle“ einen 400.000 Euro teuren Schnellladepunkt einzurichten. Die Unternehmen müssten selbst entscheiden können, wo sich mit Ladepunkten Geld verdienen lässt. Zumal nach einer aktuellen Shell-Studie rund 70 Prozent der Ladevorgänge am Arbeitsplatz und zu Hause stattfänden.
Westfalen verfügte Ende 2023 über 360 E-Ladepunkte, inzwischen sind es über 400. Im laufenden Jahr kommen 32 Schnelllader dazu. Westfalen hält das Ziel der Bundesregierung, 2030 auf 15 Millionen E-Autos in Deutschland zu kommen, inzwischen nur noch für Wunschdenken. Angesichts der Absatzflaute seien maximal 8 Millionen Stromer zu erwarten, so Thomas Perkmann. Eine Folge: Tankstellen mit fossilen Kraftstoffen „betreiben wir so lange, wie sie sich rechnen“. Dennoch halte Westfalen die Elektromobilität im Personenverkehr nach wie vor für die Fortbewegungsart der Zukunft.
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 05.07.2024, 13:30 Uhr
Freitag, 05.07.2024, 13:30 Uhr
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