
Baustelle "BigBattery" am Standort Boxberg. Quelle: LEAG / Andreas Franke
WASSERSTOFF:
Wasserstoffpläne in Boxberg zurückgestellt
Die Leag stoppt vorerst ihr geplantes 500-MW-H2-Kraftwerk in Boxberg. Fehlende Rahmenbedingungen und unklare Perspektiven auf dem Wasserstoffmarkt bremsen den Umbau des Standorts.
Der Energiekonzern Leag mit Sitz in Cottbus hat die Planungen für sein bislang ambitioniertestes Wasserstoffprojekt ausgesetzt.
Am Kraftwerksstandort Boxberg in Sachsen sollte mit dem „H2UB“ eines der größten H2-Zentren Ostdeutschlands entstehen. Vorgesehen
war zunächst ein Elektrolyseur für grünen Wasserstoff und eine 10-MW-Brennstoffzelle zur Rückverstromung, später sollte das
Kraftwerk auf bis zu 500 MW Leistung erweitert werden. Nun ist das Projekt vorerst gestoppt – trotz bereits zugesagter EU-Fördermittel aus dem Just-Transition-Fonds.
Hintergrund sind, wie ein Sprecher gegenüber der Redaktion erklärte, verschärfte Unsicherheiten. „Leider haben sich in den letzten Monaten politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen für unser ambitioniertes H2-Kraftwerk nicht so entwickelt wie angenommen“, so der Sprecher auf Anfrage. Der Bund habe das geplante Kraftwerkssicherheitsgesetz nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts auf unbestimmte Zeit verschoben. Es sei nicht erkennbar, dass es auf Regierungsebene besondere Anstrengungen gäbe, dieses Gesetz zu einem Abschluss zu bringen. Dabei handle es sich um eine Regelung, die nach Einschätzung der Leag zentrale Grundlage für den wirtschaftlichen Betrieb des Wasserstoffkraftwerks wäre.
Kaum kalkulierbare Marktsituation
Doch nicht nur auf politischer Ebene sieht das Unternehmen Probleme. Auch die allgemeine Marktentwicklung bleibe hinter den Erwartungen zurück. Die Wasserstoffwirtschaft sei „vom erwarteten Hochlauf weit entfernt“, so der Sprecher weiter. Preise und Verfügbarkeiten seien für Planer und Industriepartner kaum kalkulierbar. Zudem sei der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur – konkret das von der Bundesnetzagentur beschlossene Wasserstoffkernnetz – zwar beschlossen, aber für die Lausitz bislang weder zeitlich noch kostenmäßig planbar.
Statt auf Wasserstoff will die Leag in Boxberg nun zunächst auf andere Technologien setzen, wie es aus Cottbus heißt. Am Standort Boxberg läuft unter anderem der Bau einer sogenannten „GigaBattery“ mit einer Million kWh Speicherkapazität. Dabei sollen Lithium-Ionen- und Redox-Flow-Technologien kombiniert werden. Für letztere hat sich das Unternehmen bereits die Zusammenarbeit mit dem US-Hersteller ESS Tech gesichert.
„Die Leag präferiert einen Technologiemix aus Erneuerbaren, Speichertechnologien und flexiblen Kraftwerken – wie er sich auch im H2UB-Konzept widerspiegelt“, erläuterte der Sprecher der Leag. Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen sei es nun richtig, den Fokus zunächst auf alternative Lösungen für Stromerzeugung, Speicherung und Flexibilisierung zu richten.
Keine Einzelentscheidung
Mit ihrer Entscheidung reiht sich die Leag in eine Liste von Unternehmen ein, die ihre Wasserstoffpläne zumindest vorübergehend stoppen. Eon hatte bereits Ende 2024 sein gesamtes H2-Engagement depriorisiert. Auch der französische Wasserstoffproduzent Lhyfe hat ein Projekt in Brake (Niedersachsen) auf 2028 verschoben, wegen ausbleibender Nachfrage im Mobilitätssektor. Der Stahlkonzern Arcelor Mittal wiederum stoppte jüngst seine Green-Steel-Transformation an deutschen Standorten. Der Energieversorger EWE stellte daraufhin vorerst seine Pläne für den Bau einer großen Wasserstoff-Anlage in Bremen ein. Die Anlage war ursprünglich darauf ausgelegt gewesen, die klimaneutrale Stahlproduktion zu unterstützen (wir berichteten).
Die Leag betreibt in Boxberg derzeit noch ein Braunkohlekraftwerk mit 2.575 MW Leistung. Die Blöcke sollen schrittweise bis spätestens 2038 vom Netz gehen. Die Wasserstofftechnologie war bislang ein zentraler Baustein der Post-Kohle-Strategie am Standort. Wie und wann sich diese Strategie nun weiterentwickelt, bleibt angesichts der Unsicherheiten in der Branche offen.
Hintergrund sind, wie ein Sprecher gegenüber der Redaktion erklärte, verschärfte Unsicherheiten. „Leider haben sich in den letzten Monaten politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen für unser ambitioniertes H2-Kraftwerk nicht so entwickelt wie angenommen“, so der Sprecher auf Anfrage. Der Bund habe das geplante Kraftwerkssicherheitsgesetz nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts auf unbestimmte Zeit verschoben. Es sei nicht erkennbar, dass es auf Regierungsebene besondere Anstrengungen gäbe, dieses Gesetz zu einem Abschluss zu bringen. Dabei handle es sich um eine Regelung, die nach Einschätzung der Leag zentrale Grundlage für den wirtschaftlichen Betrieb des Wasserstoffkraftwerks wäre.
Kaum kalkulierbare Marktsituation
Doch nicht nur auf politischer Ebene sieht das Unternehmen Probleme. Auch die allgemeine Marktentwicklung bleibe hinter den Erwartungen zurück. Die Wasserstoffwirtschaft sei „vom erwarteten Hochlauf weit entfernt“, so der Sprecher weiter. Preise und Verfügbarkeiten seien für Planer und Industriepartner kaum kalkulierbar. Zudem sei der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur – konkret das von der Bundesnetzagentur beschlossene Wasserstoffkernnetz – zwar beschlossen, aber für die Lausitz bislang weder zeitlich noch kostenmäßig planbar.
Statt auf Wasserstoff will die Leag in Boxberg nun zunächst auf andere Technologien setzen, wie es aus Cottbus heißt. Am Standort Boxberg läuft unter anderem der Bau einer sogenannten „GigaBattery“ mit einer Million kWh Speicherkapazität. Dabei sollen Lithium-Ionen- und Redox-Flow-Technologien kombiniert werden. Für letztere hat sich das Unternehmen bereits die Zusammenarbeit mit dem US-Hersteller ESS Tech gesichert.
„Die Leag präferiert einen Technologiemix aus Erneuerbaren, Speichertechnologien und flexiblen Kraftwerken – wie er sich auch im H2UB-Konzept widerspiegelt“, erläuterte der Sprecher der Leag. Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen sei es nun richtig, den Fokus zunächst auf alternative Lösungen für Stromerzeugung, Speicherung und Flexibilisierung zu richten.
Keine Einzelentscheidung
Mit ihrer Entscheidung reiht sich die Leag in eine Liste von Unternehmen ein, die ihre Wasserstoffpläne zumindest vorübergehend stoppen. Eon hatte bereits Ende 2024 sein gesamtes H2-Engagement depriorisiert. Auch der französische Wasserstoffproduzent Lhyfe hat ein Projekt in Brake (Niedersachsen) auf 2028 verschoben, wegen ausbleibender Nachfrage im Mobilitätssektor. Der Stahlkonzern Arcelor Mittal wiederum stoppte jüngst seine Green-Steel-Transformation an deutschen Standorten. Der Energieversorger EWE stellte daraufhin vorerst seine Pläne für den Bau einer großen Wasserstoff-Anlage in Bremen ein. Die Anlage war ursprünglich darauf ausgelegt gewesen, die klimaneutrale Stahlproduktion zu unterstützen (wir berichteten).
Die Leag betreibt in Boxberg derzeit noch ein Braunkohlekraftwerk mit 2.575 MW Leistung. Die Blöcke sollen schrittweise bis spätestens 2038 vom Netz gehen. Die Wasserstofftechnologie war bislang ein zentraler Baustein der Post-Kohle-Strategie am Standort. Wie und wann sich diese Strategie nun weiterentwickelt, bleibt angesichts der Unsicherheiten in der Branche offen.

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Freitag, 27.06.2025, 16:59 Uhr
Freitag, 27.06.2025, 16:59 Uhr
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