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WÄRMENETZ:
Wärmewende-Vorhaben in Großkrotzenburg endet im Streit
Großkrotzenburgs Plan, die Fernwärmeversorgung in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Regionalversorger EAM umzubauen, ist gescheitert. Die Gemeinde fürchtete ein Millionendefizit.
14 Monate nach ihrer Gründung ist die Wärme Energie Großkrotzenburg GmbH (WEG) am Ende. Am 25. März hat das Gemeinschaftsunternehmen
der hessischen Kommune und der EAM-Tochter Natur Energie beim Amtsgericht Hanau Insolvenz angemeldet. Drei Flusswärmepumpen
mit je 1,5 MW, eine Biomasseanlage und ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk hätten die Fernwärmeversorgung der Kommune im Main-Kinzig-Kreis
auf grün umstellen sollen. Doch die Partner entzweiten sich zusehends.
„Unabgestimmt und im Alleingang“ hätten die Gemeindewerke Großkrotzenburg (GWG) Insolvenz für die WEG beantragt, schreibt der Regionalversorger EAM in einer Pressemitteilung. Das kommunale Unternehmen mit Sitz in Kassel zeigt sich „sehr irritiert und enttäuscht über das Verhalten“. Die EAM hatte sich bei der Ausschreibung für eine grüne Fernwärmeversorgung im Jahr 2022 als Partner und Mitgesellschafter durchgesetzt.
EAM hätte das Projekt nach eigenem Bekunden fortführen wollen, doch Gesprächsofferten seien von den Gemeindewerken ausgeschlagen worden. „Lösungsansätze der EAM, die auch zur Optimierung der wirtschaftlichen Situation der GWG als derzeitigem Wärmeversorger beitragen können, wurden nicht berücksichtigt.“ Als Reaktion hat man in Kassel den Konsortialvertrag mit der GWG gekündigt.
Die insolvente WEG erklärt auf Nachfrage der Redaktion das Aus mit „konzeptionellen Defiziten im Hinblick auf die Wärmegestehungskosten im Projekt Case“. Einen Strich durch die Rechnung gemacht habe „die Wertigkeit der Netzverluste“, sagt der Geschäftsführer, Martin Müller.
Die Wärmegestehungskosten der WEG hätten netto bei 160 bis 170 Euro/MWh betragen. In der alten Welt der Kraftwerkswärmeauskopplung hätten die Wärmegestehungskosten bei circa 30 bis 40 Euro/MWh gelegen. Müller: „Marktübliche Wärmegestehungspreise im Wettbewerb liegen bei netto 100 bis 120 Euro/MWh. Somit ist die grüne Wärme teurer.“
Drohendes Defizit in Höhe von 1,5 Millionen
Bei einem ländlichen Flächennetz mit 27 Kilometern Länge hätte das für das Gemeindewerk als einzigem Kunden und Abnehmer der Wärme der eigenen Tochtergesellschaft WEG „hin zum Endkunden“ ein jährliches Defizit von etwa 1,5 Millionen Euro bedeutet, erläutert Müller. Dieses wäre für das Gemeindewerk mangels Querfinanzierungsmöglichkeiten mit anderen Sparten in dieser Höhe nicht darstellbar gewesen. Für Einsparungen sei man jedoch immer bereit gewesen.
Als Benchmark im Vergleich von Fernwärme zu Wärmepumpen nennt Müller ein Endpreis von 25 Cent/kWh brutto. Schon jetzt liege man in Großkrotzenburg leicht darüber. „Wir haben deswegen bereits einige Fernwärmekunden verloren.“ Die Gestehungskosten in dem Projekt mit dem Mitgesellschafter EAM hätten zu einem Endkundenpreis in Höhe von 32 Cent/kWh oder mehr geführt. Diese liege über der Grenze des Zumutbaren. „Die Kunden, die es können, wandern dann in Richtung Wärmepumpe ab.“
Die Insolvenz, so Müller „hätte vermieden werden können, wenn seitens des Gesellschafters EAM konkrete Kompromissbereitschaft, zum Beispiel bei der Rendite und echte Mitwirkung zur Insolvenzabwendung gezeigt worden wäre.“ Für die Kunden hofft er, dass es im Rahmen des aktuellen Prozesses gelingen werde, perspektivisch wieder attraktive Fernwärmepreise anbieten zu können.“
Im Dezember hatten Bürger der Gemeinde eine Petition gestartet wegen Preiserhöhungen für Fernwärme. Die GWG setzen den Arbeitspreis zum Jahreswechsel auf 16,61 Cent hoch – eine Verdoppelung. Der Leistungspreis für Privathaushalte stieg mit 173,74 Euro pro Kilowatt und Jahr auf das Vierfache. Im Februar dieses Jahres senkten die Gemeindewerke den Leistungspreis auf 130,37 Euro – das bedeutet einen Mischpreis von 26 Cent/kWh.
Bis Herbst 2029 ist die Fernwärmeversorgung in der Gemeinde gesichert. Nachdem das Uniper-Kohlekraftwerk Staudinger in die Netzreserve versetzt worden ist, haben die Gemeindewerke eine flexible Gasmietkesselversorgung über Uniper.
„Unabgestimmt und im Alleingang“ hätten die Gemeindewerke Großkrotzenburg (GWG) Insolvenz für die WEG beantragt, schreibt der Regionalversorger EAM in einer Pressemitteilung. Das kommunale Unternehmen mit Sitz in Kassel zeigt sich „sehr irritiert und enttäuscht über das Verhalten“. Die EAM hatte sich bei der Ausschreibung für eine grüne Fernwärmeversorgung im Jahr 2022 als Partner und Mitgesellschafter durchgesetzt.
EAM hätte das Projekt nach eigenem Bekunden fortführen wollen, doch Gesprächsofferten seien von den Gemeindewerken ausgeschlagen worden. „Lösungsansätze der EAM, die auch zur Optimierung der wirtschaftlichen Situation der GWG als derzeitigem Wärmeversorger beitragen können, wurden nicht berücksichtigt.“ Als Reaktion hat man in Kassel den Konsortialvertrag mit der GWG gekündigt.
Die insolvente WEG erklärt auf Nachfrage der Redaktion das Aus mit „konzeptionellen Defiziten im Hinblick auf die Wärmegestehungskosten im Projekt Case“. Einen Strich durch die Rechnung gemacht habe „die Wertigkeit der Netzverluste“, sagt der Geschäftsführer, Martin Müller.
Die Wärmegestehungskosten der WEG hätten netto bei 160 bis 170 Euro/MWh betragen. In der alten Welt der Kraftwerkswärmeauskopplung hätten die Wärmegestehungskosten bei circa 30 bis 40 Euro/MWh gelegen. Müller: „Marktübliche Wärmegestehungspreise im Wettbewerb liegen bei netto 100 bis 120 Euro/MWh. Somit ist die grüne Wärme teurer.“
Drohendes Defizit in Höhe von 1,5 Millionen
Bei einem ländlichen Flächennetz mit 27 Kilometern Länge hätte das für das Gemeindewerk als einzigem Kunden und Abnehmer der Wärme der eigenen Tochtergesellschaft WEG „hin zum Endkunden“ ein jährliches Defizit von etwa 1,5 Millionen Euro bedeutet, erläutert Müller. Dieses wäre für das Gemeindewerk mangels Querfinanzierungsmöglichkeiten mit anderen Sparten in dieser Höhe nicht darstellbar gewesen. Für Einsparungen sei man jedoch immer bereit gewesen.
Als Benchmark im Vergleich von Fernwärme zu Wärmepumpen nennt Müller ein Endpreis von 25 Cent/kWh brutto. Schon jetzt liege man in Großkrotzenburg leicht darüber. „Wir haben deswegen bereits einige Fernwärmekunden verloren.“ Die Gestehungskosten in dem Projekt mit dem Mitgesellschafter EAM hätten zu einem Endkundenpreis in Höhe von 32 Cent/kWh oder mehr geführt. Diese liege über der Grenze des Zumutbaren. „Die Kunden, die es können, wandern dann in Richtung Wärmepumpe ab.“
Die Insolvenz, so Müller „hätte vermieden werden können, wenn seitens des Gesellschafters EAM konkrete Kompromissbereitschaft, zum Beispiel bei der Rendite und echte Mitwirkung zur Insolvenzabwendung gezeigt worden wäre.“ Für die Kunden hofft er, dass es im Rahmen des aktuellen Prozesses gelingen werde, perspektivisch wieder attraktive Fernwärmepreise anbieten zu können.“
Im Dezember hatten Bürger der Gemeinde eine Petition gestartet wegen Preiserhöhungen für Fernwärme. Die GWG setzen den Arbeitspreis zum Jahreswechsel auf 16,61 Cent hoch – eine Verdoppelung. Der Leistungspreis für Privathaushalte stieg mit 173,74 Euro pro Kilowatt und Jahr auf das Vierfache. Im Februar dieses Jahres senkten die Gemeindewerke den Leistungspreis auf 130,37 Euro – das bedeutet einen Mischpreis von 26 Cent/kWh.
Bis Herbst 2029 ist die Fernwärmeversorgung in der Gemeinde gesichert. Nachdem das Uniper-Kohlekraftwerk Staudinger in die Netzreserve versetzt worden ist, haben die Gemeindewerke eine flexible Gasmietkesselversorgung über Uniper.
Manfred Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Freitag, 28.03.2025, 17:41 Uhr
Freitag, 28.03.2025, 17:41 Uhr
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