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Enerige & Management > Contracting - Wärmepumpen treiben Contracting-Markt nach oben
Quelle: Fotolia / Sergey Nivens
CONTRACTING:
Wärmepumpen treiben Contracting-Markt nach oben
Die Contracting-Branche wächst. Es zeigt sich am Markt aber ein zweigeteiltes Bild. Kundinnen und Kunden sind nach wie zögerlich, obgleich viele Contractoren volle Auftragsbücher haben.
 
Der Markt für Conctractingdienstleistungen liefert ein geteiltes Bild: Auf der Seite der Kundschaft ist immer noch ein starkes „Abwarten am Markt spürbar“, auf der anderen Seite bewerten viele Contractingunternehmen die derzeitige wirtschaftliche Lage als gut − viele haben volle Auftragsbücher. Das ist das Credo der aktuellen Marktzahlen-Erhebung des Verbands für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting (Vedec) für das vergangene Jahr, die der Verband am 3. September vorgestellt hat. 

Dieses zweigeteilte Bild liegt nach Aussage von Tobias Dworschak, dem Vorstandsvorsitzenden des Vedec, größtenteils an der Politik. Die kommunale Wärmeplanung „hemmt Wärmelieferprojekte“, sagte Dworschak bei der Vorstellung der Marktzahlen. Viele warten ab, was sich aus der KWP heraus ergebe. Zudem werde die Wärmewende seitens der Berliner Politik immer noch nicht sehr ambitioniert angegangen. Allerdings hätten viele Contractoren volle Auftragsbücher. Das liege insbesondere an „Wärmepumpeneinbauten“. Hier wollen viele Unternehmen, Kommunen und Industriebetriebe noch möglichst hohe Förderungen mitnehmen.
 
Entwicklung der Verträge von 2014 bis 2024
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Quelle: Vedec

In den Zahlen zeigt sich dies wie folgt: Demnach wuchs die Zahl der Verträge im Contracting-Sektor im Jahr 2024 um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Branchenumsatz stieg entsprechend um 6,3 Prozent auf rund 5,26 Milliarden Euro. Seit einem Jahrzehnt bewegt sich das jährliche Wachstum auf einem ähnlichen Niveau.

Einen deutlichen Trend meldet der Verband beim Technologieeinsatz: Luft-Wärmepumpen haben ihren Anteil von 14 auf 30 Prozent mehr als verdoppelt. Pellet- und Hackschnitzel-Anlagen verloren an Bedeutung und liegen nun bei 26 Prozent (2023: 31 Prozent).
 
Entwicklung der Umsätze von 2014 bis 2024 (in Mrd. Euro)
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Quelle: Vedec


Ein weiterer Treiber für die Contracting-Branche ist nach Einschätzung von Roland Gilges, Geschäftsführer der GC Wärmedienste in Neuss, die steigende technische Komplexität. „Der Beratungsbedarf wächst, die eingesetzten Technologien werden anspruchsvoller“, sagte Gilges als Referent bei der Konferenz des Vedec. Hinzu komme ein hoher Investitionsbedarf. Für Industrieunternehmen und Immobilienverwalter sei dies ein Grund, auf externe Expertise zu setzen.

Ähnliche Erfahrungen schilderte Matthias Schnerring, Geschäftsführer der EnBW Contracting GmbH. Zwar zeige sich etwa bei Industriekunden Zurückhaltung bei finalen Investitionsentscheidungen. Entscheiden sich Unternehmen jedoch für eine Modernisierung, rücke nicht mehr allein die Erzeugung in den Mittelpunkt. Vor allem in der Industrie verfolge man zunehmend einen ganzheitlichen Ansatz. Kunden wollten mit den Maßnahmen Kosten senken und Effizienzpotenziale heben, insbesondere bei der Energieverteilung.

Die Verteilung der Projekte zeigt verglichen zu den vergangenen Jahren entsprechend kaum Veränderungen. Rund 65 Prozent der Contracting-Vorhaben entfallen auf die Wohnungswirtschaft und Quartiersversorgung. Kommunen verzeichnen mit 7 Prozent einen leichten Zuwachs. Auch Gewerbe, Industrie und Gesundheitsimmobilien nutzen Contracting-Modelle weiterhin in größerem Umfang.

Ein wachsender Anteil der Anbieter setzt auf staatliche Förderprogramme. 32 Prozent der Befragten nutzten 2024 Mittel aus Programmen wie der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) oder der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW), im Vorjahr war es ein geringerer Anteil. Dennoch verzichten nach wie vor rund zwei Drittel auf Förderprogramme.

Unsicherheit durch politische Rahmenbedingungen 
Als größte Hemmnisse nennen die Marktteilnehmer unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen, Preisentwicklungen und ausstehende Novellen wie etwa die Novellierung der Wärmelieferverordnung. Die wiederkehrende Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz wird von vielen als wesentliche Belastung bewertet. Investitionsentscheidungen würden dadurch verzögert. Die Erwartungen an die Marktentwicklung für 2025 fallen mit 5,8 von 10 Punkten etwas schwächer aus als im Vorjahr (6,0).

Zunehmend an Bedeutung gewinnt die kommunale Wärmeplanung. Contracting-Anbieter unterstützen Städte und Gemeinden mit Daten, Fachwissen und Koordination. Neben der Umsetzung konkreter Maßnahmen sind sie in der Akteursbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit eingebunden und übernehmen häufig die Koordination von Arbeitsgruppen. Der Verband betont, dass für die weitere Rolle der Branche klare und langfristige gesetzliche Rahmenbedingungen notwendig seien.

„Die aktuellen Zahlen zeigen, dass unsere Branche trotz aller Widrigkeiten wächst“, so das Fazit von Dworschak. Allerdings appelliert der Vedec-Vorstandsvoritzende an die Politik: „Gerade in der kommunalen Wärmeplanung sind wir ein entscheidender Partner. Damit wir unser Potenzial für die Wärmewende voll entfalten können, braucht es aber klare, verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen.“
 

Heidi Roider
Redakteurin und Chefin vom Dienst
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