
Mit Störungen in Versorgungsnetzen ist das so eine Sache. Sie so schnell wie möglich zu beseitigen, versteht sich von selbst
für Energiedienstleister. Und es ist durchaus so, dass die Mitarbeiter, die das erledigen, auf Eventualitäten vorbereitet
sind. Doch – das zeigt die Praxis – manchmal wächst ihr Erfahrungsschatz um ein besonderes Kleinod. Der Versorger Badenova
hat für die vergangenen Jahre gleichsam eine Inventurliste erstellt. Hier ein Auszug:
Tückisches Spargelfeld
„Regelmäßig „verirren“ sich ungewöhnliche Flugobjekte in den Stromleitungen der Badenova. Eine ungewollte Begegnung mit einer
Mittelspannungs-Freileitung hatte zum Beispiel ein Modellflugzeug in Heitersheim-Gallenweiler im Mai 2020. Einen Stromausfall
hatte dieser Kunstflug glücklicherweise nicht zur Folge.“ Anders bei diesem Flugobjekt: „Für einen Stromausfall in Teilen
von Breisach am Rhein sorgte dafür eine Spargelfolie im April 2017. Die Folie war zuvor vom Wind in eine Freileitung geweht.
Der Landwirt, der die Spargelfelder im Umland bewirtschaftet und die Folie etwas zu unsanft aus der Freileitung entfernen
wollte, beschädigte dabei die Leitung.“
„Die Mitarbeiter der Badenova machen regelmäßig auch ihre Erfahrungen mit ,haarigen Störern'. So löste ein Siebenschläfer
beispielsweise mehrfach Objektalarm im Wasserhochbehälter im Mösle aus, weil er es sich im Schaltschrank gemütlich gemacht
und die dortigen Kabel durchgeknabbert hatte. Im Jahre 2011 sorgte ein Specht im Griestal bei Opfingen dafür, dass die Stromversorgung
von mehreren Höfen lahmgelegt wurde. Nach stundenlanger Fehlersuche konnten die Mitarbeiter der Technik die Spuren des „Hackers“
verfolgen und den Schaden entdecken – der eifrige Specht hatte ein 20.000 Volt-Kabel auf einem 20 Meter hohen Strommasts durchgehackt.“
Die Monteure der „bnNETZE“ haben daraus gelernt: „Eine 40 Zentimeter große Specht-Atrappe aus Blech an den bei Spechten beliebten
Strommasten soll den Vögeln nun signalisieren, dass das Revier bereits besetzt ist.“
Schwarzwald in Weiß
„Wintereinbrüche im Schwarzwald sorgen vor allem bei der Stromversorgung im Freileitungsnetz für die eine oder andere Störung.
Meist sind höher gelegene Gegenden von witterungsbedingten Stromausfällen betroffen, da dort stark beschneite Bäume aufgrund
der Schneelast brechen und Freileitungen beschädigen oder umknicken lassen. Auch radikale Temperaturabfälle wie im Oktober
2003 im Kaiserstuhl und Dreisamtal können Ursache für Schadenfälle sein.“
„Orkanstürme wie „Burglind“ im Januar 2018 oder Sturm „Sabine“ im Februar 2020 richten großen Schaden an. Die hohen Windgeschwindigkeiten
beschädigen dabei entweder Freileitungen und Strommasten direkt oder entwurzeln Bäume, die auf die Stromleitungen stürzen.
Besonders der Freiburger Osten ist hin und wieder betroffen, da von Freiburg Richtung Dreisamtal und von dort nach Oberried
und St. Peter die Gemeinden über 20-kV-Freileitungen versorgt sind. Diese führen vielfach durch Waldstücke und sind störanfällig
im Falle starker Orkanböen.“
Wenn die Nase irrt
Nicht nur Störfälle bei der Stromversorgung stellen die Techniker immer wieder vor neue Herausforderungen: „Einmal wurden
die Erdgasspezialisten wegen eines angeblichen Erdgasgeruchs in einen Freiburger Stadtteil gerufen. Doch statt Erdgas lag
der ,Duft' verschwitzter Sport-Kleidung eines Yoga-Studios in der Luft. Schnell konnte Entwarnung gegeben werden. In einem
anderen Fall war es der Kadaver einer Katze, von dem ein Gestank ausging, der als Erdgas gedeutet wurde. In Breisach sorgten
verdorbene Lebensmittel und am Hochrhein bei Grenzach-Wyhlen chemische Stoffe einer Pharmaziefabrik für Fehlalarme.
Mittwoch, 03.03.2021, 15:45 Uhr