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Enerige & Management > Stromnetz - VIK für marktbasierte Flexibilität
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
STROMNETZ:
VIK für marktbasierte Flexibilität
Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) sieht in einer freiwilligen Bereitstellung von Lastreduktionspotenzialen nur eine kurzfristige Notfallmaßnahme.
 
In Deutschland fehlen derzeit verlässlich zur Verfügung stehende Kraftwerkskapazitäten. Darauf weist der Industrieverband VIK in einer Mitteilung hin. Ein Mangel an Erdgas zur Verstromung werde die Situation noch verschärfen. Die Diskussion um die Versorgungssicherheit Deutschlands müsse jetzt geführt werden, fordert der VIK und blickt auf den nächsten und übernächsten Winter. Denn dann stünden die derzeit noch verbliebenen drei Kernkraftwerke und die im Rahmen des Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes zurück ans Netz gegangenen Kohlekraftwerke nicht mehr zur Verfügung.

Es sei bereits seit längerer Zeit bekannt, dass es bei der Stromversorgung zu strukturell bedingten Engpasssituationen und Lastunterdeckungen kommen könne. Solche Situationen seien nicht auf den aktuellen Winter beschränkt.
 
Aus Sicht des Verbands hat es die Politik allerdings versäumt, neben zusätzlichen gesicherten Kraftwerkskapazitäten auch marktbasierten Maßnahmen zur Stabilisierung des Stromsystems den Weg zu ebnen. Als Beispiel nennt der VIK die Verordnung zu abschaltbaren Lasten, die im Juni 2022 ausgelaufen war und bisher noch keine Novellierung erfahren habe.
 
„Vor diesem Hintergrund erachten wir es als notwendig, die Abschaltbare-Lasten-Verordnung für eine begrenzte Zeit wieder einzuführen und – als marktliche Maßnahme zur Unterstützung der Systemstabilität – so zu reformieren, dass sie weiterhin den Erfordernissen der ÜNB gerecht und zugleich eine vermehrte Teilnahme interessierter Unternehmen angereizt wird“, sagt VIK-Hauptgeschäftsführer Christian Seyfert.
 
VIK für Wiedereinführung der Abschaltbare-Lasten-Verordnung
 
Bis eine Nachfolgeregelung in Kraft ist, können nach den Vorstellungen des Verbands bilaterale Vereinbarungen zwischen geeigneten Verbrauchern und den Übertragungsnetzbetreibern als Notfallmaßnahmen helfen.
 
Er spielt damit auf die sogenannte Vorstufe der BDEW-Abschaltkaskade an. Ab sofort haben nämlich Industrieunternehmen die Möglichkeit, ihre Lastreduktionspotenziale freiwillig zur Netzstabilisierung zur Verfügung zu stellen. Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber haben dafür über die vergangenen Monate hinweg gemeinsam mit Vertretern der Industrie, Politik und Bundesnetzagentur einen entsprechenden Prozess entwickelt und abgestimmt. Damit sollen mögliche kontrollierte Lastabschaltungen in kritischen Netzsituationen vermieden oder zumindest minimiert werden.
 
Die Vorlaufzeit dieser Vorstufe kann bis zu 72 Stunden betragen und ist damit deutlich länger als die der kurzfristigen Lastreduktionsmaßnahmen, etwa der Abschaltkaskade. Die „BDEW-Kaskade“ sieht vor, dass bei einer Lastunterdeckung Letztverbraucher innerhalb von 12 Minuten komplett ferngesteuert abgeschaltet werden können.
 
„Durch die in der Vorstufe vorgesehene längere Vorlaufzeit bei der vorbereiteten, gezielten Lastreduktion, können hingegen sowohl technische als auch finanzielle Risiken minimiert und eine bessere Planbarkeit für die industriellen Großverbraucher ermöglicht werden“, schreibt der Übertragungsnetzbetreiber Amprion auf seiner Internetseite. Für die Anweisung der Vorstufe seien jedoch kein Vertrag und keine Vergütung vorgesehen.
 
„Teile der deutschen energieintensiven Industrie sind bereit, in Engpasssituationen verfügbare Flexibilitätspotenziale in diesem Winter im Falle kritischer Lastsituationen freiwillig bereitzustellen, um die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa im Winter 2022/2023 zu unterstützen“, betont Seyfert. Gleichzeitig sei jedoch eine „angemessene Entschädigung“ notwendig, etwa für Produktionsausfälle.
 
Eine dauerhaft zufriedenstellende Lösung sieht der VIK in der „Vorstufe“ nicht. Dafür seien verlässliche, zusätzliche Kraftwerkskapazitäten unverzichtbar.
 
 
 

Fritz Wilhelm
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Donnerstag, 05.01.2023, 16:56 Uhr

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