Die Tendenz erscheint demnach klar: Das Interesse von Kunden und Kommunen an der Transformation ist groß. So erfasst der GTP 2024 aktuell 252 Gasverteilnetzbetreiber und erstreckt sich damit über mehr als 450.000 Kilometer Gasnetz in ganz Deutschland. „Der GTP-Bericht 2024 zeigt erneut, dass die Transformation zur Klimaneutralität oberste Priorität hat“, so Florian Feller, Vorsitzender von H2 vor Ort.
Nach drei Jahren intensiver Planungen seien die Verteilnetzbetreiber auf die kommenden Vorschriften des EU-Gaspakets vorbereitet: Feller: „Sie stehen bereit, die Wasserstoffversorgung gemeinsam mit den Fernleitungsnetzbetreibern vom Kernnetz in die Regionen bis hin zu den Kunden zu bringen. Damit dies gelingt, setzen wir auf einen praxisnahen und zielorientierten Rechts- und Regulierungsrahmen.“
Die Befragung von etwa 1.100 Kommunen, die von den GTP-Teilnehmern versorgt werden, zeige deren Absicht, langfristig klimaneutrale Gase sowohl in der Industrie als auch in Privathaushalten einzusetzen. Nur 2 Prozent der Kommunen lehnen den Einsatz in der Industrie ab, und 7 Prozent sprechen sich dagegen aus, Wasserstoff in Privathaushalten zu nutzen.
Ebenso positiv äußerten sich über 3.500 befragte Industrie- und Gewerbekunden: Zwei Drittel von ihnen sehen einen zukünftigen Bedarf an Wasserstoff, bei den Großkunden mit einem Verbrauch von über 10 Millionen kWh sogar mehr als vier Fünftel. Ein Viertel dieser Kunden möchte bereits bis 2030 Wasserstoff beziehen, was den dringenden Appell zur schnellen Umstellung auf Wasserstoff unterstreicht.
Das Potenzial für Biomethan bleibt laut dem Bericht weiterhin hoch: Die Anzahl der Einspeisebegehren, die die Netzbetreiber
im vergangenen Jahr erhalten haben, nahm im Vergleich zum Vorjahr zu und übersteigt mittlerweile die Anzahl der bestehenden Anlagen. Technisch
liegt der Fokus des GTP in diesem Jahr auf Anlagen und Netzanschlusskomponenten. Der Tenor darin lautet: Es gibt „keine wesentlichen
technischen Hindernisse“ für die Umstellung der Netze auf Wasserstoff.
Der Vorstandsvorsitzende des DVGW, Gerald Linke, sieht dringenden Handlungsbedarf auf politischer Ebene. Umfangreiche Studien
des DVGW und seiner Institute hätten gezeigt, dass die deutschen Gasverteilnetze mit vergleichsweise geringen volkswirtschaftlichen
Kosten technisch sicher für die Verteilung von Wasserstoff ertüchtigt werden können. „Dies muss jetzt angegangen werden, um
den dringend benötigten Wasserstoffhochlauf in Deutschland zu ermöglichen und Wasserstoff zuverlässig an Industrie, Gewerbe
und Haushalte zu liefern“, so Linke.
Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU, betonte die Bedeutung des GTP für die Kommunen: Diese „haben klare Vorstellungen über den zukünftigen Einsatz klimaneutraler Gase. Die Einschätzung vor Ort zeigt, dass Wasserstoff nicht nur für Großverbraucher relevant ist, sondern dass die Nachfrage eine breitere Kundenbasis umfasst.“ Hierzu seien Regelungen nötig, die keine Hürden für die Transformation darstellen, sondern allen kommunalen Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, die Umstellung ermöglichen. „Insbesondere bei der Finanzierung sind kluge und praxisnahe Lösungen gefragt.“
Der 44-seitige Ergebnisbericht 2024 zum Gasnetzgebietstransformationsplan steht auf der Internetseite von H2 vor Ort zum Download bereit.
Der GTP
Durch die Gasverteilnetzbetreiber werden derzeit rund 1,8 Millionen Industrie- und Gewerbekunden sowie die Hälfte aller Haushalte mit Energie versorgt. Im Rahmen der GTP-Planung analysieren die Netzbetreiber auf Basis ihrer konkreten Situation vor Ort die Bedarfe ihrer Kunden, die dezentrale Einspeisesituation, die Entwicklung der Wasserstoffbereitstellung durch vorgelagerte Netzbetreiber und die technische Eignung ihrer Netze für Wasserstoff. Die Ergebnisse werden anschließend durch H2 vor Ort zu einem jährlichen Ergebnisbericht konsolidiert. Der Planungsprozess ist ergebnisoffen und umfasst die Umnutzung, die Stilllegung und den partiellen Neubau von Leitungen sowie sämtliche neuen, klimaneutralen Gase.
Mittwoch, 11.09.2024, 13:06 Uhr