
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
ÖSTERREICH:
Versorgungssicherheit bei Strom: Deckungslücken im Winter
In manchen Winterwochen können Ökostromanlagen und Gaskraftwerke den nötigen Strom nicht erzeugen. Hilfe bieten Speicher sowie Importe, konstatiert die E-Control und gibt Entwarnung.
Für die sichere Stromversorgung Österreichs gibt es vor allem zwei Risikofaktoren: den jeweiligen Wasserinhalt der Stauseen
der (Pump-)Speicherkraftwerke sowie die Sicherheit der Gasversorgung. Das zeigt der aktuelle „Monitoringbericht Versorgungssicherheit
Strom“, den die Regulierungsbehörde E-Control am 24. April veröffentlicht hat. Wie es darin heißt, gibt es „immer wieder Wochen, in denen die dargebotsabhängige Erzeugung und
das Wärmepotenzial nicht ausreichend sind, um den Verbrauch zu decken“. Die unzureichende Elektrizitätserzeugung der Ökostromanlagen
inklusive Laufwasserkraftwerke und der mit Erdgas befeuerten Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) betrifft laut dem Bericht vor allem
das Winterhalbjahr, das die Monate Oktober bis einschließlich März umfasst.
Die betreffenden Zeiträume müssen durch die Stromproduktion mittels der (Pump-)Speicheranlagen überbrückt werden. Im „kritischen Zeitraum Jänner-Februar 2017“ beispielsweise traten dem Bericht zufolge fünf Wochen auf, in denen die Speicherseen zu mehr als 50 Prozent entleert werden mussten.
Anfang des Jahres 2018 wiederum war es notwendig, die Speicher über drei Wochen hinweg zu mehr als 40 Prozent zu entleeren. „Hypothetische Deckungslücken“ stellte die E-Control auch für alle weiteren betrachteten Winterhalbjahre fest. Eine Ausnahme bildete der Winter 2023/24: „Aufgrund der hohen natürlichen Erzeugung in allen Segmenten wurde keine einzige Woche mit einer Deckungslücke vor Speicherleerung errechnet.“
Stromimport im Winter
E-Control-Vorstand Alfons Haber und der Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der Behörde, Johannes Mayer, betonten sinngemäß, es gebe keinen Grund zur Sorge. Im Jahr 2023, auf das sich der Monitoringbericht bezieht, sei die „Aufbringungssicherheit“ jederzeit gewährleistet gewesen. Und die Einbindung Österreichs in den EU-Strombinnenmarkt habe theoretisch mögliche Unterdeckungen des Bedarfs faktisch verhindert. Mit anderen Worten: Es waren nicht zuletzt Importe elektrischer Energie, die die Versorgung Österreichs gewährleisteten.
Die Frage der Redaktion, ob die „System Adequacy“ für Österreich gegeben ist, also ausreichende Kraftwerks- und Netzkapazitäten zur jederzeitigen Deckung des Strombedarfs bestehen, beantworteten Haber und Mayer ausweichend. Mayer konstatierte, es bleibe aus wirtschaftlichen, aber auch aus technischen Gründen weiter notwendig, „zumindest für ein paar Stunden im Jahr“ Strom zu importieren. Laut Haber wird sich Österreich über das Gesamtjahr betrachtet künftig „als Nettoexporteur von Strom etablieren, aber im Winter nach wie vor importieren müssen“.
Kein Problem mit Gaskraftwerken
Dass die bestehenden Gaskraftwerke ab etwa 2030 das Ende ihrer geplanten Betriebsdauern erreichen, ist laut Mayer keine große Herausforderung: Es gebe technische Möglichkeiten, die Betriebsdauern zu verlängern. Außerdem bestünden Pläne, neue Anlagen zu errichten. Den von der E-Wirtschaft zu deren Finanzierung gewünschten Kapazitätsmechanismen steht die E-Control laut Mayer skeptisch gegenüber. Möglicherweise ließen sich die erforderlichen Anlagen „aus dem Markt“ finanzieren.
Empfehlenswert ist laut Haber aber jedenfalls, das Elektritzitätswirtschaftsgesetz (ElWG) sowie das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG) so rasch wie möglich im Bundesparlament zu beschließen. Dies würde den Bau von Kraftwerken, Leitungen und Speichern erleichtern und damit die Versorgungssicherheit weiter verbessern.
Eventuelle Zielverfehlung
Nach Angaben der E-Control belief sich die Gesamtleistung des österreichischen Kraftwerksparks 2023 auf rund 31.400 MW. Davon entfielen 15.000 MW auf Lauf- und (Pump-)Speicherkraftwerke, 3.900 MW auf Windräder, 6.200 MW auf Photovoltaikanlagen, 5.400 MW auf Gaskraftwerke sowie 850 MW auf Biomasseanlagen.
Für 2030 erwartet die Behörde eine Gesamtleistung von 40.390 MW, davon 13.780 MW an Wasserkraft, 12.975 MW an PV, 7.164 MW an Windkraft, 5.502 MW an gasbefeuerten KWK sowie 969 MW an Biomasseanlagen. Der Strombedarf lag 2023 bei rund 75 Milliarden kWh und dürfte bis 2030 auf etwa 89 Milliarden kWh steigen.
Als energiepolitisch problematisch erachtet die E-Control, dass trotz des laufenden Ökostromausbaus davon voraussichtlich „nur“ 83 Milliarden kWh durch die Stromproduktion mittels „erneuerbarer Energiequellen“ inklusive der Wasserkraft gedeckt werden können. Das Ziel der Bundesregierung einer bilanziell vollständig auf Ökostrom beruhenden Bedarfsdeckung ab 2030 würde somit um etwa 6 Milliarden kWh verfehlt.
Sinngemäß warnt davor der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) in einem „offenen Brief“ an die Bundesregierung. Das ElWG, das EABG und das Erneuerbares-Gas-Gesetz (EGG) müssten ehestens beschlossen werden. Ferner seien „klimaschädliche Subventionen“ von etwa 6 Milliarden Euro pro Jahr abzuschaffen. Andernfalls drohe der Verlust von „Arbeitsplätzen und Millionen an Investitionen“.
Der „Monitoringbericht Versorgungssicherheit Strom“ ist auf der Website der E-Control verfügbar.
Die betreffenden Zeiträume müssen durch die Stromproduktion mittels der (Pump-)Speicheranlagen überbrückt werden. Im „kritischen Zeitraum Jänner-Februar 2017“ beispielsweise traten dem Bericht zufolge fünf Wochen auf, in denen die Speicherseen zu mehr als 50 Prozent entleert werden mussten.
Anfang des Jahres 2018 wiederum war es notwendig, die Speicher über drei Wochen hinweg zu mehr als 40 Prozent zu entleeren. „Hypothetische Deckungslücken“ stellte die E-Control auch für alle weiteren betrachteten Winterhalbjahre fest. Eine Ausnahme bildete der Winter 2023/24: „Aufgrund der hohen natürlichen Erzeugung in allen Segmenten wurde keine einzige Woche mit einer Deckungslücke vor Speicherleerung errechnet.“
Stromimport im Winter
E-Control-Vorstand Alfons Haber und der Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der Behörde, Johannes Mayer, betonten sinngemäß, es gebe keinen Grund zur Sorge. Im Jahr 2023, auf das sich der Monitoringbericht bezieht, sei die „Aufbringungssicherheit“ jederzeit gewährleistet gewesen. Und die Einbindung Österreichs in den EU-Strombinnenmarkt habe theoretisch mögliche Unterdeckungen des Bedarfs faktisch verhindert. Mit anderen Worten: Es waren nicht zuletzt Importe elektrischer Energie, die die Versorgung Österreichs gewährleisteten.
Die Frage der Redaktion, ob die „System Adequacy“ für Österreich gegeben ist, also ausreichende Kraftwerks- und Netzkapazitäten zur jederzeitigen Deckung des Strombedarfs bestehen, beantworteten Haber und Mayer ausweichend. Mayer konstatierte, es bleibe aus wirtschaftlichen, aber auch aus technischen Gründen weiter notwendig, „zumindest für ein paar Stunden im Jahr“ Strom zu importieren. Laut Haber wird sich Österreich über das Gesamtjahr betrachtet künftig „als Nettoexporteur von Strom etablieren, aber im Winter nach wie vor importieren müssen“.
Kein Problem mit Gaskraftwerken
Dass die bestehenden Gaskraftwerke ab etwa 2030 das Ende ihrer geplanten Betriebsdauern erreichen, ist laut Mayer keine große Herausforderung: Es gebe technische Möglichkeiten, die Betriebsdauern zu verlängern. Außerdem bestünden Pläne, neue Anlagen zu errichten. Den von der E-Wirtschaft zu deren Finanzierung gewünschten Kapazitätsmechanismen steht die E-Control laut Mayer skeptisch gegenüber. Möglicherweise ließen sich die erforderlichen Anlagen „aus dem Markt“ finanzieren.
Empfehlenswert ist laut Haber aber jedenfalls, das Elektritzitätswirtschaftsgesetz (ElWG) sowie das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetz (EABG) so rasch wie möglich im Bundesparlament zu beschließen. Dies würde den Bau von Kraftwerken, Leitungen und Speichern erleichtern und damit die Versorgungssicherheit weiter verbessern.
Eventuelle Zielverfehlung
Nach Angaben der E-Control belief sich die Gesamtleistung des österreichischen Kraftwerksparks 2023 auf rund 31.400 MW. Davon entfielen 15.000 MW auf Lauf- und (Pump-)Speicherkraftwerke, 3.900 MW auf Windräder, 6.200 MW auf Photovoltaikanlagen, 5.400 MW auf Gaskraftwerke sowie 850 MW auf Biomasseanlagen.
Für 2030 erwartet die Behörde eine Gesamtleistung von 40.390 MW, davon 13.780 MW an Wasserkraft, 12.975 MW an PV, 7.164 MW an Windkraft, 5.502 MW an gasbefeuerten KWK sowie 969 MW an Biomasseanlagen. Der Strombedarf lag 2023 bei rund 75 Milliarden kWh und dürfte bis 2030 auf etwa 89 Milliarden kWh steigen.
Als energiepolitisch problematisch erachtet die E-Control, dass trotz des laufenden Ökostromausbaus davon voraussichtlich „nur“ 83 Milliarden kWh durch die Stromproduktion mittels „erneuerbarer Energiequellen“ inklusive der Wasserkraft gedeckt werden können. Das Ziel der Bundesregierung einer bilanziell vollständig auf Ökostrom beruhenden Bedarfsdeckung ab 2030 würde somit um etwa 6 Milliarden kWh verfehlt.
Sinngemäß warnt davor der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) in einem „offenen Brief“ an die Bundesregierung. Das ElWG, das EABG und das Erneuerbares-Gas-Gesetz (EGG) müssten ehestens beschlossen werden. Ferner seien „klimaschädliche Subventionen“ von etwa 6 Milliarden Euro pro Jahr abzuschaffen. Andernfalls drohe der Verlust von „Arbeitsplätzen und Millionen an Investitionen“.
Der „Monitoringbericht Versorgungssicherheit Strom“ ist auf der Website der E-Control verfügbar.
Klaus Fischer
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Freitag, 25.04.2025, 10:48 Uhr
Freitag, 25.04.2025, 10:48 Uhr
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