
„Wir werden aller Voraussicht nach gut durch den Winter kommen“, erklärte Ines-Geschäftsführer Sebastian Heinermann bei einer Pressekonferenz. Lediglich wenn es extrem kalt würde, wie im Winter 2010, müssten die Speicher vollständig geleert werden und es könnte im Januar und Februar zu einer Unterdeckung von rund 10 Milliarden kWh täglich oder 35 Prozent des Bedarfs kommen. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit sehr gering. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich die Temperaturen im Normalbereich bewegt. Das bedeute, dass man mit einem Speicherstand von 35 Prozent im April wieder in den Einspeichermodus gehen könnte. Und in noch einem Punkt konnte Heinermann Entwarnung geben: Ein Gasmangel bedeute auch nicht eine Rationierung durch die Bundesnetzagentur, sondern dass es zu hohen Preisen komme.
Geregelter Markt rückt wieder ins Blickfeld
Im November stellte sich die Versorgungslage laut dem Verband wie folgt dar: Der Verbrauch lag bei 3 Milliarden kWh/Tag, die Importe bei 2,8 Milliarden kWh/Tag. Begonnen hat in diesem Monat die Ausspeicherung, blieb aber mit täglich 0,3 Milliarden kWh gering. Die LNG-Importe in Europa beliefen sich auf 4,6 Milliarden kWh/Tag. Vor allem Frankreich, Großbritannien und die Niederlande beziehen große Mengen Flüssigerdgas. Die Terminals waren europaweit zu 56 Prozent ausgelastet, in Belgien und den Niederlanden ist die Auslastung allerdings aktuell sehr hoch. Mit 0,2 Milliarden kWh ist der LNG-Bezug über die Terminals in Deutschland bisher eher gering.
Zu den Diskussionen über die Zukunft des Gasspeichergesetzes, das in Anbetracht der Krise nach dem russischen Lieferstopp grundlegend geändert worden war, erklärte Heinermann auf Nachfrage, er sehe die
Tendenz in der Politik, wieder aus dem Krisenmodus herauszukommen. „Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass man
den geregelten Markt wieder in den Blick nehmen sollte.“
Umstritten sind etwa die Vorgaben, dass der Markgebietsverantwortliche selbst Gas beschaffen kann, um die neuen, gesetzlich
vorgeschriebenen Mindestspeicherstände zu erreichen. Zumal sich ein solches Prozedere im vergangenen Jahr als extrem kostspielig
erwiesen hatte. Ines hat immer wieder empfohlen, die Befüllung über die Ausschreibung von „Strategic Storage Based Options“
(SSBO) zu regeln. Doch auch bei diesem Verfahren, gebe es noch Optimierungspotenzial, wie regelmäßige Ausschreibungen im Rahmen
eines Auktionskalenders und die Zulassung eines breiten Kreises von Ausschreibungsteilnehmern. Siehe hierzu den Artikel „Branche kritisiert geplantes Ausspeicherverbot“.
Weitere LNG-Terminals mittelfristig zielführend
Zum Thema LNG sieht man bei Ines zusätzliche schwimmende Terminals mittelfristig als „zielführend“, da sie schnell zur Verfügung
gestellt werden können. Nach dem Winter 2026/2027 könnten sich die bestehenden Anlagen in Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Lubmin
aber als ausreichend für die Versorgungssicherheit erweisen. „Spätestens in der Zeit danach sollte deshalb die Entwicklung
zusätzlicher LNG-Terminalkapazitäten in einen diskriminierungsfreien Wettbewerb mit anderen Gas- beziehungsweise Wasserstoff-Infrastrukturen
gestellt werden“, heißt es beim Verband unter der Rubrik „Entwicklung von Gas-Infrastrukturen in Deutschland“.
Noch in diesem Winter sollen neue LNG-Terminals mit FSRU in Betrieb gehen. FSRU steht für „Floating Storage and Regasification
Unit“, es handelt sich also um Schiffe, die das LNG von Tankern übernehmen, wieder in gasförmigen Zustand bringen und ins
Erdgasnetz einspeisen. Als Standorte sind Mukran auf Rügen (Mecklenburg-Vorpommern), Stade und nochmals Wilhelmshaven in Niedersachsen
vorgesehen.

Donnerstag, 14.12.2023, 16:28 Uhr