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Unter dem Strich ergibt sich für die Haushaltsenergie im Juni ein Preisanstieg in den vergangenen zwölf Monaten von 41 %. Im Mai hatte dieser Wert bei 37 % gelegen. Über alle Energieprodukte hinweg betrachtet – Kraftstoffe eingeschlossen – zeigt sich ein leichtes Abschwächen des Preisauftriebs seit Mai. Vor zwei Monaten machte der Preisanstieg 38,3 % aus, jetzt weist das Amt 38,0 % aus.
Zwei leichte Dämpfer
Mit dem Inkrafttreten der Mineralölsteuer-Senkung diesen Monat sei der Preisauftrieb für Kraftstoffe abgeschwächt worden, hieß es. Für den zurückliegenden Monat kommen die Statistiker auf eine jährliche Teuerung bei Kraftstoffen von einem Drittel - fast 8 Punkte weniger als im Mai. Superbenzin war Juni um 27,7 % teurer als vor einem Jahr und kostete 5 % weniger als Mai. Diesel verteuerte sich innerhalb eines Jahres um 47,4 %, der Mai brachte ein Entlastung um 0,9 %.
Aufgrund der schwankenden Rohölpreise lassen sich laut Behörde die Auswirkung des Tankrabatts auf die Inflationsrate nicht exakt beziffern. „Wären jedoch – ohne Entlastungsmaßnahmen – die Preise für Kraftstoffe und für den öffentlichen Personenverkehr im Juni 2022 unverändert gegenüber Mai 2022 geblieben, hätte sich der Verbraucherpreisindex insgesamt rein rechnerisch um 8,6 % gegenüber Juni 2021 erhöht“, heißt es.
Die Inflationsrate in Deutschland sieht das Bundesamt im Juni bei 7,6 % nach 7,9 % im Mai. „Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten“, kommentierte Behördenchef Georg Thiel die neuen Zahlen. Neben dem Tankrabatt habe sich das 9-Euro-Ticket leicht dämpfend auf die Gesamtteuerung ausgewirkt.
DIW: Bei höherer Inflation staatliche Hilfen ausbauen
Die Entlastungspakete der Bundesregierung entfalten nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nur „begrenzte Wirkung“. Im Fall einer Inflation von 7,1 % - übers Jahr gesehen, wie die Bundesbank prognostiziert - kommt es für Haushalte mit den niedrigsten Einkommen laut DIW zur einer Mehrbelastung in Höhe von 5,3 %. Die Hilfspakete der Bundesregierung mildere die inflationsbedingte zusätzliche Belastung für diese Haushalte des untersten Dezils (die 10 % mit den geringsten Einkommen) auf 1,6 % des verfügbaren Einkommens ab.
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Quelle: DIW
Haushalte mit etwas höheren Einkommen profitieren weniger von der staatlichen Hilfe. „Gerade die untere Mittelschicht benötigt mehr Entlastung von der Inflation, da deren finanzielle Spielräume für Einsparungen weitaus geringer sind als bei Haushalten mit höheren Einkommen“, sagt DIW-Referent Maximilian Priem. Die Belastung der mittleren Einkommensdezile liege, die staatliche Unterstützung eingerechnet, bei immerhin noch 2,6 bis 2,8 Prozent. Ohne Staatshilfe wären es zwischen 4,1 und 3,8 %.
Grundsätzlich zeigt sich freilich: Je höher das Haushaltseinkommen, desto geringer fällt die relative Mehrbelastung aus. Für das oberste Einkommensdezil ermittelt das DIW eine Teuerung von 1,1 %, der durch die einmalige Energiepreispauschale und andere Maßnahmen auf 0,4 % sinkt.
„Insbesondere die unteren Einkommensschichten haben wenig Sparguthaben und müssen ihr verfügbares Einkommen schon jetzt fast vollständig zur Deckung des Konsums insbesondere für Waren und Dienstleistungen des Grundbedarfs ausgeben“, sagt DIW-Ökonom Alexander Kritikos. Wenn die Inflation weiter steigt, müsse die Bundesregierung „über zusätzliche Entlastungspakete gerade für Haushalte mit niedrigen Einkommen nachdenken und sich dabei nicht nur auf abhängig Beschäftigte konzentrieren“.
Mittwoch, 13.07.2022, 17:21 Uhr