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Enerige & Management > Technik - Uniper plant Demo-Cracker mit Thyssenkrupp Uhde
Der Industriepark Scholfen: Ab Ende 2026 Standort eines Pilot-Ammoniak-Crackers. Quelle: Uniper
TECHNIK:
Uniper plant Demo-Cracker mit Thyssenkrupp Uhde
Eine Demonstrationsanlage im Norden Gelsenkirchens soll zeigen, wie Ammoniak als Transportmedium für Wasserstoff rückverwandelt werden kann – mit Technik von Thyssenkrupp Uhde.
 
Eine der weltweit ersten großtechnischen Demonstrationsanlagen für das sogenannte Ammoniak-Cracking soll in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) entstehen. Dies geben der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper und der Dortmunder Anlagenbauer Thyssenkrupp Uhde in einer Mitteilung vom 28. Mai bekannt. Importiertem Ammoniak im industriellen Maßstab in Wasserstoff zurückzuverwandeln, ist die Intention des gemeinsamen Projektes. Die Pilotanlage soll im Industriepark Scholven entstehen und für eine Kapazität von 28 Tonnen Ammoniak pro Tag ausgelegt sein. Ende 2026 soll sie in Betrieb gehen.

Ammoniak gilt, so betonen Uniper und Thyssenkrupp Uhde, als zentrale Logistiklösung für den internationalen Wasserstoffhandel: Der Stoff sei einfacher zu speichern und zu transportieren als reiner Wasserstoff, vor allem über große Distanzen per Schiff. Die am Zielort nötige Rückverwandlung in Wasserstoff – das sogenannte Cracking – ist bislang kaum über die Laborphase hinausgekommen. Das neue Projekt solle das nun ändern. Der Standort Scholven diene als Testfeld, um Prozessdaten zu gewinnen und die Technologie für den Einsatz in großindustriellen Anlagen wie dem geplanten Importterminal von Uniper in Wilhelmshaven weiterzuentwickeln.

Zur Erinnerung: Im Projekt „Green Wilhelmshaven“ plant Uniper den Aufbau eines zentralen Import- und Produktionsstandorts für grünen Wasserstoff. Geplant sind ein großtechnisches Terminal für den Import von grünem Ammoniak sowie ein Ammoniak-Cracker. Ergänzt wird das Vorhaben durch einen Elektrolyseur mit bis zu 1.000 MW Leistung. Der Standort soll künftig Wasserstoff für die Industrie bereitstellen und in das nationale Netz einspeisen.

Neubaur: „Schlüsselelement für resiliente Energieversorgung“

Im Ammoniak-Cracking-Verfahren sieht Uniper das Potenzial, den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft entscheidend zu beschleunigen, wie Holger Kreetz betont. Laut dem COO von Uniper sei Deutschland beim künftigen Wasserstoffbedarf zwingend auf Importe angewiesen. Die neue Anlage in Gelsenkirchen bilde die Basis für den internationalen Handel mit Wasserstoff, der für viele Branchen nutzbar gemacht werden solle – etwa in der Chemie, der Energiewirtschaft oder der Stahlindustrie. Nadja Hakansson, CEO von Thyssenkrupp Uhde, verweist auf das Zusammenspiel der Kompetenzen: Unipers Erfahrung als Energieunternehmen treffe auf die Ammoniak- und Anlagenbaukompetenz ihres Hauses. Dadurch könne nicht nur eine leistungsfähige, sondern auch eine dauerhaft wirtschaftliche und sichere Lösung entwickelt werden.

Funktionsweise eines Ammoniak-Crackers

In einem Ammoniak-Cracker wird Ammoniak (NH3) in einem Reaktor auf mehrere hundert Grad Celsius erhitzt. Mithilfe eines Katalysators spaltet sich das Molekül dabei in Wasserstoff (H2) und Stickstoff (N2). Da der dabei entstehende Wasserstoff nicht rein vorliegt, folgt eine Aufreinigung – etwa über Membranen oder Druckwechseladsorption. So kann hochreiner Wasserstoff bereitgestellt werden. Der Stickstoff wird entweder abgeschieden oder lässt sich energetisch weiterverwenden. Der gesamte Prozess erfordert Wärme, die möglichst effizient und emissionsarm erzeugt werden muss, um die Klimabilanz nicht zu belasten.

Thyssenkrupp Uhde ist eine Tochter des Industriekonzerns Thyssenkrupp AG mit Sitz in Dortmund. Das Unternehmen plant und baut weltweit Chemieanlagen, unter anderem für Düngemittel, Wasserstoff- und Ammoniakproduktion. Es zählt sich zu den führenden Anbietern im Bereich der Ammoniaktechnologie und setzt neben dem klassischen Engineering zunehmend auch auf Technologien für die Energiewende.

Für das Land Nordrhein-Westfalen ist das Projekt Teil seiner industriepolitischen Strategie. Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sieht die Technologie als „Schlüsselelement für eine resiliente und klimaverträgliche Energieversorgung“. Mit dem Rückgriff auf global verfügbaren Ammoniak könne das Bundesland künftig Wasserstoff aus unterschiedlichen Weltregionen importieren und nutzen.
 

Davina Spohn
Redakteurin
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Mittwoch, 28.05.2025, 15:21 Uhr

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