• Powercloud verkleinert sich
  • 2,7 Milliarden für Österreichs Dekabonisierung
  • Enertrag bekommt Vorständin
  • Verbände halten Flexibilisierungspotenzial für begrenzt
  • Leag tauscht überraschend den Chef aus
  • Zolar trennt sich von PV-Installation und vielen Mitarbeitern
  • Geothermiekraftwerk Landau wird repariert
  • RWE nimmt 20-MW-PV-Park in Betrieb
  • Grüner Wasserstoff für Südbaden
  • Netzreserve in Österreich bis Ende September 2025 gesichert
Enerige & Management > Regenerative - ÜNB reißen Transparenzfrist bei der Direktvermarktung
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
REGENERATIVE:
ÜNB reißen Transparenzfrist bei der Direktvermarktung
Die Direktvermarkter mussten bis Mai melden, ob sie sich in diesem Monat im geförderten Segment bewegen oder nicht. Die Übertragungsnetzbetreiber melden die Zahlen nun zu spät.
 
Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben am 12. Juli die Direktvermarktungs-Statistik für die grünen Kraftwerke ab 100 kW veröffentlicht und damit eine regulatorische Frist gerissen. Dies hätte laut Erneuerbare-Energien-Verordnung spätestens am Vortag, dem zehnten Werktag im Monat geschehen müssen.

Diese und andere Fristen dienen laut Paragraf 3 der Erneuerbare-Energien-Verordnung (EEV) der „Transparenz der Vermarktungstätigkeiten“. So können alle Marktteilnehmer und die Politik anlagenscharf sehen, ob Anlagenbetreiber in der Förderung bleiben, ins förderfreie Segment wechseln oder zurückwechseln und wie sich die Direktvermarktung insgesamt entwickelt. Dies schafft auch eine gewisse Transparenz für die Verwendung von Fördergeldern.

Von dieser Redaktion nach der Ursache für ihren seltenen Fehler gefragt, sprachen die ÜNB von einem „technischen Fehler“. Ein Sprecher eines ÜNB kündigte an: „Wir nehmen dies zum Anlass, zukünftig sicherzustellen, dass die Veröffentlichung auch wirklich online dargestellt wird.“

Ob die Bundesnetzagentur aus dem Fehler Konsequenzen zieht und welche, dazu will sie sich in der kommenden Woche äußern.

​Eigentlich immer zuerst

Normalerweise ist die Direktvermarktungs-Statistik in einem Monat sogar die erste von drei EEG-Transparenzstatistiken, die die ÜNB veröffentlichen, manchmal schon am Monatsdritten. Erheblich später folgen dann die Monatsmarktwerte und das EEG-Konto, die allerdings im Gegensatz zur Direktvermarktung den vergangenen Monat betrachten.

Der Vorlauf der Direktvermarktungs-Statistik beträgt mehr als einen Monat: Bis Ende Mai mussten formal die Anlagenbetreiber und faktisch meist die Direktvermarktung ihrem jeweiligen Anschlussnetzbetreiber melden, wenn sie im Juli zwischen dem geförderten Marktprämien-Segment und der förderfreien sonstigen Direktvermarktung oder dem kleinen Mieterstrom-Segment wechseln wollten − oder mussten, weil die bis zu mehr als 20 Jahre dauernde Förderzeit abgelaufen ist. Ist der Anschlussnetzbetreiber ein Verteilnetzbetreiber (VNB), meldet er die aggregierten Daten an seinen ÜNB weiter. Dies geschieht oft mit mindestens einem Monat Verzögerung. Dies ist seit Jahren bekannt, war und ist aber noch nie ein Grund, die Gesamtveröffentlichung zu verzögern.

Zweitgeringstes Wachstum von 2024

Die installierte Gesamtleistung unter Direktvermarktung entwickelt sich im Juli naturgemäß zu einem neuen Rekordwert von 111.459 MW in beiden Segmenten und folgt der Logik des Erneuerbaren-Ausbaus. Nur der PV-Boom auf privaten Dächern wird darin nicht abgebildet, da diese kleinen Anlagen nicht direktvermarktet werden.

Das Plus von 462 MW gegenüber dem Vormonat ist allerdings das zweitgeringste in diesem Jahr nach +450 MW im März. Im Juni gegenüber Mai waren es noch gut 1.000 MW gewesen, und auch sonst lagen die Zuwächse nie unter 750 MW.

Offshore-Windpark aus der Förderung draußen

Die förderfreie sonstige Direktvermarktung wächst im Juli auf Monatsbasis noch geringer als die Marktprämie, nämlich um 173 MW auf fast 21.300 MW. Der größte Zuwachs in einer Technologie war hier bei Offshore-Wind. Unter anderem fielen einige Windräder von „Butendiek“ im Sylt-Cluster aus der Marktprämie. Möglicherweise endgültig, weil genau neun Jahre nach ihrer Installation die Förderzeit ausgelaufen sein könnte.

Auch größere PV-Anlagen legten förderfrei zu, und zwar um 71 MW, aber in der Marktprämie ist der Zuwachs mit 276 MW ungleich größer, und dort versammeln sich nun fast 26.000 MW, während es ohne Subventionen nur 6.500 MW sind.

PV bleibt damit die zweitgrößte Technologie − nach der Onshore-Windkraft. Letztere ist im Juli mit +170 MW der zweitgrößte Wachstumsträger der Marktprämie. Gut 48.100 MW sind dafür nun angemeldet. Aus dem förderfreien Segment ging um 50 MW mehr Windleistung an Land heraus als in es hinein. Damit ist Onshorewind dort unter die 12.800 MW gerutscht. Der Aderlass förderfreier Windenergie an Land hält mindestens das ganze Jahr schon an: Im Januar waren es noch gut 13.600 MW.

Biomasse ist mit gut 7.300 MW in der Marktprämie und gut 600 MW sonstiger Direktvermarktungs-Leistung die viertgrößte grüne Stromquelle. Die Änderungen gegenüber Juni bewegen sich im einstelligen MW-Bereich und damit weit unter der statistischen Unschärfe. Ein Massensterben der Biomasseanlagen lässt sich jedenfalls daraus noch nicht ablesen.
 

Georg Eble
Redakteur
+49 (0) 8152 9311 44
eMail
facebook
© 2024 Energie & Management GmbH
Freitag, 12.07.2024, 16:37 Uhr

Mehr zum Thema