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Enerige & Management > Gas - Tschechien wirft Deutschland vor, Gashahn zu drosseln
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
GAS:
Tschechien wirft Deutschland vor, Gashahn zu drosseln
Die tschechische Regierung wirft Deutschland erneut vor, Lieferungen von Erdgas Richtung Osteuropa zu erschweren. 
 
Aktuell lautet der Vorwurf der tschechischen Regierung, Deutschland horte Gas. Das gehe aus Briefen von Industrie- und Handelsminister Jozef Sikela an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die EU-Kommissarin für Energie Kadri Simson hervor, berichten tschechische Medien.

Die Kapazitäten am deutsch-tschechischen Grenzübergabepunkt der Pipeline Opal zwischen dem sächsischen Olbernhau und dem tschechischen Brandov (Brandau) hätten sich zuletzt deutlich vermindert, so die Kritik des tschechischen Ressortchefs. Dabei seien Lieferungen über diesen Punkt für die Tschechische Republik und andere Staaten von entscheidender Bedeutung, da sie den Gasimport aus Russland begrenzt haben. Von Brandov führen auch die Opal- und Eugal-Pipelines zur deutschen Ostseeküste, wo sich unter anderem das LNG-Terminal in Lubmin befindet.

Der dort auf der deutschen Seite für den Gastransport zuständige Ferngasnetzbetreiber Gascade hat Sikela zufolge auch angekündigt, die Leistungskapazität am 1. Oktober 2024 von aktuell 69 auf 14,5 Millionen kWh täglich zu senken. Im Extremfall reiche das nicht einmal für den tschechischen Gasmarkt und erst recht nicht für die Versorgung weiterer Länder aus. Insofern würden seitens Berlins die Lieferungen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt verknappt. Denn so steige das Risiko, dass wieder mehr Erdgas aus Russland nach Osteuropa importiert werden müsse.

Deutscher FNB: Liegt an gedrosselten Importen aus Russland

Die Anpassungen der Kapazitäten spiegelten die Tatsache wider, dass es aufgrund des Wegfalls russischer Importe insgesamt geringere Gasmengen im deutschen System gebe, sagte ein Gascade-Sprecher. Ihm zufolge könne Tschechien aber kurzfristig noch einen Teil der ungenutzten Kapazität der Verbindung reservieren.

Der Sprecher wies überdies darauf hin, dass das Unternehmen beispielsweise bei der Jahresauktion am 1. Juli 2024 Ausspeisekapazität nach Tschechien für die kommenden fünf Gaswirtschaftsjahre angeboten habe, die Marktnachfrage aber „eher verhalten“ geblieben sei.

Auch stünden für die Versorgung Tschechiens andere Transportwege zur Verfügung, etwa über die Slowakei. Marktbeobachter bestätigen diese Sichtweise. Erdgaslieferungen aus Deutschland Richtung Osten seien nicht zuletzt auch deshalb seit vorigem Sommer zurückgegangen, weil immer mehr Länder auf LNG setzen, hieß es von der Investmentbank Goldman Sachs.

Früherer Zankapfel: die Gasspeicherumlage

Tschechien hatte - wie Österreich und andere Nachbarländer auch - Deutschland schon im Jahre 2022 vorgeworfen, osteuropäische Abnehmer von Gas zu benachteiligen. Damals wurden die Speichergebühren für Gas von 1,86 Euro/MWh auf 2,50 Euro/MWh erhöht. So würden die Bemühungen mehrerer Länder beeinträchtigt, sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen. Deutschland reagierte damals mit der Abschaffung der Gasspeicherumlage zum 1. Januar 2023.
 

Karin Rogalska
© 2024 Energie & Management GmbH
Montag, 22.07.2024, 15:06 Uhr

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