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Enerige & Management > Öl - Transportverbot für Lukoil löst keine Versorgungskrise aus
Quelle: Fotolia / Gernot Krautberger
ÖL:
Transportverbot für Lukoil löst keine Versorgungskrise aus
Seit dem 19. Juli 2024 gelangt über die Ukraine kein Rohöl des russischen Konzerns Lukoil mehr nach Ungarn und in die Slowakei.
 
Die beiden Länder hätten einen Konsultationsprozess mit der Europäischen Union gegen die Ukraine eingeleitet, teilte der ungarische Außen- und Handelsminister Peter Szijjarto mit. Denn die Entscheidung der Ukraine, Lukoil-Lieferungen über ihr Territorium zu verbieten, gefährde die Energieversorgung Ungarns und der Slowakei ernsthaft. Sollte es zu keiner Einigung kommen, gehe die Angelegenheit vor ein Schiedsgericht. Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico wiederum drohte damit, Diesel-Lieferungen der slowakischen Raffinerie Slovnaft in die Ukraine einstellen zu lassen, „obwohl diese fast ein Zehntel des gesamten ukrainischen Verbrauchs ausmachen“.

Ende Juni hatte die ukrainische Regierung Lukoil untersagt, Rohöl über die Pipeline Druschba in Richtung Slowakei und Ungarn zu transportieren. Über diese Route wird auch Tschechien mit Öl versorgt, hier wurden jedoch bisher keine Versorgungseinbußen gemeldet. Neben Lukoil sind die wichtigsten russischen Nutzer der Pipeline Rosneft und Tatneft.

Ungarn und die Slowakei können ihren Rohölbedarf im Juli über andere russische Lieferanten decken, sodass zumindest kurzfristig kein Risiko für die Versorgungssicherheit auf den Kraftstoffmärkten beider Länder besteht. Marktbeobachtern in beiden Ländern zufolge ist die Energieversorgung beider Länder entgegen der Darstellung von Regierungspolitikern auch darüber hinaus nicht bedroht. Es handele sich vielmehr um einen Warnschuss für Ungarn und die Slowakei, deren Ministerpräsidenten Viktor Orban und Robert Fico immer wieder ihre Unterstützung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin bekunden.

Die Erste Bank in Ungarn und der frühere slowakische Wirtschaftsminister Karol Hirman verweisen auf die strategischen Vorräte beider Länder, die sowohl Rohöl als auch raffinierte Produkte in ausreichender Menge für jeweils drei Monate umfassten. Auch stehe Kasachstan aufgrund von Tauschverträgen mit Russland bei einem Ausfall von Lukoil als Ersatzlieferant zur Verfügung.
  Hirman zufolge hat die slowakische Raffinerie Slovnaft 2023 schon etwa ein Viertel des von ihr benötigten Öls aus anderen Quellen über Tanker und die Adria-Pipeline erhalten. In diesem Jahr solle dieser Anteil noch weiter steigen, zumal der Vertrag mit Lukoil ohnehin Ende 2024 ende. Slovnaft werde stattdessen Rohöl von anderen russischen Unternehmen beziehen, darunter Tatneft und Rosneft.

​Transport über die Adria-Pipeline doppelt so teuer

Ungarn und die Slowakei haben den Experten zufolge auch längst Vorbereitungen dafür getroffen, zunehmend Rohöl aus Kroatien zu importieren. Konkret geht es um Lieferungen vom Hafen im kroatischen Omisalj über die Adria-Pipeline ins ungarische Szazhalombatta und die slowakische Hauptstadt Bratislava. Allerdings wäre der Transport über die Adria-Pipeline doppelt so teuer wie die bisherigen Lieferungen über die Ukraine. Auch kann der Rohölbedarf Ungarns und der Slowakei aus Kapazitätsgründen nicht vollständig über die Adria-Pipeline gedeckt werden. Jährlich ließen sich hierüber höchstens 10,8 Millionen Tonnen Rohöl befördern. In der Raffinerie Szahahalombatta werden aber aktuell 8,1 Millionen Tonnen und in der Raffinerie Bratislava momentan 6,1 Millionen Tonnen jährlich verarbeitet.

Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen der ukrainischen und der ungarischen Regierung hat das Management des ungarischen Öl- und Gaskonzern Mol angekündigt, spätestens 2026 alle Verträge mit russischen Öllieferanten zu lösen. Mol, die Muttergesellschaft der slowakischen Slovnaft, intensiviert schon seit längerem die Zusammenarbeit mit kroatischen Unternehmen.

Zuletzt wurde im April 2024 ein Rahmenvertrag mit dem kroatischen Pipeline-Betreiber Janaf erneuert, wonach die Ungarn bis Ende dieses Jahres 2,2 Millionen Tonnen Rohöl abnehmen müssen, das zur Belieferung ungarischer und slowakischer Raffinerien vorgesehen ist. Seither wurden monatlich rund 500.000 Tonnen Rohöl nach Ungarn exportiert. 2023 hatten die beiden Unternehmen eine Jahreslieferung von 3,4 Millionen Tonnen Rohöl ausgehandelt. Davor importierte die ungarische Unternehmensgruppe jährlich rund 1,7 Millionen bis 2 Millionen Tonnen Rohöl aus Kroatien.
 

Karin Rogalska
© 2024 Energie & Management GmbH
Dienstag, 23.07.2024, 16:18 Uhr

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