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Enerige & Management > IT - Total darf großen Direktvermarkter Quadra Energy übernehmen
Quelle: Pixabay / Edgar Oliver
IT:
Total darf großen Direktvermarkter Quadra Energy übernehmen
Die EU hat den Erwerb des Grünenergie-Unternehmens Quadra durch Total durchgewunken. Quadra-Chef Krings spricht sich im E&M-Interview zudem für Konsequenzen aus einer Börsenpanne aus.
 
Der große deutsche Erneuerbaren-Direktvermarkter Quadra Energy spricht derzeit mit den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) und Behörden, ob die veröffentlichten Monatsmarktwerte vom Juni unverändert weitergelten sollen. Nach Ansicht von Quadra-Chef Thomas Krings waren sie am 25. Juni durch die Börsenpanne und Abkopplung Deutschlands in der Day-Ahead-Auktion nach oben getrieben worden.

Die Monatsmarktwerte sind Direktvermarktern ein üblicher Preis, den sie an die Anlagenbetreiber als ihre Kunden auszahlen. Er bildet sich aus den tatsächlichen treuhänderischen Spotmarkt-Erlösen der ÜNB mit gefördertem Ökostrom, bei einer Marktentkopplung gelten aber andere Regeln (Details siehe unten den veröffentlichten Auszug eines Interviews mit Thomas Krings, das in voller Länge am 1. September in der gedruckten E&M erscheint).

In dem E&M-Interview berichtet Krings zudem: Die EU hat die 2023 verkündete Übernahme von Quadra durch den französischen Konzern Total unbeanstandet gelassen. Brüssel habe das Fusionskontroll-Verfahren im April 2024 „ohne Auflagen“ abgeschlossen, sodass am 1. Mai der Erwerb abgeschlossen worden sei.

Quadra sei nun eine Tochter der Total Energies Renewables Deutschland, werde aber seinen Namen behalten, deutete Krings an: „Ein Rebranding ist kein Thema. Quadra Energy ist eine starke Marke im deutschen Erneuerbaren-Markt.“ In dem E&M-Gespräch nennt Krings die Synergien, die sich aus der Übernahme für beide Partner ergeben.
 
Thomas Krings
Quelle: Quadra Energy

E&M: Herr Krings, die Quadra Energy ist der größte deutsche Direktvermarkter von Ökostrom. Ist wegen der Mondpreise im Strom-Spot am 25. Juni wegen einer IT-Panne der Börse ein Schaden entstanden? 
Krings: Das volkswirtschaftliche Schadenspotenzial liegt sicher im signifikanten Millionenbereich. Während Verkäufer sich über die hohen Preise gefreut haben, werden Käufer eher Probleme mit den Preisen haben. Einige Energieversorger und Stadtwerke zum Beispiel waren gezwungen, für ihre Endkunden Strom zu diesen unsachgerecht hohen Preisen nachzukaufen. Unsere Kunden, die Erneuerbare-Anlagen-Betreiber, können damit relativ entspannt umgehen, denn für sie ist das Preisniveau an den Börsen durch den Ausgleich im Rahmen der EEG-Förderung letztendlich egal. Für uns Direktvermarkter ist das nicht so ganz einfach. Denn wir zahlen den Monatsmarktwert an sie aus. Und bei einem Decoupling ... 

E&M: ... der Trennung Deutschlands vom Ausland in der Day-ahead-Auktion wie eben am 25. Juni ... 
Krings: ... ist der Monatsmarktwert ein Korbpreis aus den Börsen Epex Spot, Exaa aus Österreich und Nord Pool Spot aus Skandinavien. Abhängig davon, an welchen Börsen nun der Strom tatsächlich von einem Direktvermarkter gehandelt wurde, entstehen nun unsachgemäße Gewinne oder Verluste. Die Epex Spot hat das Decoupling, soweit man das heute beurteilen kann, wahrscheinlich inhaltlich sachgerecht durchgeführt. Technische Probleme können immer auftreten, insofern ist ein Börsenbashing an dieser Stelle unangebracht. Aber ich hätte mir einen anderen Umgang mit dem Problem gewünscht. Gegebenenfalls hätte die Epex eine neue Auktion ansetzen oder die Auktion aussetzen können, vielleicht sogar müssen.
Jetzt muss eine Diskussion geführt werden, ob die Epex-Ergebnisse am 25. Juni zu den Monatsmarktwerten heranzuziehen sind. Ich bin mir da nicht sicher. War es höhere Gewalt? Wir sprechen darüber mit den Übertragungsnetzbetreibern und den entsprechenden Behörden. 

E&M: Der Day-ahead-Durchschnittspreis hat sich im Juni gegenüber dem Mai von gut 67 auf gut 84 Euro/MWh erhöht, die Marktwerte stiegen je nach grüner Technologie um 10 bis 17 Euro/MWh. Das kann doch nicht alles von dem einen Handelstag herrühren. 
Krings: Doch, letztendlich ist das wohl möglich. Der Durchschnittspreis über alle Lieferstunden an diesem Tag lag an der Epex bei circa 490 Euro pro MWh. Der Durchschnittspreis über den Monat mit den offiziellen Preisen lag bei circa 86 Euro pro MWh. Nimmt man für den 25. Juni nun ausschließlich die sachgerechten Preise aus den Auktionen der Exaa und Nordpool, liegt der Durchschnittspreis bei rund 73 Euro pro MWh, also rund 13 Euro pro MWh niedriger. Dieser eine Tag kann also zu solchen Verwerfungen bei den Monatsmarktwerten führen.

Im vollständigen Interview am 1. September geht Quadra-Chef Krings auch auf den Energiewende-Aspekt der Panne ein, darüber hinaus auf negative Stundenpreise, die Direktvermarktung kleinerer PV-Anlagen und ausgeförderte Anlagen. Gleichzeitig erscheint die E&M-Direktvermarktungs-Erhebung zum ersten Halbjahr 2024. Ob Quadra Nummer eins bleibt, ist der Redaktion noch nicht bekannt.

In der E&M vom 1. August handelt die Titelgeschichte − mit anderen Gesprächspartnern − und der Kommentar von der Börsenpanne.
 

Georg Eble
Redakteur
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Freitag, 19.07.2024, 15:00 Uhr

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