
Tür für Gespräche bleibt geöffnet: CFO Arina Freitag. Quelle: E&M / Volker Stephan
STROMNETZ:
Tennet schielt auf Infrastruktur-Milliarden des Bundes
Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet gibt sich abwartend, ob er das Deutschland-Geschäft durch den von Union und SPD forcierten Infrastruktur-Topf doch noch abstoßen kann.
Als einen der „Tiefpunkte“ des Geschäftsjahrs 2024 empfindet Tennets Finanzchefin es, dass die Gespräche mit der Bundesregierung
über eine Übernahme des Deutschland-Geschäfts im Juni gescheitert waren. Die Tür sei für den deutschen Staat aber weiter offen,
so Arina Freitag am 6. März 2025 bei der Bilanzpressekonferenz.
„Wir sind bereit für einen neuen Anlauf der Gespräche“, sagte Arina Freitag. Sie bezog sich damit auf die Frage, welchen Spielraum der diskutierte Infrastruktur-Investitionstopf dem niederländischen Staatsunternehmen eröffne. Union und SPD wollen in den kommenden Jahren 500 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um diverse Entwicklungen in Deutschland anzustoßen.
Tennets CFO nannte das Infrastrukturpaket eine „gute Entwicklung“. Es sei allerdings „hypothetisch“, ob die kommende Regierung mit einem Teil des – parlamentarisch noch nicht bewilligten – Geldes doch noch Tennet Deutschland übernimmt. Von einem neuen Interesse der Bundesrepublik wolle Tennet sich gleichwohl nicht „abhängig machen“ und weiter nach alternativen Lösungen suchen.
Investitionsbedarf in Deutschland bis 2034 bei 110 Milliarden Euro
Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass die niederländische Tennet Holding sich aufgrund der erheblichen Ausgaben für den Netzausbau in Deutschland von den Aktivitäten beim Nachbarn im Osten trennen will. Dafür hat Tennet seit Januar die Geschäftstätigkeit offiziell in zwei eigenständige Töchter für das niederländische und deutsche Geschäft getrennt.
In 2025 soll laut Arina Freitag die Entscheidung für eine Langzeit-Finanzierung des deutschen Arms fallen. In der Diskussion sind entweder ein Börsengang oder aber der Einstieg eines Konsortiums. In letzterem Fall sei es wahrscheinlicher, so die Finanzchefin, dass eine Gruppe von Investoren bei Tennet Deutschland einsteige. An die Übernahme durch nur einen Akteur glaubt sie damit nicht.
Denn es geht um viel Geld. Tennet hat die Investitionskosten bis 2034 noch einmal neu kalkuliert und kommt nun auf einen Finanzierungsbedarf in Höhe von 200 Milliarden Euro. Davon entfallen 110 Milliarden Euro (oder 55 Prozent) auf die Netze in Deutschland. 60 Prozent der Ausgaben in Deutschland seien für Landverbindungen, 40 Prozent für die Verkabelung von Meereswindparks vorgesehen.
In Bonn um höheren Eigenkapitalzins ringen
Tennets CEO Manon van Beek betonte, alle begonnenen Projekte bis 2035 – also auch die Anbindung aller Meereswindparks – seien mit diesem Investitionsplan sicher. Die Aufgabe ihres Unternehmens sei es, Netze zu „bauen, bauen, bauen“. Das sei Tennets Beitrag, die europäische Industrie im Kampf gegen die aktuell zu hohen Energiepreise zu unterstützen und sie wettbewerbsfähig zu halten.
Tennet versucht im aktuellen Geschäftsbericht den Spagat. Das Unternehmen will den Deutschland-Zweig möglichst attraktiv darstellen, um Käufer zu finden. Daher war es Arina Freitag wichtig zu betonen, dass Tennet „stark und gesund“ sei. Gleichwohl sind die Zahlen leicht rückläufig, und neue Darlehen des niederländischen Staates sichern die Investitionen bis Ende 2026 ab. Dies sind allein 44 Milliarden Euro, die Tennet zu „marktüblichen“ Konditionen in Anspruch nehmen kann.
Auch bleibt der Übertragungsnetzbetreiber deswegen robust, weil die Niederlande signalisiert haben, 2024 und 2025 keine Dividende zu verlangen. So stehen 2024 am Ende um rund 800.000 Euro gesunkene Erlöse (nun: 8,43 Milliarden Euro) zu Buche. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) sank um 70 Millionen Euro auf 1,75 Milliarden Euro. Rauf ging es bei den Investitionen: Sie betrugen mehr als 10 Milliarden Euro und damit fast 3 Milliarden Euro mehr als 2023.
Für die Entwicklung im vergangenen Geschäftsjahr macht Tennet vor allem gesunkene Energiepreise verantwortlich. Insgesamt fielen auch die Ausgaben für Stabilisierungsmaßnahmen im deutschen Netz, was sich auf den Umsatz auswirkte. So sanken die Redispatch-Kosten deutlich auf 2,6 Milliarden Euro. Dies sei einerseits das Ergebnis niedriger Strommarktpreise. Andererseits führten neu angeschlossene Leitungen an Land dazu, dass Tennet weniger Ökokraftwerke abregeln musste.
Nicht ganz glücklich ist Tennet auch mit einer anderen Entwicklung in Deutschland. Der Eigenkapitalzins, also die Verzinsung des eingesetzten Kapitals, sei zu niedrig. In Gesprächen mit der Bundesnetzagentur, dem Regulierer des Zinssatzes, wolle Tennet das „Feedback von Investoren“ an die Bonner Behörde weiterleiten, so Arina Freitag. Der Satz müsse sich stärker am Markt orientieren, also höher liegen, damit auch Tennet attraktiver für private Geldgeber werden könne.
„Wir sind bereit für einen neuen Anlauf der Gespräche“, sagte Arina Freitag. Sie bezog sich damit auf die Frage, welchen Spielraum der diskutierte Infrastruktur-Investitionstopf dem niederländischen Staatsunternehmen eröffne. Union und SPD wollen in den kommenden Jahren 500 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um diverse Entwicklungen in Deutschland anzustoßen.
Tennets CFO nannte das Infrastrukturpaket eine „gute Entwicklung“. Es sei allerdings „hypothetisch“, ob die kommende Regierung mit einem Teil des – parlamentarisch noch nicht bewilligten – Geldes doch noch Tennet Deutschland übernimmt. Von einem neuen Interesse der Bundesrepublik wolle Tennet sich gleichwohl nicht „abhängig machen“ und weiter nach alternativen Lösungen suchen.
Investitionsbedarf in Deutschland bis 2034 bei 110 Milliarden Euro
Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass die niederländische Tennet Holding sich aufgrund der erheblichen Ausgaben für den Netzausbau in Deutschland von den Aktivitäten beim Nachbarn im Osten trennen will. Dafür hat Tennet seit Januar die Geschäftstätigkeit offiziell in zwei eigenständige Töchter für das niederländische und deutsche Geschäft getrennt.
In 2025 soll laut Arina Freitag die Entscheidung für eine Langzeit-Finanzierung des deutschen Arms fallen. In der Diskussion sind entweder ein Börsengang oder aber der Einstieg eines Konsortiums. In letzterem Fall sei es wahrscheinlicher, so die Finanzchefin, dass eine Gruppe von Investoren bei Tennet Deutschland einsteige. An die Übernahme durch nur einen Akteur glaubt sie damit nicht.
Denn es geht um viel Geld. Tennet hat die Investitionskosten bis 2034 noch einmal neu kalkuliert und kommt nun auf einen Finanzierungsbedarf in Höhe von 200 Milliarden Euro. Davon entfallen 110 Milliarden Euro (oder 55 Prozent) auf die Netze in Deutschland. 60 Prozent der Ausgaben in Deutschland seien für Landverbindungen, 40 Prozent für die Verkabelung von Meereswindparks vorgesehen.
In Bonn um höheren Eigenkapitalzins ringen
Tennets CEO Manon van Beek betonte, alle begonnenen Projekte bis 2035 – also auch die Anbindung aller Meereswindparks – seien mit diesem Investitionsplan sicher. Die Aufgabe ihres Unternehmens sei es, Netze zu „bauen, bauen, bauen“. Das sei Tennets Beitrag, die europäische Industrie im Kampf gegen die aktuell zu hohen Energiepreise zu unterstützen und sie wettbewerbsfähig zu halten.
Tennet versucht im aktuellen Geschäftsbericht den Spagat. Das Unternehmen will den Deutschland-Zweig möglichst attraktiv darstellen, um Käufer zu finden. Daher war es Arina Freitag wichtig zu betonen, dass Tennet „stark und gesund“ sei. Gleichwohl sind die Zahlen leicht rückläufig, und neue Darlehen des niederländischen Staates sichern die Investitionen bis Ende 2026 ab. Dies sind allein 44 Milliarden Euro, die Tennet zu „marktüblichen“ Konditionen in Anspruch nehmen kann.
Auch bleibt der Übertragungsnetzbetreiber deswegen robust, weil die Niederlande signalisiert haben, 2024 und 2025 keine Dividende zu verlangen. So stehen 2024 am Ende um rund 800.000 Euro gesunkene Erlöse (nun: 8,43 Milliarden Euro) zu Buche. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) sank um 70 Millionen Euro auf 1,75 Milliarden Euro. Rauf ging es bei den Investitionen: Sie betrugen mehr als 10 Milliarden Euro und damit fast 3 Milliarden Euro mehr als 2023.
Für die Entwicklung im vergangenen Geschäftsjahr macht Tennet vor allem gesunkene Energiepreise verantwortlich. Insgesamt fielen auch die Ausgaben für Stabilisierungsmaßnahmen im deutschen Netz, was sich auf den Umsatz auswirkte. So sanken die Redispatch-Kosten deutlich auf 2,6 Milliarden Euro. Dies sei einerseits das Ergebnis niedriger Strommarktpreise. Andererseits führten neu angeschlossene Leitungen an Land dazu, dass Tennet weniger Ökokraftwerke abregeln musste.
Nicht ganz glücklich ist Tennet auch mit einer anderen Entwicklung in Deutschland. Der Eigenkapitalzins, also die Verzinsung des eingesetzten Kapitals, sei zu niedrig. In Gesprächen mit der Bundesnetzagentur, dem Regulierer des Zinssatzes, wolle Tennet das „Feedback von Investoren“ an die Bonner Behörde weiterleiten, so Arina Freitag. Der Satz müsse sich stärker am Markt orientieren, also höher liegen, damit auch Tennet attraktiver für private Geldgeber werden könne.
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 06.03.2025, 15:21 Uhr
Donnerstag, 06.03.2025, 15:21 Uhr
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