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STUDIEN:
Szenarien für den Gas-Mix der Zukunft
Welchen Stellenwert sollten Gase künftig in der Energieversorgung haben? Eine neue Studie sieht durch sie die Widerstandsfähigkeit der grünen Wende gesichert.
 
Verschiedene Szenarien, ein Ergebnis: Eine Energiewende, die kohlenstoffarme und erneuerbare Gase einschließt, „ist wahrscheinlich widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks und einer potenziell höheren Endnachfrage“. Denn: „Gase ermöglichen die Integration des europäischen Energiesystems in die globalen Märkte, die Flexibilität bei der Beschaffung kohlenstoffarmer Brennstoffe bieten.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Frontiers Economics.

Auf 110-Seiten hat die Organisation verschiedene Szenarien der Energiewende durchgespielt. Am teuersten wird der grüne Schwenk demnach bei hohem Elektrifizierungsgrad. Mindestens 550 Milliarden kostet die Energiewende bis zum Jahr 2050 im Szenario „Hohe Elektrifizierung“ mehr als im Basisszenario der Experten. Als Hauptgründe nennen sie die Investitionen für Isolierung und Heizgeräte im Haushalts- und Gebäudesektor sowie höhere Kosten im Verkehrssektor. Noch nicht berücksichtigt sind dabei die steigenden Aufwendungen für das Verteilnetz. In einem Basisszenario kommen die Studienautoren zu dem Ergebnis, dass der Gasverbrauch in „Endnachfragesektoren“ bis 2050 um 15 Prozent im Vergleich zu 2019 steigt. Und dies selbst „wenn optimistische Annahmen über die Entwicklung der Energieeffizienz und den technologischen Wandel hin zur Elektrifizierung zugrunde gelegt werden“, wie es heißt.

Wasserstoff wird zweitgrößter Energieträger

Erdgas werde schrittweise durch erneuerbare und kohlenstoffarme Gase ersetzt. Bei weniger optimistischen Annahmen hinsichtlich der Elektrifizierung und Energieeffizienz nimmt der Verbrauch von Methan und Wasserstoff sogar um 36 Prozent zu. Der Anteil der Gase an der Endenergienachfrage wächst in dem Szenario von 22 Prozent im Jahr 2019 auf 37 Prozent im Jahr 2050. Wasserstoff stelle dann den zweitgrößten Energieträger in der Endenergienachfrage dar.

Das Wachstum der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien übersteigt im Basiszenario die bisherigen Wachstumsraten um den Faktor 3. „Um diese Mengen in das System zu integrieren, ist ein schneller Hochlauf der Stromumwandlungstechnologien (Power-to-X, PtX) und insbesondere Power-to-Hydrogen (PtH2) erforderlich“, so die Autoren.

Die erforderlichen Elektrolyseur-Kapazitäten taxieren sie auf 360.000 bis 475.000 MW im Jahr 2050, verglichen mit 80 MW, die 2022 in Europa installiert waren. Daneben ergänzen Biomethan, fossiles Methan und kohlenstoffarmer Wasserstoff auf Methanbasis den „optimalen Gas-Versorgungsmix“ bis 2050. 
Im Basisszenario bei hoher Verfügbarkeit erneuerbarer Gase tragen gasförmige Brennstoffe im Jahr 2050 18 Prozent (1.900 Milliarden kWh) zur Primärenergieversorgung bei, so die Modellrechnung. Davon basierten 73 Prozent auf Methan in Form von Erdgas oder importiertem blauem Wasserstoff. Erdgas werde überwiegend zur inländischen Produktion von blauem Wasserstoff oder in geringerem Maße als Brennstoff für den Elektrizitätssektor und zur Deckung der Endverbrauchernachfrage verwendet.

Biomethan sehen die Experten als Schlüssel zum Ersatz von Erdgas bei der Methannachfrage. Im Basisszenario macht es 30 Prozent des Gasmixes aus. In Verbindung mit der Kohlenstoffabscheidung führt die Methanisierung zu erheblichen negativen Emissionen durch die Beseitigung von Kohlendioxid in Höhe von fast 130 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2050, meinen sie.

Ihr Fazit: „Unsere Studie zeigt, dass Investitionen in erneuerbare Energien und kohlenstoffarme Gase so bald wie möglich beschleunigt werden müssen, um (noch) schwierigere und kostspieligere Situationen in der Zukunft zu vermeiden. Insbesondere kurz- bis mittelfristig (2030 bis 2040) könnten sich die Klimaziele sonst als unerreichbar erweisen oder auf unausgereiften und unsicheren Technologien beruhen.“

Die Studie  und eine siebenseitige Zusammenfassung stehen auf Englisch im Internet bereit.
 

Manfred Fischer
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Montag, 18.11.2024, 17:17 Uhr

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