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Enerige & Management > F&E - Südlink-Feldstudie zeigt keine Ernteeinbußen
Verlegung von Erdkabeln. Quelle: Tennet
F&E:
Südlink-Feldstudie zeigt keine Ernteeinbußen
Ein Projekt der Universität Hohenheim und Transnet BW zeigt: Erdkabel mindern die landwirtschaftlichen Ernteerträge nicht, werden beim Bau bestimmte Regeln beachtet.
 
Ob Stromtrassen unter der Erde den Ertrag von Getreide, Mais oder Raps mindern, war bislang unklar. Ein Forschungsprojekt der Universität Hohenheim in Stuttgart und des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW liefert nun Zwischenergebnisse. Die Auswertung zeigt, dass landwirtschaftliche Flächen trotz Erdkabeln weiterhin produktiv genutzt werden können – vorausgesetzt, die Bauarbeiten erfolgen fachgerecht.

Das Projekt trägt den Namen „CHARGE“. Dabei handelt es sich nicht um ein klassisches Akronym, der Name leitet sich ab von „Felduntersuchung zum Einfluss von Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungserdkabeln auf Böden und landwirtschaftliche Kulturpflanzen“.

Forschung ist an Südlink gekoppelt

Im Rahmen dieses Projektes untersuchen die Wissenschaftler seit 2021, wie sich 525-kV-Gleichstromkabel auf Bodenstruktur, Temperatur und Feuchtigkeit auswirken. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg unterstützt das Vorhaben mit knapp 1,3 Millionen Euro. Die Forschung läuft bis 2026 und ist eng an das Vorhaben Südlink (siehe Infobox unten) gekoppelt.

Für die Untersuchung legten die Wissenschaftler an vier Standorten in Baden-Württemberg und Bayern Versuchsflächen an. Dort simulierten beheizbare Stahlrohre den Wärmeeintrag künftiger Kabel, während Kontrollgräben nur ausgehoben und wieder verfüllt wurden. Über vier Jahre erfassten Sensoren Bodentemperatur und -feuchte in bis zu 1,25 Metern Tiefe. Parallel bewirtschafteten Landwirte die Flächen in üblicher Fruchtfolge, mit Weizen, Gerste, Dinkel, Raps und Mais.

Die Forschenden stellten fest, dass Bau und Betrieb zwar die Bodenstruktur beeinflussen, jedoch keine Einbußen bei den landwirtschaftlichen Erträgen verursachen. Nach Angaben von Jonas Trenz, Doktorand am Fachgebiet Pflanzenbau der Universität Hohenheim, kann eine Verdichtung des Bodens durch schweres Gerät entstehen. Entscheidend sei daher die Bauweise: Bodenschichten müssten beim Ausheben getrennt gelagert und fachgerecht wieder eingebracht werden. Auch Arbeiten auf nassen Böden sollten vermieden werden, um Verdichtungen zu verhindern.

Bodenerwärmung vor allem direkt am Kabel

Die Temperaturmessungen zeigten, dass sich der Boden direkt am Kabel auf 14 bis 16 Grad Celsius erwärmt. In 15 Zentimetern Tiefe stieg die Temperatur dagegen nur um 1 bis 3 Grad Celsius. Mit zunehmendem Abstand nahm der Effekt rasch ab. Laut Joachim Ingwersen vom Fachgebiet Biogeophysik der Universität Hohenheim sei bereits in vier Metern Entfernung keine Erwärmung mehr messbar gewesen.

Die Auswertung der landwirtschaftlichen Erträge zeigte keine Einbußen, wie es weiter seitens der Stuttgarter heißt. Teilweise hätten sich sogar Vorteile ergeben: So wuchsen auf flachgründigen oder steinigen Böden die Kulturen kräftiger und lieferten höhere Erträge. Nach Einschätzung von Prof. Dr. Simone Graeff-Hönninger, Leiterin des Fachgebiets Pflanzenbau, hängt der Effekt allerdings stark vom Standort und der Kulturart ab.

Die Forschenden betonen, dass sich ihre Ergebnisse noch nicht eindeutig einzelnen Ursachen zuordnen lassen. Sie wollen die Daten künftig in Pflanzenwachstumsmodelle integrieren, um die Erkenntnisse auf andere Regionen übertragen zu können. Ziel sei es, bodenschonende Bauweisen weiterzuentwickeln und die nachhaltige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen auch bei künftigen Netzausbauprojekten zu sichern.

Mit Blick auf die Energiewende sehen die Wissenschaftler der Universität Hohenheim die besondere Bedeutung ihres Projektes: Da die Flächen für Südlink im Eigentum der Landwirte bleiben, sei es zentral, dass die Bewirtschaftung ohne Einbußen weiterlaufe, teilen sie mit.

Südlink im Überblick

Südlink ist eine insgesamt rund 700 Kilometer langes Gleichstrom-Erdtrasse. Mit einer Übertragungskapazität von 4.000 MW – vergleichbar mit der Leistung von etwa vier Atomkraftwerken – soll die Verbindung Strom für etwa 10 Millionen Haushalte bereitstellen. Geplant ist, Windstrom aus Norddeutschland in die südlichen Verbrauchszentren zu transportieren und Photovoltaik-Strom in die Gegenrichtung zu leiten.

Das Projekt wird von den Übertragungsnetzbetreibern Transnet BW und Tennet getragen, wobei Transnet BW den südlichen Abschnitt samt Konverter in Baden-Württemberg verantwortet und Tennet für den nördlichen Teil sowie die Konverter in Schleswig-Holstein und Bayern zuständig ist. Die Baukosten geben die Partner mit etwa 10 Milliarden Euro an. Die Fertigstellung ist bis Ende 2028 vorgesehen. 
 

Davina Spohn
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