Quelle: Fotolia / alphaspirit
F&E:
Studie warnt vor Rückschlägen im Wasserstoffsystem
Hohe Kosten, fehlende Fachkräfte und politische Unsicherheit bremsen den Aufbau eines Wasserstoffökosystems in Baden-Württemberg. Welche Faktoren besonders kritisch sind.
Ein neues Whitepaper des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) in Karlsruhe untersucht,
warum der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg ins Stocken geraten ist. Laut Fraunhofer ISI seien die in Baden-Württemberg identifizierten Hemmfaktoren und Handlungsempfehlungen auch für andere
Regionen in Deutschland relevant, die ebenfalls ein Wasserstoffökosystem aufbauen wollen.
Die Karlsruher Analyse ist Teil des vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Projekts „H2-Companion“ und beruht auf qualitativen und quantitativen Erhebungen in den Modellregionen „H2-Wandel“ und „H2 GeNeSiS“. In Heilbronn-Franken (H2-Wandel) und Stuttgart (H2 GeNeSiS) werden konkrete Anwendungen von Wasserstofftechnologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette erprobt. .
Laut Fraunhofer ISI haben die Forschenden zentrale Hemmfaktoren identifiziert: Wissens-, Kosten-, Markt- und institutionelle Faktoren. Diese wirken auf unterschiedlichen Ebenen, behindern sich teils gegenseitig und verlangsamen so den Fortschritt beim Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft.
Mangel an Know-how und Fachkräften
Ein zentrales Problem liegt laut den Wissenschaftlern im Bereich Wissen und Qualifikation. Das Fraunhofer ISI nennt insbesondere fehlende Fachkräfte sowie Defizite im Wissen über Wasserstofftechnologien. Diese Wissenslücken erschwerten die Umsetzung geplanter Projekte. Zudem mangele es vielerorts an systematischer Weiterbildung und praxisnaher Ausbildung.

Als zweite Hürde beschreibt die Studie wirtschaftliche Faktoren: Hohe Investitionskosten, geringe private Investitionsbereitschaft und eine unzureichende öffentliche Förderung verringern laut Fraunhofer ISI die Attraktivität von Wasserstoffprojekten. Hinzu kommen unsichere Marktbedingungen: Noch ist die regionale Nachfrage gering, und langfristige Abnahmeverträge fehlen häufig. Dadurch fehlen Anreize, Produktions- und Vertriebsstrukturen weiter auszubauen.
Die Forschenden warnen zudem vor politischen Risiken. Änderungen von Förderprogrammen oder Zielvorgaben können Vertrauen zerstören und Investitionen verzögern. Als Beispiel nennt das Institut das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Umwidmung von Mitteln im Klima- und Transformationsfonds. Der plötzliche Wegfall von Fördergeldern habe insbesondere in der Industrie zu Verunsicherung geführt.
Auch das „Verbrenner-Aus“ habe in der Branche Zweifel an der politischen Verlässlichkeit geweckt, heißt es in der Untersuchung. Hauptautor Lukas Weymann betont, die Akteure im Ländle benötigten klare und stabile politische Leitplanken. Nur so lasse sich die Planungssicherheit erreichen, die für Investitionen in neue Technologien notwendig sei.
Neben Förderprogrammen und klaren Strategien seien laut Fraunhofer ISI auch Maßnahmen zur gesellschaftlichen Akzeptanz wichtig. Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerbeteiligung und Bildung könnten helfen, Vertrauen in die Wasserstofftechnologie aufzubauen und Hemmschwellen abzubauen.
Lehren aus früheren Technologieentwicklungen
Das Whitepaper zieht Parallelen zu früheren Technologien. So erinnert das Fraunhofer ISI daran, dass Deutschland einst eine führende Rolle in der Solar- und Batteriezellindustrie innehatte, diese jedoch aufgrund unklarer Rahmenbedingungen und fehlender Marktstützung verloren hat. Eine ähnliche Entwicklung gelte es beim Wasserstoff unbedingt zu vermeiden.
Um den Aufbau des Wasserstoffökosystems zu beschleunigen, empfiehlt das Fraunhofer ISI der Politik, stabile Übergangsregelungen zu formulieren und Marktmechanismen gezielt zu fördern. Dazu gehöre etwa eine mittelfristige Unterstützung von Wasserstoffanwendungen mit geringerem CO2-Fußabdruck, um die Technologie wettbewerbsfähig zu machen.
Das Institut fordert, dass Modellregionen stärker als Lernräume verstanden werden, aus denen politische und wirtschaftliche Schlüsse gezogen werden. Die Erkenntnisse aus Baden-Württemberg könnten laut Fraunhofer ISI auch anderen Bundesländern helfen, ihre Strategien für eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft zu verbessern.
Trotz aller Herausforderungen sehen die Forschenden das Potenzial des Energieträgers weiterhin als hoch an. Wasserstoff werde in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der Energie- und Industriepolitik spielen – vorausgesetzt, die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nutzen die derzeitige Phase, um stabile Strukturen und Vertrauen aufzubauen.
Das 54-seitige Whitepaper „Hemmnisse beim Aufbau eines regionalen Wasserstoffökosystems“ ist über die Internetseite des Fraunhofer ISI downloadbar.
Die Karlsruher Analyse ist Teil des vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Projekts „H2-Companion“ und beruht auf qualitativen und quantitativen Erhebungen in den Modellregionen „H2-Wandel“ und „H2 GeNeSiS“. In Heilbronn-Franken (H2-Wandel) und Stuttgart (H2 GeNeSiS) werden konkrete Anwendungen von Wasserstofftechnologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette erprobt. .
Laut Fraunhofer ISI haben die Forschenden zentrale Hemmfaktoren identifiziert: Wissens-, Kosten-, Markt- und institutionelle Faktoren. Diese wirken auf unterschiedlichen Ebenen, behindern sich teils gegenseitig und verlangsamen so den Fortschritt beim Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft.
Mangel an Know-how und Fachkräften
Ein zentrales Problem liegt laut den Wissenschaftlern im Bereich Wissen und Qualifikation. Das Fraunhofer ISI nennt insbesondere fehlende Fachkräfte sowie Defizite im Wissen über Wasserstofftechnologien. Diese Wissenslücken erschwerten die Umsetzung geplanter Projekte. Zudem mangele es vielerorts an systematischer Weiterbildung und praxisnaher Ausbildung.

Whitepaper „Hemmnisse beim Aufbau eines regionalen Wasserstoffökosystems“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: Fraunhofer ISI
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: Fraunhofer ISI
Als zweite Hürde beschreibt die Studie wirtschaftliche Faktoren: Hohe Investitionskosten, geringe private Investitionsbereitschaft und eine unzureichende öffentliche Förderung verringern laut Fraunhofer ISI die Attraktivität von Wasserstoffprojekten. Hinzu kommen unsichere Marktbedingungen: Noch ist die regionale Nachfrage gering, und langfristige Abnahmeverträge fehlen häufig. Dadurch fehlen Anreize, Produktions- und Vertriebsstrukturen weiter auszubauen.
Die Forschenden warnen zudem vor politischen Risiken. Änderungen von Förderprogrammen oder Zielvorgaben können Vertrauen zerstören und Investitionen verzögern. Als Beispiel nennt das Institut das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Umwidmung von Mitteln im Klima- und Transformationsfonds. Der plötzliche Wegfall von Fördergeldern habe insbesondere in der Industrie zu Verunsicherung geführt.
Auch das „Verbrenner-Aus“ habe in der Branche Zweifel an der politischen Verlässlichkeit geweckt, heißt es in der Untersuchung. Hauptautor Lukas Weymann betont, die Akteure im Ländle benötigten klare und stabile politische Leitplanken. Nur so lasse sich die Planungssicherheit erreichen, die für Investitionen in neue Technologien notwendig sei.
Neben Förderprogrammen und klaren Strategien seien laut Fraunhofer ISI auch Maßnahmen zur gesellschaftlichen Akzeptanz wichtig. Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerbeteiligung und Bildung könnten helfen, Vertrauen in die Wasserstofftechnologie aufzubauen und Hemmschwellen abzubauen.
Lehren aus früheren Technologieentwicklungen
Das Whitepaper zieht Parallelen zu früheren Technologien. So erinnert das Fraunhofer ISI daran, dass Deutschland einst eine führende Rolle in der Solar- und Batteriezellindustrie innehatte, diese jedoch aufgrund unklarer Rahmenbedingungen und fehlender Marktstützung verloren hat. Eine ähnliche Entwicklung gelte es beim Wasserstoff unbedingt zu vermeiden.
Um den Aufbau des Wasserstoffökosystems zu beschleunigen, empfiehlt das Fraunhofer ISI der Politik, stabile Übergangsregelungen zu formulieren und Marktmechanismen gezielt zu fördern. Dazu gehöre etwa eine mittelfristige Unterstützung von Wasserstoffanwendungen mit geringerem CO2-Fußabdruck, um die Technologie wettbewerbsfähig zu machen.
Das Institut fordert, dass Modellregionen stärker als Lernräume verstanden werden, aus denen politische und wirtschaftliche Schlüsse gezogen werden. Die Erkenntnisse aus Baden-Württemberg könnten laut Fraunhofer ISI auch anderen Bundesländern helfen, ihre Strategien für eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft zu verbessern.
Trotz aller Herausforderungen sehen die Forschenden das Potenzial des Energieträgers weiterhin als hoch an. Wasserstoff werde in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der Energie- und Industriepolitik spielen – vorausgesetzt, die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nutzen die derzeitige Phase, um stabile Strukturen und Vertrauen aufzubauen.
Das 54-seitige Whitepaper „Hemmnisse beim Aufbau eines regionalen Wasserstoffökosystems“ ist über die Internetseite des Fraunhofer ISI downloadbar.
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 13.10.2025, 12:48 Uhr
Montag, 13.10.2025, 12:48 Uhr
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