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Enerige & Management > Wasserstoff - Studie sieht Regelungsbedarf für Wasserstofftankstellen
Quelle: Shutterstock / Alexander Kirch
WASSERSTOFF:
Studie sieht Regelungsbedarf für Wasserstofftankstellen
Der Aufbau eines flächendeckenden Wasserstoff-Tankstellennetzes stockt. Laut einer Studie der NOW GmbH fehlen verbindliche technische und rechtliche Standards für Planung und Betrieb.
 
Der Hochlauf der Wasserstoffmobilität steht und fällt mit der Tankstelleninfrastruktur, wie die bundeseigene „Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“ − kurz NOW GmbH − betont. In einer am 8. November veröffentlichten Studie kommt die in Berlin ansässige Organisation zu dem Schluss, dass der Aufbau eines flächendeckenden Wasserstoff-Tankstellennetzes derzeit an unklaren Vorschriften und fehlenden Normen ausgebremst wird.

In ihrer Studie mit dem Titel „Regulatorik: Status quo und Entwicklungsbedarf“ untersuchen die Analysten, welche rechtlichen, normativen und sicherheitsbezogenen Anforderungen für Wasserstofftankstellen derzeit gelten. Unter die Lupe genommen wurden dabei drei Betankungstechnologien:
  • gasförmiger Wasserstoff (GH2) für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge,
  • kryo-komprimierter Wasserstoff (CcH2). Dieser Wasserstoff ist stark abgekühlt (von -240 bis -253 Grad Celsius) und gleichzeitig auf bis zu 350 bar verdichtet. Dadurch kann bei gleichem Tankvolumen mehr Wasserstoff gespeichert werden als bei GH2 – ein Vorteil insbesondere für Lkw und Busse, die hohe Energiemengen benötigen.
  • flüssiger Wasserstoff (sLH2), der auf über -253 Grad Celsius gekühlt wird und vor allem im Schwerlastverkehr, in der Luftfahrt und Schifffahrt zum Einsatz kommt. Für Pkw ist die Technologie wegen der aufwendigen Kühlung ungeeignet.
Im Fokus stellte die NOW GmbH bei ihrer Analyse die Tankstellen selbst, die Fahrzeugtanks von Nutzfahrzeugen sowie die Schnittstellen zwischen beiden Systemen.
 
Studie „Regulatorik: Status quo und Entwicklungsbedarf“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: NOW GmbH

Laut der NOW GmbH existieren zwar bereits zahlreiche Vorschriften und Normen, sie reichen jedoch nicht aus, um ein europaweit sicheres und interoperables Tankstellennetz aufzubauen. Nationale Besonderheiten und unterschiedliche Zuständigkeiten würden Genehmigungsverfahren erheblich verzögern. Zudem seien technische Standards oft uneinheitlich und teilweise veraltet. Laut der Gesellschaft unterscheiden sich etwa die Vorschriften zur Druckprüfung von Wasserstofftanks zwischen den Bundesländern.

Auch die europäischen Normen für Kryo- und Hochdrucksysteme stammen zum Teil noch aus der Frühphase der Technologieentwicklung und bilden den aktuellen Stand der Technik nicht ab. So verweist die Studie darauf, dass europäische Normen wie die ISO 19880-1 bislang nur gasförmige Betankungssysteme abdecken. Für neuere Technologien mit kryo-komprimiertem oder flüssigem Wasserstoff fehlen hingegen einheitliche Sicherheitsstandards.

Einheitliche Regeln nicht als Bürokratie verstehen

In ihrer Schlussbetrachtung betont die NOW, dass Regulierung und Standardisierung als Grundlage für den Markthochlauf zu verstehen sind – nicht als bürokratische Hürde. Ohne einheitliche Regeln drohten Verzögerungen, Unsicherheiten für Investoren und eine Zersplitterung der europäischen Tankstellenlandschaft.

Die Autoren der Studie fordern ein koordiniertes Vorgehen von Industrie, Normungsgremien, Forschung und Behörden. Nur so könne der Aufbau von Wasserstofftankstellen effizienter gestaltet und die Sicherheit der Anlagen gewährleistet werden. Als vorrangig nennen sie die Vereinheitlichung von Prüfverfahren, die Harmonisierung europäischer Normen und die Integration neuer Technologien wie Kryotanks oder automatisierte Betankungssysteme.

Dagmar Fehler, Geschäftsführerin und Sprecherin der NOW GmbH, erklärt: „Für den Markthochlauf von Wasserstoff ist nicht nur die Technologie entscheidend, sondern auch ein klarer regulatorischer Rahmen.“

Begleitend zur Veröffentlichung hat die NOW GmbH ihr Online-Portal zum Thema Regulierung von Wasserstofftankstellen überarbeitet. Das Portal bündelt Fachinformationen zu Sicherheit, Komponenten, Metrologie und Betankungssystemen und bietet direkten Zugang zu relevanten Dokumenten und Regelwerken.

Die NOW GmbH berät die Bundesregierung seit 2008 bei der Umsetzung ihrer klima- und industriepolitischen Ziele. Sie erarbeitet und begleitet Förderprogramme für Wasserstoff, Brennstoffzellen, Batterien und alternative Kraftstoffe. Der Fokus liegt auf dem Aufbau einer sicheren und standardisierten Tankstelleninfrastruktur für Pkw und Nutzfahrzeuge.

Die 81-seitige Studie „Regulatorik: Status quo und Entwicklungsbedarf“  ist über die Internetseite der NOW GmbH downloadbar.
 

Davina Spohn
Redakteurin
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