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Enerige & Management > Wärmenetz - Studie rät zu Umlage oder Abgabe für den Fernwärmeausbau
Quelle: Shutterstock / Richard Bradford
WÄRMENETZ:
Studie rät zu Umlage oder Abgabe für den Fernwärmeausbau
Prognos hat im Verbandsauftrag den finanziellen Bedarf für den Ausbau der Fernwärme erneut untersucht. Die Kosten steigen seit 2020 deutlich an.
 
Seit dem Jahr 2020 hat sich der Investitionsbedarf für die Fernwärme erheblich erhöht. Das ist das Fazit einer Studie der Unternehmensberatung Prognos für den Effizienzverband für Wärme, Kälte und KWK (AGFW) und den Verband kommunaler Unternehmen (VKU). „Im Vergleich zur ursprünglichen Studie erhöht sich der Investitionsbedarf bis 2030 um 10,6 Milliarden Euro“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Verbände.

Die notwendigen Investitionen summierten sich aktuell bis zum Jahr 2030 auf 43,5 Milliarden Euro oder jährlich etwa 6,2 Milliarden Euro, heißt es in der Neuauflage der Prognos-Studie „Perspektive der Fernwärme“. Vor vier Jahren kamen die Forschenden noch auf 32,9 Milliarden Euro. „Die Ergebnisse machen weiterhin sichtbar, dass sich die gestiegenen Baukosten auch bei den für die Fernwärme anstehenden Investitionen deutlich auswirken“, so das Fazit in der Studie 2024.

Nach dem Willen der Politik soll bis 2030 der Anteil der Fernwärme aus erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme auf 50 Prozent erhöht werden. Mindestens 100.000 Gebäude pro Jahr sollen neu an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Damit will der Bund bis 2030 die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 65 Prozent reduzieren. Bis 2045 will Deutschland komplett klimaneutral wirtschaften.

Von den nun ermittelten 43,5 Milliarden Euro Gesamtkosten entfallen knapp 60 Prozent der Investitionen auf den Ausbau und die Erweiterung von Wärmenetzen, heißt es in der Studie weiter. Die übrigen 40 Prozent entfallen auf Investitionen in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Wärme. Hinzu kommt noch die Einbindung von „unvermeidbarer Abwärme“ aus Industriebetrieben, diese solle künftig nicht in die Luft abgegeben werden, sondern die Wärmenetze aufheizen.

Gestiegene Kosten bedeute mehr Förderung

Mit den gestiegenen Kosten geht auch ein gestiegener Bedarf an Fördermitteln einher. „Der jährliche Bedarf an Investitionskostenzuschüssen und Betriebskostenförderungen liegt bei rund 3,4 Milliarden Euro bis 2030“, heißt es in der Studie. Dieser Wert liege deutlich über den bislang zugesicherten Haushaltsmitteln. Hier bestehe somit dringender Handlungsbedarf.

Der AGFW und der VKU betonen zwar in diesem Zusammenhang, dass die dafür eingeführte „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ (BEW) inhaltlich gut, aber unterfinanziert sei. Die BEW sei bis Ende 2028 befristet und insgesamt nur mit 3,5 Milliarden Euro ausgestattet. „Das reicht bei weitem nicht aus, damit die Wärmenetze ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten.“

In der Studie wird vorgeschlagen, die notwendigen Gelder nicht über den Bundeshaushalt zu akquirieren, sondern über eine Umlage oder Abgaben auf Energie. Anhand der Beispiele Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz und Erneuerbare-Energien-Gesetz lasse sich nachweisen, dass „diese Art der Finanzierung eine hohe Verlässlichkeit bietet und für Investitionssicherheit sorgt“.

Laut Studie stelle sich jetzt schon heraus, dass die Diskussionen um die Mittelausstattung der BEW die Fernwärmeunternehmen verunsicherten. Sie „hemmen daher dringend erforderliche Investitionen in die Fernwärme“.

Die Verbände weisen allerdings darauf hin, dass die Politik das Problem durchaus erkannt und reagiert habe. „Die BEW muss daher mit ausreichenden Finanzmitteln ausgestattet und das KWKG verlängert werden“, so AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch. Genau das hätten Wirtschafts- und Bauressort rund um den Fernwärme-Gipfel im Juni 2023 mit den Verbänden der Energie- und Fernwärmewirtschaft auch vereinbart.

Die Herausforderungen für die Fernwärmeunternehmen bis 2045 bleiben gewaltig. Die Zahl der mit Fernwärme versorgten Wohngebäude soll bis dahin von aktuell etwa 1,3 Millionen auf 3,6 Millionen ansteigen. „Dies ist gleichbedeutend mit etwa 14 Millionen Wohneinheiten, die im Jahr 2045 mit Fernwärme versorgt werden, und entspricht dem in der Erklärung zum Fernwärmegipfel vom 12. Juni 2023 angestrebten Zielwert“, so die Studie.

Die Nachfrage nach Fernwärme nimmt von knapp 110 Milliarden kWh auf 166 Milliarden kWh im Jahr 2045 zu, so die fortgeschriebene Prognos-Prognose.

Die Aktualisierung der Studie „Perspektive der Fernwärme - Aus- und Umbau städtischer Fernwärme als Beitrag einer sozial-ökologischen Wärmepolitik “ aus dem Jahr 2020 lässt sich auf den Seiten des AGFW und des VKU herunterladen.
 

Stefan Sagmeister
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