
Quelle: Fotolia / Andrey Popov
BILANZ:
Stadtwerke Osnabrück erstmals seit 2020 im Plus
Der neue Vorstand in Osnabrück präsentiert erstmals Zahlen, und die sind gleich schwarz. 6,7 Millionen Euro haben die Stadtwerke verdient, nach über 21 Millionen Euro Verlust seit 2021.
Die Stadtwerke Osnabrück AG haben nach zwei Krisenjahren erstmals wieder eine Bilanz mit positivem Ergebnis vorgelegt. Der
kommunale Versorger aus Südniedersachsen behielt 2023 insgesamt 6,7 Millionen Euro übrig. Diese Zahlen stellte die neue Führung der Hauptversammlung am Abend des 17. Juni vor.
Nach Einbußen von 16,9 Millionen Euro (2021) und 4,5 Millionen Euro (2022) haben die Stadtwerke die Verlustzone also wieder verlassen. Vorstandsvorsitzender Daniel Waschow und Finanzchef Dirk Eichholz, seit dem 15. August 2023 im Amt und damit nur zum Teil für das Ergebnis verantwortlich, erklärten im Gespräch mit unserer Redaktion, die Zahlen seien eine „gute Nachricht“. Allerdings sei nach zwei bis drei „eher turbulenten“ Jahren die Trendwende noch nicht geschafft, so Waschow.
Die verhaltene Einschätzung mag durchaus überraschen. Denn bei seiner Amtsübergabe an das vom Oldenburger Versorger EWE gekommene, neue Führungsduo hatte Interimsmanager Stefan Grützmacher im vergangenen August noch genau diese Worte gewählt und von einer „Trendwende“ gesprochen. Finanzvorstand Dirk Eichholz ging es allerdings darum, mehr als nur die bescheidene wirtschaftliche Gesundung in den Blick zu nehmen. Dauerhaft zu wachsen, dafür müsse „das, was wir verdienen, auch im Unternehmen bleiben. Wir brauchen das Geld für die anstehenden Investitionen.“
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Stadtwerke wollen ÖPNV-Verluste nicht mehr alleine tragen
Klotz am Bein sind die üblichen Verlustbringer eines Querverbundversorgers − in Osnabrück drei Bäder und der ÖPNV. „Wir werden uns mit der Stadt über Zuschüsse unterhalten müssen“, so Eichholz. Üblicherweise gleichen Stadtwerke die Verluste bei Verkehr und Bädern mit den Gewinnen der Energiesparte aus. Hier möchte Osnabrücks Stadtwerke-Führung neue Wege gehen und die Kosten aufteilen. Waschow spricht von einem „anfänglichen Diskurs“, der mit der Kommune begonnen sei.
Der Gewinn von 6,7 Millionen Euro darf komplett im Unternehmen verbleiben, die Stadt verzichtet auf eine Überweisung. Das wertet der Vorstand als positives Zeichen für das neu zu entwickelnde Finanzierungskonzept. Die anstehenden Investitionen in ein Wärmenetz seien schließlich weitaus höher als in anderen Städten, die bereits über Leitungsnetze verfügen. In Osnabrück kommt die leitungsgebundene Wärmeversorgung derzeit nur auf eine Länge von 13 Kilometern. Hier muss der Großteil neu entstehen, ein Projekt mit einem Papierhersteller soll Abwärme ins System bringen (wir berichteten).
Dass die Bilanz für 2023 wieder positiv ausfällt, verdanke Osnabrück auch einem Einmaleffekt, so Waschow. Bestellte Gasmengen, die im Winter 2022/23 über den Bedarf der Kunden hinausgingen, brachten die Stadtwerke gewinnbringend auf den Markt. Weniger belastend wirkte die Direktvermarktung im Energiehandel: Hier hatten schlechte Kontrakte tiefe Löcher in die Kasse gerissen. Die Stadtwerke ließen Verträge auslaufen und verabschiedeten sich schließlich von diesem Geschäft. Allerdings wirkten sich Rückstellungen, die drohende Strombezugsverpflichtungen abfedern sollen, negativ auf die Bilanz aus.
Absatz von Strom und Gas ging teils deutlich zurück
Mit dem gut einjährigen Gastspiel von Interimschef Stefan Grützmacher und dem Neustart unter der jetzigen Führung haben die Stadtwerke ein Controlling etabliert, das die finanziellen Risiken stark minimieren soll. Das aktuelle Ergebnis wertete das Vorstandsduo Waschow und Eichholz als „stabilisierend“ für die weitere Entwicklung.
Der Umsatz sank im vergangenen Jahr um rund 80 Millionen Euro auf nunmehr 686 Millionen Euro, das ist ein Minus von gut 10 Prozent. Grund ist auch eine gesunkene Abgabe an Strom (minus 230 Millionen kWh oder 25,4 Prozent) und Gas (minus 1 Milliarde kWh, 32,6 Prozent). Beim Gas machte sich auch ein Kundenrückgang bemerkbar, nachdem der Wettbewerb hier wieder eingesetzt hatte. Das Eigenkapital wuchs um rund 16 Millionen Euro auf 202,9 Millionen Euro. Die Investitionen steigerten die Osnabrücker um gut 15 Millionen Euro (27,6 Prozent) auf 72,1 Millionen Euro.
10 Millionen Euro sparte das Unternehmen an Gehältern ein. Dies liegt nicht zuletzt an 174 in der Bilanz fehlenden Stellen (minus 29 Prozent) auf den Stand von 424 Beschäftigten Ende 2023. Der Aderlass ist allerdings nur ein theoretischer. Die Mitarbeitenden sind 2023 in die neu gegründete Gesellschaft SWO Mobil übergegangen, worunter der Verkehrsbetrieb nun firmiert. In der SWO-Gruppe arbeiteten Ende 2023 insgesamt rund 1.400 Beschäftigte.
Nach Einbußen von 16,9 Millionen Euro (2021) und 4,5 Millionen Euro (2022) haben die Stadtwerke die Verlustzone also wieder verlassen. Vorstandsvorsitzender Daniel Waschow und Finanzchef Dirk Eichholz, seit dem 15. August 2023 im Amt und damit nur zum Teil für das Ergebnis verantwortlich, erklärten im Gespräch mit unserer Redaktion, die Zahlen seien eine „gute Nachricht“. Allerdings sei nach zwei bis drei „eher turbulenten“ Jahren die Trendwende noch nicht geschafft, so Waschow.
Die verhaltene Einschätzung mag durchaus überraschen. Denn bei seiner Amtsübergabe an das vom Oldenburger Versorger EWE gekommene, neue Führungsduo hatte Interimsmanager Stefan Grützmacher im vergangenen August noch genau diese Worte gewählt und von einer „Trendwende“ gesprochen. Finanzvorstand Dirk Eichholz ging es allerdings darum, mehr als nur die bescheidene wirtschaftliche Gesundung in den Blick zu nehmen. Dauerhaft zu wachsen, dafür müsse „das, was wir verdienen, auch im Unternehmen bleiben. Wir brauchen das Geld für die anstehenden Investitionen.“
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Erfolgreicher Einstand, aber noch keine Trendwende in Osnabrück: Daniel Waschow (links) und Dirk Eichholz präsentieren die
Zahlen für 2023.
Quelle: E&M / Volker Stephan
Quelle: E&M / Volker Stephan
Stadtwerke wollen ÖPNV-Verluste nicht mehr alleine tragen
Klotz am Bein sind die üblichen Verlustbringer eines Querverbundversorgers − in Osnabrück drei Bäder und der ÖPNV. „Wir werden uns mit der Stadt über Zuschüsse unterhalten müssen“, so Eichholz. Üblicherweise gleichen Stadtwerke die Verluste bei Verkehr und Bädern mit den Gewinnen der Energiesparte aus. Hier möchte Osnabrücks Stadtwerke-Führung neue Wege gehen und die Kosten aufteilen. Waschow spricht von einem „anfänglichen Diskurs“, der mit der Kommune begonnen sei.
Der Gewinn von 6,7 Millionen Euro darf komplett im Unternehmen verbleiben, die Stadt verzichtet auf eine Überweisung. Das wertet der Vorstand als positives Zeichen für das neu zu entwickelnde Finanzierungskonzept. Die anstehenden Investitionen in ein Wärmenetz seien schließlich weitaus höher als in anderen Städten, die bereits über Leitungsnetze verfügen. In Osnabrück kommt die leitungsgebundene Wärmeversorgung derzeit nur auf eine Länge von 13 Kilometern. Hier muss der Großteil neu entstehen, ein Projekt mit einem Papierhersteller soll Abwärme ins System bringen (wir berichteten).
Dass die Bilanz für 2023 wieder positiv ausfällt, verdanke Osnabrück auch einem Einmaleffekt, so Waschow. Bestellte Gasmengen, die im Winter 2022/23 über den Bedarf der Kunden hinausgingen, brachten die Stadtwerke gewinnbringend auf den Markt. Weniger belastend wirkte die Direktvermarktung im Energiehandel: Hier hatten schlechte Kontrakte tiefe Löcher in die Kasse gerissen. Die Stadtwerke ließen Verträge auslaufen und verabschiedeten sich schließlich von diesem Geschäft. Allerdings wirkten sich Rückstellungen, die drohende Strombezugsverpflichtungen abfedern sollen, negativ auf die Bilanz aus.
Absatz von Strom und Gas ging teils deutlich zurück
Mit dem gut einjährigen Gastspiel von Interimschef Stefan Grützmacher und dem Neustart unter der jetzigen Führung haben die Stadtwerke ein Controlling etabliert, das die finanziellen Risiken stark minimieren soll. Das aktuelle Ergebnis wertete das Vorstandsduo Waschow und Eichholz als „stabilisierend“ für die weitere Entwicklung.
Der Umsatz sank im vergangenen Jahr um rund 80 Millionen Euro auf nunmehr 686 Millionen Euro, das ist ein Minus von gut 10 Prozent. Grund ist auch eine gesunkene Abgabe an Strom (minus 230 Millionen kWh oder 25,4 Prozent) und Gas (minus 1 Milliarde kWh, 32,6 Prozent). Beim Gas machte sich auch ein Kundenrückgang bemerkbar, nachdem der Wettbewerb hier wieder eingesetzt hatte. Das Eigenkapital wuchs um rund 16 Millionen Euro auf 202,9 Millionen Euro. Die Investitionen steigerten die Osnabrücker um gut 15 Millionen Euro (27,6 Prozent) auf 72,1 Millionen Euro.
10 Millionen Euro sparte das Unternehmen an Gehältern ein. Dies liegt nicht zuletzt an 174 in der Bilanz fehlenden Stellen (minus 29 Prozent) auf den Stand von 424 Beschäftigten Ende 2023. Der Aderlass ist allerdings nur ein theoretischer. Die Mitarbeitenden sind 2023 in die neu gegründete Gesellschaft SWO Mobil übergegangen, worunter der Verkehrsbetrieb nun firmiert. In der SWO-Gruppe arbeiteten Ende 2023 insgesamt rund 1.400 Beschäftigte.
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 17.06.2024, 17:30 Uhr
Montag, 17.06.2024, 17:30 Uhr
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