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Enerige & Management > Stadtwerke - Stadt will Ex-Stadtwerkechef in Regress nehmen
Quelle: Jonas Rosenberger
STADTWERKE:
Stadt will Ex-Stadtwerkechef in Regress nehmen
Die Stadtwerke Sigmaringen wollen für einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe den Ex-Geschäftsführer in Haftung nehmen.
 
Schlechtes Zeugnis für den Mann, der die Stadtwerke Sigmaringen während der Gaskrise führte: Die vom Aufsichtsrat des Versorgers angestoßene Compliance-Untersuchung hat nach Angaben der baden-württembergischen Kreisstadt ergeben, dass „verschiedene Anhaltspunkte für Pflichtverletzungen auf der Ebene der Geschäftsführung vorliegen“. Der damalige Geschäftsführer soll Energie zu spät und zu überteuerten Preisen eingekauft haben, es soll Fehlkalkulation von Preisen und Energiemengen gegeben haben und er soll Aufsichtsrat und Stadt erst verspätet über den Geschäftsverlauf unterrichtet haben.

„Auf der Grundlage der Ergebnisse der Compliance-Untersuchung beschloss der Aufsichtsrat die Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen“ gegenüber dem Geschäftsführer, teilt die Verwaltung der 17.000-Einwohner-Stadt mit. Der finanzielle Schaden der Stadtwerke summiert sich laut Kommune auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Der Jahresabschluss für 2023 soll laut Beschluss des Aufsichtsrats mit einem Verlust in Höhe von 11,4 Millionen Euro festgestellt werden. Auch für die beiden Folgejahre rechnet man in Sigmaringen mit außerordentlichen Belastungen wegen der Energiebeschaffung des Ex-Chefs.

Im September vergangenen Jahres hatte der Stadtrat einen Sanierungsplan für das 100-prozentig kommunale Unternehmen abgenickt. Das Rettungspaket bestand aus 11,5 Millionen Euro Kapitalerhöhung und dem Verzicht auf Rückzahlung eines Gesellschafterdarlehens in Höhe von 14,5 Millionen Euro.

Entlastung für Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat sieht sich durch das Gutachten einer Anwaltskanzlei entlastet. „Im Aufsichtsrat herrschte große Verunsicherung, ob wir als Gremium etwas falsch gemacht haben“, so der Vorsitzende des Gremiums, Sigmaringens Bürgermeister Marcus Ehm (CDU). Ein Fehlverhalten des Aufsichtsrates oder des Gesellschafters Stadt Sigmaringen sei in der Analyse nicht festgestellt worden, heißt es in der Mitteilung der Kommune. „Dieses Urteil hilft uns intern, macht aber das katastrophale Jahresergebnis nicht wett“, erklärt Ehm.

Geschäftsführer der Stadtwerke während der Gaskrise war Markus Seeger (50). Er kam im Jahr 2021 vom Stadtwerk am See in Friedrichshafen nach Sigmaringen. Am Bodensee war er Geschäftsbereichs-Leiter und Prokurist gewesen. Nach dem Umgang mit der Energiekrise gefragt, sprach er im Interview mit der Hauszeitung der Stadtwerke im Oktober 2022 von „Herausforderungen, die wir annehmen und mit denen wir bestmöglich umgehen müssen“. Seeger: „Oberste Priorität dabei hat, unseren Kundinnen und Kunden größtmögliche Versorgungssicherheit mit Energie zu gewährleisten, soweit dies in unserer Macht steht.“ Im August 2024 musste er seinen Hut nehmen. Seither führt Falk-Wilhelm Schulz (48) die Geschäfte.

Schulz war, bevor er den Posten in Sigmaringen übernahm, laut Linked in selbstständig und zuvor unter anderem interimsmäßig bei den Stadtwerken Tornesch in Schleswig-Holstein tätig und einige Jahre bei den Stadtwerken Olching bei München.

Seine Konsequenz aus den Vorgängen in Sigmaringen vor seiner Zeit: „Wir haben mit externer Hilfe unsere Strukturen überarbeitet, um gemeinsam bessere und datenbasierte Entscheidungen zu treffen. Auch das Berichtswesen befindet sich in einer Überarbeitung – in enger Abstimmung mit den Anforderungen der Stadt.“
 

Manfred Fischer
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 22.07.2025, 11:03 Uhr

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