
Quelle: Fotolia / XtravaganT
E&M VOR 20 JAHREN:
Spielraum für Ausbau der KWK ausnutzen
Auch im Jahr 2005 wurde hitzig über ein KWK-Gesetzt diskutiert. Peter Löffler, Leiter des Fachverbands Cogen, ordnete die Debatte vor 20 Jahren in den europäischen Kontext ein.
Peter Löffler, im Jahr 2005 Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des europäischen Fachverbands Cogen Europe mit Sitz in Brüssel,
sah bereits damals die deutsche Diskussion um eine KWK-Förderung im europäischen Zusammenhang. Jan Mühlstein, damals Redakteur
bei E&M, sprach mit ihm:
E&M: Herr Löffler, die EU hat am 21. Februar 2004 eine Richtlinie zum Ausbau effektiver KWK verabschiedet. Sind schon positive Auswirkungen erkennbar?
Löffler: Die Richtlinie muss bis Februar 2006 in nationales Recht der EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Bislang wissen wir nur von wenigen Ländern, dass sie sich schon eingehender mit den Umsetzungserfordernissen beschäftigt haben. So bereitet etwa die spanische Regierung eine Reform des gesetzlichen Rahmens für die KWK vor, die sich stark an der Richtlinie orientieren soll. Das langsame Anlaufen der Umsetzung hat auch damit zu tun, dass einige für die Durchführung der Richtlinie wichtige Details erst noch von einem so genannten Regulierungsausschuss hier in Brüssel festgelegt werden müssen. Das betrifft zum Beispiel die Frage der harmonisierten Referenzwerte für die getrennte Erzeugung von Strom und Wärme. Dieser Prozess wird vermutlich in der zweiten Hälfte 2005 abgeschlossen sein.
E&M: Welche weiteren europäischen und nationalen Schritte hält Cogen Europe für notwendig, damit die Ziele der EU-Richtlinie erreicht werden?
Löffler: Auf europäischer Ebene ist die die Festlegung der Referenzwerte für getrennte Strom- und Wärmeerzeugung ein extrem wichtiger Schritt. Davon wird abhängen, ob die durch die Anwendung der KWK erzielten Energieeinsparungen in fairer, objektiver und transparenter Weise berechnet werden. Auch die in der Richtlinie festgeschriebene Analyse der nationalen KWK-Potenziale muss noch genauer definiert werden. Schließlich muss die Europäische Kommission die korrekte Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht kontrollieren. Die Erfahrung zeigt, dass Mitgliedsstaaten EU-Richtlinien oft zu spät oder mangelhaft umsetzen. Damit wäre ich auch schon bei der nationalen Ebene: Sie muss die Richtlinie zügig umsetzen, und sie sollte den ihr gegebenen Spielraum ausnutzen, um das Instrumentarium der Richtlinie im Sinnes eines entschiedenen Ausbaus der KWK einzusetzen. Das schließt die gezielte Förderung der KWK mit ein, für die die Richtlinie ausdrücklich einen Rahmen schafft.
E&M: Bezüglich des KWK-Anteils an der Stromerzeugung liegt Deutschland im EU-Mittelfeld. Was können wir von den erfolgreicheren europäischen Nachbarn lernen?
Löffler: Generell können wir an den Beispielen der Niederlande, Dänemarks oder Ungarns lernen, dass der politische Wille der Regierung eine entscheidende Größe ist. Länder, die ein effizientes Energieversorgungssystem mit einem hohen KWK-Anteil wirklich wollen, schaffen letztlich auch das entsprechende spezifische Instrumentarium, um dieses Ziel zu erreichen. In Bezug auf einzelne Maßnahmen könnte sich Deutschland etwa vom portugiesischen KWK-Gesetz, dem gesetzlichen Rahmen für KWK in Ungarn oder von dem Modell der Grünstromzertifikate im Süden Belgiens inspirieren lassen.
E&M: In Deutschland wird derzeit über eine Anpassung des KWK-Gesetzes diskutiert. Welche Änderungen würden Sie aus europäischer Sicht empfehlen?
Löffler: Das bisherige KWK-Gesetz war in mehrfacher Hinsicht – und ich unterstelle, dass es Absicht war – sehr restriktiv angelegt. Es fördert erstens nur kleine neue KWK-Anlagen, nicht aber die Entwicklung der großen KWK-Potentiale in der Industrie, wo gewaltige Energie- und CO2-Einsprungen erzielt werden könnten. Geförderte Neuanlagen erhalten zweitens einen Bonus nur für den ins Netz eingespeisten Strom, obwohl der selbst verbrauchte KWK-Strom fürs Energiesparen genauso wertvoll ist. Und Anträge für eine Förderung können nur während eines begrenzten Zeitraumes gestellt werden. Wenn diese Restriktionen unter einem neuen gesetzlichen Rahmen wegfielen, dann wären wir schon ein gutes Stück weiter.
Ein Quoten- und Zertifikatemodell für KWK ist Anfang 2001 in Deutschland an der Ablehnung der Energiekonzerne und des Wirtschaftministeriums gescheitert. Wir sehen aber jetzt in Belgien, dass genau ein solches Model vielversprechend ist. Warum also nicht einen neuen Anlauf nehmen?
E&M: Welchen Bedarf an einer technischen Weiterentwicklung der KWK sehen Sie?
Löffler: Die konventionellen KWK-Technologien sind schon sehr weit entwickelt, obwohl es auch hier immer noch erstaunliche Verbesserungen gibt, wie zum Beispiel die Erhöhung des elektrischen Wirkungsgrades von Motoren. Daneben gibt es natürlich die klassischen Themen, wie etwa Produktions- und Wartungskosten reduzieren, höhere Zuverlässigkeit, oder erhöhte Flexibilität hinsichtlich des Strom- und Wärmeoutputs. Brennstoffzellen sollten weiter entwickelt werden. Sie könnten einige spezifische Vorteile bieten und würden, wenn sie zur Serienreife gelangen, das Spektrum der KWK-Technologien erweitern. Fortschritt ist auch in der Sparte der „enabling technologies“ wichtig, also derjenigen Technologien, die den Einsatz der KWK in einem gegebenen technischen und Marktumfeld erst ermöglichen, wie etwa Mess- und Datenübertragungstechnik, Wärme- und Stromspeicherung, oder alles, was mit dem Netzbetrieb in einem dezentralen Stromsystem zu tun hat.
E&M: Solarenergie finden alle gut, KWK kennen nur Fachleute. Müssen KWK-Verbände wie Cogen Europe ihre Öffentlichkeitsarbeit ändern?
Löffler: Solaranlagen sind geräuschlos, emissionslos und sie glänzen schön im Sonnenlicht. KWK-Anlagen „krachen und stinken“, wenn ich es mal so salopp sagen darf. Großkraftwerke produzieren noch viel mehr Emissionen und verschwenden wertvolle Ressourcen, aber sie stehen nicht bei uns vor der Haustür. Abgesehen von diesen Schwierigkeiten hat die Kommunikation der Verbände über die enormen Vorzüge der KWK allerdings auch eine gewisse Neigung, den Sachverhalt schwer verständlich „rüberzubringen“. Wir sind häufig zu sehr Technik- oder Thermodynamik-Freaks und zu wenig Kommunikatoren mit Gespür dafür, was Politiker und die Öffentlichkeit relevant finden. Cogen Europe wird in diesem Sinne Anstrengungen unternehmen, um seine Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern.
Wir haben allerdings auch mit heftigem Gegenwind zu kämpfen. Solarenergie wird noch auf längere Sicht keine bedeutende Konkurrenz für existierende Kraftwerksbetreiber. Aber man kann in sehr kurzer Zeit enorme Mengen an neuer KWK bauen und damit Großkraftwerke ersetzen. In diesem Zusammenhang haben wir es zum Teil mit massiver und gezielter Desinformation derjenigen Stromkonzerne zu tun, die die KWK als Konkurrenz und nicht als ein Element ihrer eigenen Unternehmensstrategie ansehen.
E&M: Herr Löffler, die EU hat am 21. Februar 2004 eine Richtlinie zum Ausbau effektiver KWK verabschiedet. Sind schon positive Auswirkungen erkennbar?
Löffler: Die Richtlinie muss bis Februar 2006 in nationales Recht der EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Bislang wissen wir nur von wenigen Ländern, dass sie sich schon eingehender mit den Umsetzungserfordernissen beschäftigt haben. So bereitet etwa die spanische Regierung eine Reform des gesetzlichen Rahmens für die KWK vor, die sich stark an der Richtlinie orientieren soll. Das langsame Anlaufen der Umsetzung hat auch damit zu tun, dass einige für die Durchführung der Richtlinie wichtige Details erst noch von einem so genannten Regulierungsausschuss hier in Brüssel festgelegt werden müssen. Das betrifft zum Beispiel die Frage der harmonisierten Referenzwerte für die getrennte Erzeugung von Strom und Wärme. Dieser Prozess wird vermutlich in der zweiten Hälfte 2005 abgeschlossen sein.
E&M: Welche weiteren europäischen und nationalen Schritte hält Cogen Europe für notwendig, damit die Ziele der EU-Richtlinie erreicht werden?
Löffler: Auf europäischer Ebene ist die die Festlegung der Referenzwerte für getrennte Strom- und Wärmeerzeugung ein extrem wichtiger Schritt. Davon wird abhängen, ob die durch die Anwendung der KWK erzielten Energieeinsparungen in fairer, objektiver und transparenter Weise berechnet werden. Auch die in der Richtlinie festgeschriebene Analyse der nationalen KWK-Potenziale muss noch genauer definiert werden. Schließlich muss die Europäische Kommission die korrekte Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht kontrollieren. Die Erfahrung zeigt, dass Mitgliedsstaaten EU-Richtlinien oft zu spät oder mangelhaft umsetzen. Damit wäre ich auch schon bei der nationalen Ebene: Sie muss die Richtlinie zügig umsetzen, und sie sollte den ihr gegebenen Spielraum ausnutzen, um das Instrumentarium der Richtlinie im Sinnes eines entschiedenen Ausbaus der KWK einzusetzen. Das schließt die gezielte Förderung der KWK mit ein, für die die Richtlinie ausdrücklich einen Rahmen schafft.
E&M: Bezüglich des KWK-Anteils an der Stromerzeugung liegt Deutschland im EU-Mittelfeld. Was können wir von den erfolgreicheren europäischen Nachbarn lernen?
Löffler: Generell können wir an den Beispielen der Niederlande, Dänemarks oder Ungarns lernen, dass der politische Wille der Regierung eine entscheidende Größe ist. Länder, die ein effizientes Energieversorgungssystem mit einem hohen KWK-Anteil wirklich wollen, schaffen letztlich auch das entsprechende spezifische Instrumentarium, um dieses Ziel zu erreichen. In Bezug auf einzelne Maßnahmen könnte sich Deutschland etwa vom portugiesischen KWK-Gesetz, dem gesetzlichen Rahmen für KWK in Ungarn oder von dem Modell der Grünstromzertifikate im Süden Belgiens inspirieren lassen.
E&M: In Deutschland wird derzeit über eine Anpassung des KWK-Gesetzes diskutiert. Welche Änderungen würden Sie aus europäischer Sicht empfehlen?
Löffler: Das bisherige KWK-Gesetz war in mehrfacher Hinsicht – und ich unterstelle, dass es Absicht war – sehr restriktiv angelegt. Es fördert erstens nur kleine neue KWK-Anlagen, nicht aber die Entwicklung der großen KWK-Potentiale in der Industrie, wo gewaltige Energie- und CO2-Einsprungen erzielt werden könnten. Geförderte Neuanlagen erhalten zweitens einen Bonus nur für den ins Netz eingespeisten Strom, obwohl der selbst verbrauchte KWK-Strom fürs Energiesparen genauso wertvoll ist. Und Anträge für eine Förderung können nur während eines begrenzten Zeitraumes gestellt werden. Wenn diese Restriktionen unter einem neuen gesetzlichen Rahmen wegfielen, dann wären wir schon ein gutes Stück weiter.
Ein Quoten- und Zertifikatemodell für KWK ist Anfang 2001 in Deutschland an der Ablehnung der Energiekonzerne und des Wirtschaftministeriums gescheitert. Wir sehen aber jetzt in Belgien, dass genau ein solches Model vielversprechend ist. Warum also nicht einen neuen Anlauf nehmen?
E&M: Welchen Bedarf an einer technischen Weiterentwicklung der KWK sehen Sie?
Löffler: Die konventionellen KWK-Technologien sind schon sehr weit entwickelt, obwohl es auch hier immer noch erstaunliche Verbesserungen gibt, wie zum Beispiel die Erhöhung des elektrischen Wirkungsgrades von Motoren. Daneben gibt es natürlich die klassischen Themen, wie etwa Produktions- und Wartungskosten reduzieren, höhere Zuverlässigkeit, oder erhöhte Flexibilität hinsichtlich des Strom- und Wärmeoutputs. Brennstoffzellen sollten weiter entwickelt werden. Sie könnten einige spezifische Vorteile bieten und würden, wenn sie zur Serienreife gelangen, das Spektrum der KWK-Technologien erweitern. Fortschritt ist auch in der Sparte der „enabling technologies“ wichtig, also derjenigen Technologien, die den Einsatz der KWK in einem gegebenen technischen und Marktumfeld erst ermöglichen, wie etwa Mess- und Datenübertragungstechnik, Wärme- und Stromspeicherung, oder alles, was mit dem Netzbetrieb in einem dezentralen Stromsystem zu tun hat.
E&M: Solarenergie finden alle gut, KWK kennen nur Fachleute. Müssen KWK-Verbände wie Cogen Europe ihre Öffentlichkeitsarbeit ändern?
Löffler: Solaranlagen sind geräuschlos, emissionslos und sie glänzen schön im Sonnenlicht. KWK-Anlagen „krachen und stinken“, wenn ich es mal so salopp sagen darf. Großkraftwerke produzieren noch viel mehr Emissionen und verschwenden wertvolle Ressourcen, aber sie stehen nicht bei uns vor der Haustür. Abgesehen von diesen Schwierigkeiten hat die Kommunikation der Verbände über die enormen Vorzüge der KWK allerdings auch eine gewisse Neigung, den Sachverhalt schwer verständlich „rüberzubringen“. Wir sind häufig zu sehr Technik- oder Thermodynamik-Freaks und zu wenig Kommunikatoren mit Gespür dafür, was Politiker und die Öffentlichkeit relevant finden. Cogen Europe wird in diesem Sinne Anstrengungen unternehmen, um seine Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern.
Wir haben allerdings auch mit heftigem Gegenwind zu kämpfen. Solarenergie wird noch auf längere Sicht keine bedeutende Konkurrenz für existierende Kraftwerksbetreiber. Aber man kann in sehr kurzer Zeit enorme Mengen an neuer KWK bauen und damit Großkraftwerke ersetzen. In diesem Zusammenhang haben wir es zum Teil mit massiver und gezielter Desinformation derjenigen Stromkonzerne zu tun, die die KWK als Konkurrenz und nicht als ein Element ihrer eigenen Unternehmensstrategie ansehen.
Jan Mühlstein
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Donnerstag, 30.01.2025, 04:20 Uhr
Donnerstag, 30.01.2025, 04:20 Uhr
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